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zu sem und _ hinterläßt keinen Rückstand. In der geschilderten
Weise zubereitet ist sie haltbar. Vor dem Jahre 1870°konnte man
haltbare Produkte nicht erzielen. Erst Abel in England hat
gezeigt, daß ein völliges Auswaschen vor Zersetzung schützt und
dies ist nur möglich, wenn man die Schießbaumwolle fein mahlt
dann auswäscht und auskocht. In zusammengepreßtem Zustande'
explodiert sie durch Knallquecksilber sehr heftig. Sie wird im
nassen Zustande gepreßt, da dies völlig ungefährlich ist unter
Anwendung sehr hoher Drucke (500 bis 1000 Atmosphären). Man
erhält sie dann in Form von Prismen (s = fl bis 1-3). Sie enthält
in diesem Zustande noch 10 Prozent Wasser, läßt sich mit Säge
und Bohrer bearbeiten und kann durch eingelegte Zündpatronen
brisant zur Explosion gebracht werden.
Die Explosion läßt sich ungefähr durch eine Formel so
darstellen:
H n> (011)4 (O NO,), = 6 C0 2 + 6 CO -f 4 H 2 O -f 3 N 2 -f 3 H 2 .
. , Aus dies er Gleichung ersieht man, daß in der Schießwolle
nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist, um alle Elemente zu
verbrennen, so daß Wasserstoff und Stickstoff im freien Zustande
entweichen. Die Explosionswärme berechnet sich zu zirka lOOOKa-
1 i ,rie “ ?' ld „ ändert sich mit dem Stickstoffgehalt des Produktes.
Die Schießbaumwolle findet zur Herstellung rauchsehwachen
i ulvers, als Sprengmittel bei der Armee und zum Beschicken der
lorpedos Verwendung. In letzterem Falle preßt man nasse Schieß
baumwolle hydraulisch zu zuckerhutartigen Formen (s = P30)
und verwendet pro Füllung 50 bis 100 Kilogramm Schießbaum
wolle.
Die rauchschwachen Pulver.
Dieselben wurden im Jahre 1886 durch Vieille erfunden,
aduroh, daß er Schießbaumwolle durch Alkoholäther gelatinierte
und m geschlossenen Gefäßen mit der Gelatinierflüssigkeit gut
durcharbeitete, erhielt er eine Masse, die durchscheinend war, sieh
J 11 . dünnen Platten auswalken oder in Stabform oder Röhrenform
bringen ließ und die dann zerschnitten (Blättchen oder Röhren-
pulver) Iulver ergab, das getrocknet und, um die Reibungs
elektrizität hintanzuhalten, noch grafitiert wurde. Dieses Pulver ist
durch Knallquecksilber zur Entzündung gebracht, nicht mehr
brisant. Es verbrennt ganz ohne Rückstand und entwickelt nur
eine schwache rasch verschwindende Rauchwolke von Wasserdampf
Nitroglyzerinpulver.
Da das Kollodium und das Schießpulver nicht genügend
Sauerstoff enthalten, um völlig zu verbrennen, kam Nobel auf
die Idee, es mit Nitroglyzerin, das einen Überschuß an Sauerstoff
enthalt, zu mischen. 70 bis 80 Prozent Kollodiumwolle werden mit