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Die Karbonisation.
Die Karbonisation der Zellulose beruht darauf, daß mit Säuren
behandelte Zellulose die bei höherer Temperatur getrocknet wurde,
in Hydrozellulose und dadurch in eine zerreibliche pulverige Masse
umgewandelt wird, die sich leicht entfernen läßt. Da bei dieser
Prozedur die Zellulose gebräunt wird, gleichsam, als wäre sie ver
kohlt worden, so hat man dieses Verfahren als das Karbonisieren
bezeichnet. Das Karbonisieren wurde zuerst von Gustav Kober
1852 in England vorgenommen. Die Anwendung zur Entfernung
pflanzlicher Bestandteile, Stroh, Kletten etc. aus der Wolle sollen
zuerst 1854 Isart und Frezon benützt haben. Man verwendet die
Karbonisation in der Kunstwollindustrie, um aus dem Extrakt
(Baumwolle und Wolle) die Woll fasern abzuschneiden.
Zur Karbonisation braucht man meist verdünnte Schwefel
säure (4 Grad Be), in die man die betreffenden Gewebe taucht.
Man läßt abtropfen und trocknet dann bei 100 Grad. Dabei wird
die verdünnte Schwefelsäure konzentriert und wirkt auf die Zellu
lose ein, sie in Hydrozellulose verwandelnd. Viel schonender
wirken Chloride (Aluminium- oder Chromchlorid), die beim Er
hitzen (130 bis 150 Grad) Salzsäure abspalten. Diese Salze wendet
man zum Karbonisieren namentlich dann an, wenn die Produkte
in zarten Farben gefärbt sind. Nach dem Karbonisieren wird die
Hydrozellulose ausgeklopft, es wird die Säure neutralisiert und
ausgewaschen und die Faser dann getrocknet. Der ganze Prozeß
dauert bei Anwendung von Schwefelsäure 1 bis 1 Vs Stunden und
die Temperatur beträgt zirka 100 Grad. Bei der Anwendung von
Chloriden muß die Temperatur höher sein und man muß etwas
länger erhitzen. Dieses Verfahren wird verwendet, um aus der Wolle
auf chemischem Wege Kletten (pflanzliche Stoffe) zu entfernen, even
tuell aus dem rohen Gewebe (Loden). Ebenso um durchbrochene
Gewebe (Luftstickerei) herzustellen. Dieselben werden mit Baumwolle
zusammen verwebt und diese dann durch Karbonisation entfernt.
Verbindungen der Zellulose.
Die Einwirkung der konzentrierten Natronlauge auf Zellulose
wurde zuerst von Persoz beobachtet. Jedoch hat Mereer zuerst
gezeigt, daß eine derartig behandelte Zellulose aufschwillt und
schrumpft, daß sie ein größeres Färbungsvermögen und eine
größere Zerreißfestigkeit aufweist.
Die Verkürzung der Faser durch Natronlauge beträgt bis
26-5 Prozent. Wird die Verkürzung verhindert, indem die Baum-
wollfaser bei der Behandlung mit Alkali im gespannten Zustande
sich befindet, so erscheint die Faser stark glänzend. Das rührt
daher, daß die Kutikula der Baumwollfaser durch die konzen
trierte Lauge gelöst wird und die Faser sich aufdreht, so daß die
korkzieherartige für die Baumwolle charakteristische Windung