Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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zu sem und _ hinterläßt keinen Rückstand. In der geschilderten 
Weise zubereitet ist sie haltbar. Vor dem Jahre 1870°konnte man 
haltbare Produkte nicht erzielen. Erst Abel in England hat 
gezeigt, daß ein völliges Auswaschen vor Zersetzung schützt und 
dies ist nur möglich, wenn man die Schießbaumwolle fein mahlt 
dann auswäscht und auskocht. In zusammengepreßtem Zustande' 
explodiert sie durch Knallquecksilber sehr heftig. Sie wird im 
nassen Zustande gepreßt, da dies völlig ungefährlich ist unter 
Anwendung sehr hoher Drucke (500 bis 1000 Atmosphären). Man 
erhält sie dann in Form von Prismen (s = fl bis 1-3). Sie enthält 
in diesem Zustande noch 10 Prozent Wasser, läßt sich mit Säge 
und Bohrer bearbeiten und kann durch eingelegte Zündpatronen 
brisant zur Explosion gebracht werden. 
Die Explosion läßt sich ungefähr durch eine Formel so 
darstellen: 
H n> (011)4 (O NO,), = 6 C0 2 + 6 CO -f 4 H 2 O -f 3 N 2 -f 3 H 2 . 
. , Aus dies er Gleichung ersieht man, daß in der Schießwolle 
nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist, um alle Elemente zu 
verbrennen, so daß Wasserstoff und Stickstoff im freien Zustande 
entweichen. Die Explosionswärme berechnet sich zu zirka lOOOKa- 
1 i ,rie “ ?' ld „ ändert sich mit dem Stickstoffgehalt des Produktes. 
Die Schießbaumwolle findet zur Herstellung rauchsehwachen 
i ulvers, als Sprengmittel bei der Armee und zum Beschicken der 
lorpedos Verwendung. In letzterem Falle preßt man nasse Schieß 
baumwolle hydraulisch zu zuckerhutartigen Formen (s = P30) 
und verwendet pro Füllung 50 bis 100 Kilogramm Schießbaum 
wolle. 
Die rauchschwachen Pulver. 
Dieselben wurden im Jahre 1886 durch Vieille erfunden, 
aduroh, daß er Schießbaumwolle durch Alkoholäther gelatinierte 
und m geschlossenen Gefäßen mit der Gelatinierflüssigkeit gut 
durcharbeitete, erhielt er eine Masse, die durchscheinend war, sieh 
J 11 . dünnen Platten auswalken oder in Stabform oder Röhrenform 
bringen ließ und die dann zerschnitten (Blättchen oder Röhren- 
pulver) Iulver ergab, das getrocknet und, um die Reibungs 
elektrizität hintanzuhalten, noch grafitiert wurde. Dieses Pulver ist 
durch Knallquecksilber zur Entzündung gebracht, nicht mehr 
brisant. Es verbrennt ganz ohne Rückstand und entwickelt nur 
eine schwache rasch verschwindende Rauchwolke von Wasserdampf 
Nitroglyzerinpulver. 
Da das Kollodium und das Schießpulver nicht genügend 
Sauerstoff enthalten, um völlig zu verbrennen, kam Nobel auf 
die Idee, es mit Nitroglyzerin, das einen Überschuß an Sauerstoff 
enthalt, zu mischen. 70 bis 80 Prozent Kollodiumwolle werden mit
	        
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