Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

2.3 
10 Prozent Wasser enthält, 6 Prozent Nitroprodukt im Lösungs- 
gemisch (Ätheralkohol) anf, aber schon 90 bis 100 Prozent, wenn 
der Wassergehalt auf 15 Prozent steigt. Die Temperatur, bei der 
die Nitrierung vorgenommen wird, ist die Zimmertemperatur 
(15 bis 20 Grad Celsius). Die Einwirkungsdauer hängt von der 
Art der Baumwolle ab und beträgt höchstens eine Stunde. Die 
löslichen Nitrozellulosen (eigentlich Salpetersäureester der Zellu 
lose) nennt man Kollodiumwolle, die unlöslichen Produkte sind 
explosiv und spielen in der Sprengtechnik eine Rolle. 
In der Zelluloidindustrie braucht man Kollodiumwolle, aus 
der man leicht Kollodium herstellen kann. Kollodiumwolle besteht 
aus Tri-Tetra und Pentanitrozellulose 
C 12 H 10 (OH) 7 (O N0._,) s •••••••• 9T5 Prozent Stickstoff enthaltend 
C„ H 10 (OH), (O N0 2 ) 4 = 11*11 „ „ „ und 
C 12 H 10 (OH) 5 (0N0 2 ) 6 = 12-70 „ 
Diese Produkte lösen sich in einer Mischung von Äther 
alkohol. Die Lösung wird Kollodium genannt. Zur Darstellung 
desselben verwendet man reine Baumwolle, die man 12 bis 24 Stun 
den bei der angegebenen Temperatur in einem Gemenge von 
20 Teilen pulverisiertem Natronsalpeter (Na.N0 3 ) und 30 Teilen 
konzentrierter Schwefelsäure stehen läßt. Nach erfolgter Einwir 
kung wird mit Wasser sorgfältig ausgewaschen und dann an der 
Luft trocknen gelassen. Man erhält auf diese Weise ein Produkt, 
das sich äußerlich von dem Ausgangsmateriale nicht unterscheidet. 
Man bezeichnet es als lösliches Pyroxylin. Es unterscheidet sich 
aber in seinen Eigenschaften ganz wesentlich von der Baumwolle. 
Es brennt angezündet unter schwachem Verpuffen und löst sich 
in Ätheralkohol (60 Prozent Äther und 40 Prozent Alkohol). Die 
Lösung ist klar durchsichtig, sirupös und hinterläßt beim Ver 
dunsten des Lösungsmittels das Pyroxylin in Form eines dünnen, 
durchsichtigen, im Wasser unlöslichen Häutchens. Es wurde früher 
viel in der Photographie (beim nassen Verfahren) verwendet, als 
Träger der lichtempfindlichen Schichte, in der Chirurgie zum 
Verkleben von Wunden. In großen Mengen verwendet man es 
zur Gewinnung der 
Chardonnetseide. 
Schon Reaumur hat im Jahre 1734 daran gedacht, aus 
Gummi oder Harzlösungen Fäden herzustellen, die als Ersatz für 
Seide dienen könnten. Aber erst im Jahre 1855 wurde diese Idee 
von Audemars In England realisiert, indem er aus Kollodium, 
dem eine Kautschuklösung beigemengt war, Fäden zog. Diese Er 
findung hatte nicht den gewünschten Erfolg. Nur den, daß sich 
von da ab fortwährend Forscher mit der Idee beschäftigten, 
Kunstseide herzustellen. Ozanam soll der erste gewesen sein, der 
im Jahre 1862 die Tätigkeit der Seidenraupe durch Verwendung 
von künstlichen Spinndrüsen nachahmte. Im Jahre 1883 hat dann
	        
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