Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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bj Die produktiven Arbeitslöhne. 
Unter produktiven Löhnen versteht man alle diejenigen, 
welche für die Verrichtung einer unmittelbar am Gegenstände 
der Erzeugung vorgenommenen und zur Fertigstellung desselben 
direkt beitragenden Arbeit gezahlt werden. Alle anderen Löhne 
werden als unproduktive oder Regielöhne bezeichnet. In einer 
Fabrik gußeiserner Heizkörper leistet z. B. der Former, der Gießer, 
der Gußputzer in der Gießerei, der Schlosser bei der Zusammen 
setzung der einzelnen Teile, der Lackierer beim Anstrich der 
Körper etc. produktive Arbeit. Die Bezüge der Wärter der Kraft 
zentrale dagegen, der Heizer am Dampfkessel, der in der Werk 
zeugfabrikation, der Modelltischlerei, der Expedition beschäftigten 
Arbeiter gehören in die Kategorie der — natürlich nur im Hin 
blick auf den Fabrikationsgegenstand selbst — unproduktiven 
Löhne. 
Die Verteilung der produktiven Löhne auf die einzelnen 
Erzeugungsgegenstände ist deshalb nicht schwer, weil es sich hier 
meist um regelmäßig wiederkehrende Arbeitsvorrichtungen handelt, 
für die Akkordlöhne bestimmt und im Akkordansatzhefte einge 
tragen sind; anderseits wird für jede Arbeitsleistung ein eigener 
Lohnschein ausgeschrieben, der, einerlei ob Akkord- oder Stunden 
lohn vereinbart ist, stets die Nummer der Kommission, für 
welche die Arbeit hergestellt wird, trägt; das Lohnverrechnungs 
bureau kann also auf Grund der eingelaufenen Lohnzettel genau 
feststellen, wieviel an produktivem Lohn einer jeden Arbeiter 
kategorie für eine bestimmte Kommissionsnummer gezahlt wurde. 
Um die Verteilung der Löhne leichter und übersichtlicher durch 
führen zu können, werden vom Lohnverreclmungsbureau Lohn 
verteilungsbogen angelegt, die ausweisen, welche Lohnsummen 
an jede einzelne Werkstätte für jede der während der betreffenden 
Lohnwoche .in Arbeit befindlichen Kommissionen gezahlt wurde. 
Außerdem wird für jeden Auftrag über Verlangen des Kalkulations 
bureaus ein Verzeichnis aller für eine bestimmte Kommission zur 
Auszahlung gelangten Löhne herausgegeben, das dann ohne 
weiteres als Unterlage für die Selbstkostenberechnung verwendet 
werden kann. (Siehe Beispiel: Lohnverteilungsbogen der Dreherei 
auf Seite 221.) 
Oftmals wird es Vorkommen, daß ein Arbeiter seine Tätig 
keit am Erzeugungsgegenstande zeitweilig einstellen muß, um not 
wendige andere Verrichtungen zu erfüllen. Es kann z. B. an der 
dem Arbeiter zugeteilten Maschine ein kleiner Defekt entstanden 
sein, den der Arbeiter zu beheben selbst in der Lage ist; die 
Instandsetzung der Maschine dauere z. B. zwei Stunden. Hat der 
Arbeiter die produktive Arbeit am Fabrikate zum Akkordsatz 
übernommen, so würde er um den Verdienst zweier Stunden ge 
schädigt, da das Arbeitsstück um diese Zeit später fertig wurde, 
ohne daß dem Arbeiter, wenn er bei der Lohnverrechnung nur
	        
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