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10 Prozent Wasser enthält, 6 Prozent Nitroprodukt im Lösungs-
gemisch (Ätheralkohol) anf, aber schon 90 bis 100 Prozent, wenn
der Wassergehalt auf 15 Prozent steigt. Die Temperatur, bei der
die Nitrierung vorgenommen wird, ist die Zimmertemperatur
(15 bis 20 Grad Celsius). Die Einwirkungsdauer hängt von der
Art der Baumwolle ab und beträgt höchstens eine Stunde. Die
löslichen Nitrozellulosen (eigentlich Salpetersäureester der Zellu
lose) nennt man Kollodiumwolle, die unlöslichen Produkte sind
explosiv und spielen in der Sprengtechnik eine Rolle.
In der Zelluloidindustrie braucht man Kollodiumwolle, aus
der man leicht Kollodium herstellen kann. Kollodiumwolle besteht
aus Tri-Tetra und Pentanitrozellulose
C 12 H 10 (OH) 7 (O N0._,) s •••••••• 9T5 Prozent Stickstoff enthaltend
C„ H 10 (OH), (O N0 2 ) 4 = 11*11 „ „ „ und
C 12 H 10 (OH) 5 (0N0 2 ) 6 = 12-70 „
Diese Produkte lösen sich in einer Mischung von Äther
alkohol. Die Lösung wird Kollodium genannt. Zur Darstellung
desselben verwendet man reine Baumwolle, die man 12 bis 24 Stun
den bei der angegebenen Temperatur in einem Gemenge von
20 Teilen pulverisiertem Natronsalpeter (Na.N0 3 ) und 30 Teilen
konzentrierter Schwefelsäure stehen läßt. Nach erfolgter Einwir
kung wird mit Wasser sorgfältig ausgewaschen und dann an der
Luft trocknen gelassen. Man erhält auf diese Weise ein Produkt,
das sich äußerlich von dem Ausgangsmateriale nicht unterscheidet.
Man bezeichnet es als lösliches Pyroxylin. Es unterscheidet sich
aber in seinen Eigenschaften ganz wesentlich von der Baumwolle.
Es brennt angezündet unter schwachem Verpuffen und löst sich
in Ätheralkohol (60 Prozent Äther und 40 Prozent Alkohol). Die
Lösung ist klar durchsichtig, sirupös und hinterläßt beim Ver
dunsten des Lösungsmittels das Pyroxylin in Form eines dünnen,
durchsichtigen, im Wasser unlöslichen Häutchens. Es wurde früher
viel in der Photographie (beim nassen Verfahren) verwendet, als
Träger der lichtempfindlichen Schichte, in der Chirurgie zum
Verkleben von Wunden. In großen Mengen verwendet man es
zur Gewinnung der
Chardonnetseide.
Schon Reaumur hat im Jahre 1734 daran gedacht, aus
Gummi oder Harzlösungen Fäden herzustellen, die als Ersatz für
Seide dienen könnten. Aber erst im Jahre 1855 wurde diese Idee
von Audemars In England realisiert, indem er aus Kollodium,
dem eine Kautschuklösung beigemengt war, Fäden zog. Diese Er
findung hatte nicht den gewünschten Erfolg. Nur den, daß sich
von da ab fortwährend Forscher mit der Idee beschäftigten,
Kunstseide herzustellen. Ozanam soll der erste gewesen sein, der
im Jahre 1862 die Tätigkeit der Seidenraupe durch Verwendung
von künstlichen Spinndrüsen nachahmte. Im Jahre 1883 hat dann