Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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liert zu werden braucht, um in Alkohol übergeführt werden zu 
können. Der Hauptrohstoff ist die Kartoffel. Diese werden zuerst 
gewaschen, dann behufs Verkleisterung der Stärke in den Zellen 
und gleichzeitiger Verkleinerung derselben unter Druck gedämpft, 
ausgeblasen, mit Wasser entsprechend verdünnt und mit Malz 
gemaischt. Durch die Diastase des Malzes geht die Stärke in 
gärungsfähigen Zucker über. Durch Einleiten der geistigen Gä 
rung (Versetzen mit Hefe) wird der Zucker in Alkohol über 
geführt. Dieser wird abdestilliert und eventuell noch raffiniert. 
Im Jahre 1910/11 wurden in Deutschland 346'75 Millionen Liter 
Alkohol erzeugt. Davon wurden 194'99 Milionen Liter zu Trink 
zwecken und 140‘70 Millionen Liter zu gewerblichen Zwecken ver 
wendet. 
Die Zelluloidindustrie brauchte (1906) 34.900 Hektoliter oder 
0'79 Prozent der Gesamtproduktion oder 2'35 Prozent des gewerb 
lichen Verbrauches im Werte von 1,019.000 Marli. Unter den sprit 
verarbeitenden Industrien nimmt die Zelluloidindustrie in Deutsch 
land die fünfte Stelle ein. 
Die Nitroprodukte der Zellulose. 
Schon im J ahre 1832 hat Braconnot die Beobachtung gemacht, 
daß gewisse organische Stoffe (Holz, Stärke, Baumwolle), wenn 
sie mit Salpetersäure behandelt werden, die Fähigkeit erlangen, 
leicht brennbar zu werden. Es hatten sich dann andere französische 
Forscher mit dieser Angelegenheit befaßt (Dumas, Pelouze) und 
ganz unabhängig von ihnen hat Schönbein im Jahre 1846 die 
Veränderung beobachtet, die Baumwolle nach einer Behandlung 
mit Salpeterschwefelsäure erleidet. Je nach der Stärke der Säure 
erhält man Salpetersäureester von höherem oder niedei’em Stick 
stoffgehalt. Schreibt man die Formel der Zellulose so [C 6 H 5 (OH) 6 ] ni 
so kann man die Einwirkung der Salpeterschwefelsäure auf Zellu 
lose so darstellen, daß z. B. 
C 6 H 5 (OH) ä + 3H NO s = C 6 H 5 (OH) ä . (O . N0 2 ) 3 + 3H 2 O 
entsteht, wobei das Wasser von der Schwefelsäure aufgenom 
men wird. 
In der Praxis wechselt der Gehalt der Nitriersäure an Sal 
petersäure von 15 bis 35 Prozent und ebenso der der Schwefel 
säure von 65 bis 80 Prozent. 
Man unterscheidet Nitrozellulosen, die in Ätheralkohol löslich 
und solche, die darin unlöslich sind. Je höher der Wassergehalt 
der Nitriersäure ist, desto leichter löslich in Ätheralkohol ist das 
Einwirkungsprodukt. So z. B. lösen sich, wenn die Nitriersäure
	        
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