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bei einem bestimmten Verkaufspreise an einem Artikel verdient oder
verloren wird, ob und in welchem Umfange die Spannung zwischen
Gestehungs- und Verkaufspreis Konzessionen an den Kunden ge
stattet. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gedeihen
jedes Unternehmens bildet daher die genaue Kenntnis der Selbst
kosten seiner Erzeugnisse.
Die Bilanz weist wohl die Gesamtsumme des Gewinnes aus
und den Anteil, den die einzelnen Vermögensgruppen (Fabrikations
konto, Effektenkonto, Devisenkonto, Zinsenkonto, Immobilien
konto etc.) an denselben haben. Für ein Fabriksunternehmen
würde diese Aufteilung aber nur dann genügen, wenn ein einziger
Artikel in einer einzigen Qualität erzeugt würde; dann würde
der ganze auf Fabrikationskonto erscheinende Gewinn aus der Er
zeugung dieses einen Artikels herrühren und eine Gegenüber
stellung der Jahreserzeugung, des Jahresumsatzes und des Ge
winnes würde für die künftige Verkaufstätigkeit hinlängliche Di
rektiven geben.
So einfach liegt aber die Sache in fast keinem industriellen
Unternehmen; selbst dort, wo es sich um die Erzeugung eines
einzigen Spezialartikels handelt, ergibt sich, den Anforderungen
des Konsums oder Zweckmäßigkeitsgründen entsprechend, bald
die Notwendigkeit der Ausführung desselben Artikels in ver
schiedenen Qualitäten, Formen und Adjustierungen, deren
Gestehungspreis voneinander abweicht und getrennte Kalkula
tionen bedingt; aber auch diese Spezialbetriebe bilden nur eine
unbedeutende Minorität in der Reihe der industriellen Unter
nehmungen; die große Mehrheit ist auf die Erzeugung einer
ganzen Anzahl verschiedenartiger Artikel eingerichtet; die
Selbstkostenberechnung hat nun die Aufgabe, die Erzeugungs
werte eines jeden einzelnen derselben mit möglichster Genauig
keit festzustellen und so dem Unternehmer eine Handhabe für
die Festsetzung der Verkaufspreise, vor allem aber einen Über
blick darüber zu geben, ob und in welchem Maße die einzelnen
Zweige seiner Fabrikation zum Erfolge des Unternehmens bei
tragen.
Die für einen bestimmten Gegenstand aufgewendeten Er
zeugungskosten lassen sich in unmittelbare und mittelbare
einteilen. Die Bestimmung der ersteren ist ebenso einfach als die
der letzteren schwierig ist. Zu den unmittelbaren Erzeugungs
kosten gehören das Rohmaterial und die produktiven Arbeits
löhne, zu den mittelbai’en alle anderen Unkosten des Fabriks
betriebes, die der ganzen Erzeugung oder einer Abteilung der
selben zur Last fallen und eine Aufteilung auf die einzelnen dort
hergestellten Gegenstände oft nicht zulassen. Um die Aufteilung
dieser Unkosten, welche unter Punkt 3 besprochen werden sollen,
nun so zu ermöglichen, daß jeder Teilbetrieb und jeder in dem
selben hergestellte Artikel mit der auf ihn entfallenden Quote
belastet wird, bedarf es sehr umfangreicher statistischer und