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dadurch erschwert, daß Zellulose und Nitrozellulose sich äußerlich
völlig gleichen, nicht aber in ihren Eigenschaften. Die Zellulose
z. B. gelatiniert mit Kampfer nicht. Es entstehen dadurch in der
Ware weiße Flecken, die nicht zu verdecken sind. Es muß also
das Produkt vor der Trocknung einer sorgfältigen Sortierung
unterworfen werden, wobei alle fleckigen oder sonstigen fehler
haften Stücke ausgeschieden werden müssen.
Aus diesem Rohzelluloid werden die Gegenstände geformt.
Dies kann geschehen, indem man die Masse durch starken Druck
bei einer Temperatur von 100 Grad Celsius in Formen preßt,
wobei dieselbe nach dem Erkalten die Form beibehält. Oder es
läßt sich das Produkt im warmen Zustande beliebig biegen. Oder
es lassen sich aus der in der Wärme erweichten Masse mittels
Dampf die verschiedensten Waren blasen, oder endlich das Roh
zelluloid wird im kalten Zustande weiter verarbeitet.
Das Zelluloid ist elastisch. Den höchsten Grad der Elastizität
hat es bei 90 Grad Celsius. Bei 140 Grad beginnt es sich zu zer
setzen und nahe an 200 Grad (195 Grad Celsius) ist die Zersetzung
vollständig. Das Zelluloid läßt sich in der Wärme schweißen, d. h.
erwärmte Zelluloidmassen lassen sich ohne Hinzufügen eines Binde
mittels verbinden, ohne daß die Berührungsstellen hernach sichtbar
wären. Es lassen sich durch Zelluloid eine Menge Naturprodukte
auf das täuschendste nachahmen, wie Bernstein, Schildpatt, Elfen
bein, Malachit etc. etc. Auf Grund dieser Eigenschaft hat das
Zelluloid vielfache Anwendung erfahren. Die Zusammensetzung
des Zelluloids ist sehr verschieden. Das deutsche Zelluloid
besteht aus:
65 Teilen Kollodiumwolle,
33 „ Kampfer und
2 „ Farbstoff.
Durch Zusammenkneten von verschiedenfarbigem Zelluloid
oder durch streifenweise Schichtung verschieden gefärbter
Massen, durch nicht völlige Mischung oder durch oberflächliche
Bemalung lassen sich die verschiedensten Imitationen herstellen.
Das Zelluloid ist, wie eingangs bemerkt wurde, leicht entzündlich.
Daher erfordert die Verarbeitung des Zelluloids große Achtsamkeit
und vielfache Sicherheitsvorkehrungen. Trotz alledem sind Zelluloid
brände ziemlich häufig und wirken leider oft sehr verheerend.
Das kommt daher, weil das Zelluloid auch ohne Hinzutritt von
Luft, durch innere Verbrennung, zu brennen vermag. Das läßt sich
zeigen, wenn man eine Zelluloidstange entzündet und nachdem
man sie eine Zeitlang brennen ließ, dann verlöscht. Man wird
wahrnehmen können, daß die Zersetzung trotzdem fortschreitet
und daß sich Dämpfe bilden, die unangenehm riechen und die
leicht entzündlich sind. Diese Zersetzung ist so lebhaft, daß sie
selbst auch dann noch von statten geht, wenn man die Zelluloid
stange in eine Atmosphäre nicht brennbarer Gase, von z. B. Kohlen
dioxyd oder Wasserdampf gebracht hat. Diese flammenlose Zer-