Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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wicht der angewendeten Zellulose hat und läßt in geschlossenen 
Gefäßen 48 Stunden stehen. Dann werden 75 Teile Schwefelkohlen 
stoff zugefügt und 5 Stunden lang umgerührt. Der chemische 
Prozeß läßt sich wie folgt darstellen: 
C 6 H 10 O 5 .Na OH + CS, = CS 
/O.C 6 H 9 0 5 
\S. Na 
+ H 2 0 
Um den überschüssigen Schwefelkohlenstoff zu verdunsten, 
setzt man . das Gemenge der Luft aus. Man fügt dann 54 Teile 
Ätznatron in 300 Teile Wasser gelöst hinzu und verrührt so lange, 
bis man eine homogene Flüssigkeit erhält. 
Die Viskose ist in wässeriger Lösung, je nach der Konzen 
tration zähflüssig (viskos) und nicht allzulange haltbar. Durch 
Steheulassen findet Polymerisation statt, die 6 bis 7 Tage dauert, 
aber durch Erhöhung der Temperatur abgekürzt werden kann’ 
Das bezeichnet man als das Reifen. So z. B. stellt man für die 
zur Viskoseseide verwendete Viskose die Formel C, 4 H 89 O 20 CSS Na 
auf. Bei Temperaturen unter 10 Grad ist die Viskose 10 Tage, bei 
10 bis 20 Grad 6 bis 10 Tage lang haltbar. Zur Aufbewahrung und 
Versendung verwendet man Holz oder Zinkgefäße. Die Zellulose zer 
setzt sich bei Zutritt von Luft sehr schnell, da die Kohlensäure Na 
triumkarbonat bildet, welches wie Kochsalz fällend wirkt. Durch Ab 
spaltung von Schwefelkohlenstoff und Natronlauge entsteht Zellu 
losehydrat von gelatinöser Beschaffenheit. In dem Maße als sich 
das Produkt polymerisiert, nimmt die Löslichkeit ab. Die lösliche 
Viskose CS\^g-^° 4 geht nach und nach in CS 
39 0 19 
/(). C 18 H 29 Pu /O . C 24 H 
CS \ gNa und CS \^g_ Na 
über. 
/O . C 12 Hj0 9 
\S. Na 
In dem Zustande, den die letzte Formel ausdrückt, eignet 
sich die Viskose zur Kunstseidenfabrikation. Sie enthält dann'bei 
16 bis 20 Grad Celsius zirka 6 Prozent Zellulose und 8 Prozent 
Natronlauge. 
Die Ausscheidung der Zellulose in verändertem Zustande 
aus der Viskose durch verschiedene Fällungsmittel macht sie viel 
facher Anwendung fähig. 
Viskoseseide. 
Zur Darstellung von Kunstseide wird die entsprechend her- 
gestellte und gereifte Viskoselösung, die bis zur oben erwähnten 
Konzentration verdünnt wird, filtriert, von Luftblasen sorgfältig 
befreit und mittels 4 bis 6 Atmosphären Druck durch Spinn- 
drüsen aus Glas oder Platin hindurchgedrückt und in Natrium- 
bisulfat koagulieren gelassen. Die Fäden werden sorgfältig ge 
waschen, durch Behandeln mit Soda oder Natriumsulfidlösung 
von Schwefel befreit und dann gebleicht (mit Natrium - 
hypoehlorit). Das Viskoseverfahren stellt sich billiger als die
	        
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