Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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man das Holz mit Dampf und kondensiert das Destillat in gekühlten 
Behältern. Der so gewonnene Kampfer heißt „Rohkampfer B”. Er 
hat einen Feingehalt von 93 Prozent und wird in mit Zinkblech 
ausgeschlagenen Kisten von 60 Kilogramm verschickt. Den Roh- 
lcampfer pflegt man teilweise an Ort und Stelle durch nochmalige 
Destillation zu reinigen. Er enthält dann 97 Prozent Kampfer und 
kommt als „Kämpfer BB’’ in feinkristallinischem Zustande oder 
in Form von Blöcken im Gewichte von 6 Kilogramm als „Kampfer A” 
in den Handel. Der Kampfer stellt eine weiße kristallinische Masse 
von durchdringendem Geruch dar. Er schmilzt bei 178 Grad und 
siedet bei 209 Grad und verdampft schon bei gewöhnlicher Tem 
peratur merklich. In der Zelluloidindustrie benützt man stets 
Rohkampfer, der in den Fabriken selbst gereinigt wird, im Jahre 
1899 erklärte die japanische Regierung den Kampfer als Monopol 
artikel und der Preis stieg mächtig an. Im Jahre 1906 wurden aus 
Japan 2,903.000 Kilogramm Kampfer exportiert, wovon die Zelluloid 
industrie 750.000 Kilogramm verbrauchte. 
Der hohe Preis des Japankampfers hat die Chemiker aller 
Staaten angeregt, Wege zu suchen, um den Kampfer künstlich 
herzustellen, was schließlich nach Überwindung vieler Schwierig 
keiten gelungen ist, so daß heute aus Deutschland schon ziemlich 
viel synthetisch hergestellter Kampfer auf den Markt gebracht 
wird, was auf den Preis des Japankampfers einen großen Einfluß 
übte und steten Rückgang desselben zur Folge hatte. 
Schon im Jahre 1802 hat der Apotheker Kindt künstlichen 
Kampfer hergestellt, indem er auf Terpentinöl Salzsäuregas ein 
wirken ließ. Er erhielt ein Produkt (salzsaures Terpentinöl), das 
in bezug auf den Geruch völlig dem Kampfer glic|| für die Zellu 
loidindustrie aber nicht verwendbar ist. Erst 1896 gelang es zuerst 
Riehardson, den Kampfer synthetisch herzustellen und schon im 
Jahre 1906 hat die Fabrik auf Aktien vormals E. Schering, Berlin, 
800.000 Kilogramm synthetischen Kampfer erzeugt. 
Auch jetzt ist das Terpentinöl das billigste ätherische Öl, 
das Ausgangsprodukt der Erzeugung, dasselbe enthält einen Kohlen 
wasserstoff, das Pinon C i0 H,,, welches nach Umlagerung und 
Oxydation in Kampfer C 10 H, e O übergeht. 
Wenn man, wie es schon Kindt getan hat, in trockenes Ter 
pentinöl, respektive dessen Hauptbestandteil dem Pitien trockenes 
Salzsäuregas einleitet, so erhält man ein flüssiges Produkt, 
(60 Prozent), und einen festen Körper (40 Prozent). Letzterer, das 
Pinenchlorbydrat (C l0 H 17 Cl) schmilzt bei 125 bis 127 Grad und 
hat schon ganz den Kampfergeruch. Durch Umkristallisieren 
wird die Trennung beider bewirkt. Durch Abspaltung der Salz 
säure durch Alkalien bekommt man ein dem Pinen, das flüssig ist 
und bei 162 Grad siedet, isomeren Körper, das Camphen O 10 H 16 , 
das kristallisiert und bei 50 Grad Celsius schmilzt. Man erhält bei 
Anwendung der besten Verfahren, deren es eine Menge gibt, die 
alle durch Patente geschützt sind, 95 Prozent der theoretischen
	        
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