Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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seines Arbeitsgebietes zu erzeugen; daß der innere Zusammen 
hang größerer Tatsachenkomplexe, z. B. die Organisation eines 
Geschäftshauses, nur durch zahlreiche, wie die Steine eines Mo 
saiks sich ergänzende Eindrücke zu einer abgeschlossenen Gesamt 
vorstellung wird. Er sieht den Neuling unbeholfen, er vermißt 
Kenntnisse, die ihm selbstverständlich scheinen, und ist leicht zu 
einem Yorwurfe gegen die Schule bereit. 
Solchen Vorwürfen gegenüber brauchen wir Lehrer nicht 
die Entschuldigung von der Schwierigkeit des Unterrichts und 
der geringen Auffassungsfähigkeit der Schüler vorzubringen. 
Anders, wenn der Praktiker klagt, daß die Anfänger sich 
schwer ins Geschäft hineinzufinden vermögen, weil ihnen grund 
legende Kenntnisse abgehen. 
Möge sich jeder darüber klar sein, daß es nicht die Auf 
gabe der Schule ist, die kaufmännische Lehre zu er 
setzen, sondern nur, sie durch Vermittlung grundlegen 
der Fähigkeiten zu erleichtern und fruchtbar zu machen. 
Aber selbst in den Kreisen der Theoretiker wird dieses Ziel 
zuweilen vergessen in dem Bestreben, Detailkenntnisse eines ein 
zelnen Geschäftszweiges zu vermitteln. 
Die Schule hat möglichst gründliche allgemeine 
Kenntnisse, dagegen wenig Spezialkenntnisse zu bieten. 
Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, daß sich diese 
Ausführungen nicht auf Spezialschulen beziehen 1 ). Schneiderei 
schulen werden die Verrechnung und Korrespondenz des Schnei 
ders pflegen; die französischen ecoles pratiques de commerce 
passen sich mit Recht in der Wahl des Lehrstoffes der Branche 
an, welche in dem Bezirk der Schule blüht in Lyon der Seiden 
industrie, in Grenoble der Handschuhmacherei —, vermitteln also 
Spezialkenntnisse. Aber allgemeine Handelsschulen, deren Absol 
venten sich den verschiedensten Branchen widmen, müssen all 
gemeine Grundlagen lehren. 
Hier ist der Ort, über die Stellung zu sprechen, welche im 
Lehrstoff der Handelsschulen häufig das Bankwesen einnimmt. 
Im Handel gebührt ihm eine hervorragende Stellung. Es ist 
nicht eine Branche, sondern es berührt alle Branchen, da sein 
Gegenstand, das Geld und der Kredit, allen gemeinsam ist. 
Sodann erweist es sich als besonders gut zur theoretischen 
Behandlung geeignet. Die Literatur darüber ist sehr reich und es 
ist natürlich, daß man ein Gebiet, das so viele interessante und 
lehrreiche Stoffe bietet, wie dieses, dem Unterrichte ganz besonders 
dienstbar macht. 
Also nicht allein seine Wichtigkeit im Handelsverkehre hat 
ihm den Rang, den es im Unterrichte einnimmt, verschafft, son 
dern auch die vorzügliche theoretische Durchforschung, die man 
J) Ebensowenig wie aut Hochschulen, an welchen Spezialkurse unbe 
dingt notwendig sind.
	        
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