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Vorschriften beim Hantieren mit Zelluloid erlassen worden, die
das Gewerbe oft schwer belasten, da sie das Verarbeiten des Zellu
loids nur unter Einhaltung besonderer Sicherheitsvorkehrungen
ermöglichen. Die Zentrale für die Zelluloidindustrie in Österreich
ist Gablonz, aber auch in Wien und Prag wird viel Zelluloid ver
arbeitet.
Eine der bedeutendsten Industrien dieser Branche ist die
Kammindustrie und dieselbe ist mit 40 Prozent an dem Verbrauch
des Zelluloids beteiligt. Eine andere große Industrie, die Zelluloid
verarbeitet, ist die Spielwarenindustrie, die Puppen, Tiere, Trommeln,
Trompeten und Pfeifen aus Zelluloid herstellt. Sodann wäre die
Galanterie- und Kurzwarenindustrie zu erwähnen, die die verschie
densten Gegenstände aus Zelluloid verfertigt (Perlen, Broschen,
Armbänder, Ketten, Kreuze, Ringe, Medaillons, Knöpfe, Messer-
schalen, Fächer, Spiegel, Bilderrahmen, Schirm- und Stockgriffe,
Serviettenringe, Fingerhüte, Lineale, Schablonen, Türschoner). In
der Bürstenfabrikation macht man nicht nur Bürstenstiele und
Deckel, ja man hat sogar angefangen statt der Schweinsborsten
fadenförmige Produkte aus Zelluloid zu verwenden. Die Optik
verwendet Brillen und Zwickerfassungen statt aus Schildpatt und
Horn aus Zelluloid. In der Maschinen- und Bautechnik benützt
man das Zelluloid zur Herstellung von Schmirgelscheiben, zur
Pressung von Ringen, die als Packmateriale dienen, sodann zur
Herstellung von Kolben, Ventile und Röhren. Die Heilkunde
bevorzugt das Zelluloid vor Horn und Knochen, da es keine Poren
hat und daher die betreffenden Teile keim- und gasdicht abschließt.
Es läßt sich leicht biegen und jeder Körperform anpassen. Man
stellt daher Hörrohre, Eiterbecken, Spritzen, Griffe für Operations
instrumente, ferner Schachteln und Dosen daraus dar. Die Zahn
heilkunde macht Gaumenplatten aus Zelluloid. Die Elektrotechnik
benützt das Zelluloid zur Herstellung von Akkumulatorengehäusen
und zu Isolierzwecken. Die Photographie fertigt Films daraus, die
Lackfabrikation macht aus Zelluloid Lacke (die dann noch kurz
besprochen werden sollen), die sich durch Unempfindlichkeit gegen
Feuchtigkeit auszeichnen und mit denen man viele Gegenstände
bestreicht. So z. B. ist die Gummiwäsche ein mit Zelluloidlack
imprägniertes Gewebe. Man überzieht viele Gegenstände mit dünnen
Zelluloidfolien (Plakate, Ansichtskarten). Man benützt Zelluloid
zur Herstellung von Bucheinbänden, in der Buchdruckerei um
Klischees und Stampiglien daraus herzustellen. In der Schuhindustrie
macht man Zwischeneinlagen, Schuhkappeneinlagen und Absätze,
in der Kunst Intarsien und Mosaikarbeiten, in der Bekleidungs
industrie, außer der schon erwähnten imprägnierten Wäsche
(Kragen, Manschetten, Plastrons) Korsettstäbe statt Fischbein,
Kragenhalter an Blusen etc. etc. aus Zelluloid.
Selbst Objekte, die mit dem Feuer in Berührung kommen,
wie Zigarrenspitzen, Zündholzschachteln, macht man aus Zelluloid.
Aus dieser Aufzählung, die auf Vollständigkeit keineswegs Anspruch