Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

13 
Die Karbonisation. 
Die Karbonisation der Zellulose beruht darauf, daß mit Säuren 
behandelte Zellulose die bei höherer Temperatur getrocknet wurde, 
in Hydrozellulose und dadurch in eine zerreibliche pulverige Masse 
umgewandelt wird, die sich leicht entfernen läßt. Da bei dieser 
Prozedur die Zellulose gebräunt wird, gleichsam, als wäre sie ver 
kohlt worden, so hat man dieses Verfahren als das Karbonisieren 
bezeichnet. Das Karbonisieren wurde zuerst von Gustav Kober 
1852 in England vorgenommen. Die Anwendung zur Entfernung 
pflanzlicher Bestandteile, Stroh, Kletten etc. aus der Wolle sollen 
zuerst 1854 Isart und Frezon benützt haben. Man verwendet die 
Karbonisation in der Kunstwollindustrie, um aus dem Extrakt 
(Baumwolle und Wolle) die Woll fasern abzuschneiden. 
Zur Karbonisation braucht man meist verdünnte Schwefel 
säure (4 Grad Be), in die man die betreffenden Gewebe taucht. 
Man läßt abtropfen und trocknet dann bei 100 Grad. Dabei wird 
die verdünnte Schwefelsäure konzentriert und wirkt auf die Zellu 
lose ein, sie in Hydrozellulose verwandelnd. Viel schonender 
wirken Chloride (Aluminium- oder Chromchlorid), die beim Er 
hitzen (130 bis 150 Grad) Salzsäure abspalten. Diese Salze wendet 
man zum Karbonisieren namentlich dann an, wenn die Produkte 
in zarten Farben gefärbt sind. Nach dem Karbonisieren wird die 
Hydrozellulose ausgeklopft, es wird die Säure neutralisiert und 
ausgewaschen und die Faser dann getrocknet. Der ganze Prozeß 
dauert bei Anwendung von Schwefelsäure 1 bis 1 Vs Stunden und 
die Temperatur beträgt zirka 100 Grad. Bei der Anwendung von 
Chloriden muß die Temperatur höher sein und man muß etwas 
länger erhitzen. Dieses Verfahren wird verwendet, um aus der Wolle 
auf chemischem Wege Kletten (pflanzliche Stoffe) zu entfernen, even 
tuell aus dem rohen Gewebe (Loden). Ebenso um durchbrochene 
Gewebe (Luftstickerei) herzustellen. Dieselben werden mit Baumwolle 
zusammen verwebt und diese dann durch Karbonisation entfernt. 
Verbindungen der Zellulose. 
Die Einwirkung der konzentrierten Natronlauge auf Zellulose 
wurde zuerst von Persoz beobachtet. Jedoch hat Mereer zuerst 
gezeigt, daß eine derartig behandelte Zellulose aufschwillt und 
schrumpft, daß sie ein größeres Färbungsvermögen und eine 
größere Zerreißfestigkeit aufweist. 
Die Verkürzung der Faser durch Natronlauge beträgt bis 
26-5 Prozent. Wird die Verkürzung verhindert, indem die Baum- 
wollfaser bei der Behandlung mit Alkali im gespannten Zustande 
sich befindet, so erscheint die Faser stark glänzend. Das rührt 
daher, daß die Kutikula der Baumwollfaser durch die konzen 
trierte Lauge gelöst wird und die Faser sich aufdreht, so daß die 
korkzieherartige für die Baumwolle charakteristische Windung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.