Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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Vorschriften beim Hantieren mit Zelluloid erlassen worden, die 
das Gewerbe oft schwer belasten, da sie das Verarbeiten des Zellu 
loids nur unter Einhaltung besonderer Sicherheitsvorkehrungen 
ermöglichen. Die Zentrale für die Zelluloidindustrie in Österreich 
ist Gablonz, aber auch in Wien und Prag wird viel Zelluloid ver 
arbeitet. 
Eine der bedeutendsten Industrien dieser Branche ist die 
Kammindustrie und dieselbe ist mit 40 Prozent an dem Verbrauch 
des Zelluloids beteiligt. Eine andere große Industrie, die Zelluloid 
verarbeitet, ist die Spielwarenindustrie, die Puppen, Tiere, Trommeln, 
Trompeten und Pfeifen aus Zelluloid herstellt. Sodann wäre die 
Galanterie- und Kurzwarenindustrie zu erwähnen, die die verschie 
densten Gegenstände aus Zelluloid verfertigt (Perlen, Broschen, 
Armbänder, Ketten, Kreuze, Ringe, Medaillons, Knöpfe, Messer- 
schalen, Fächer, Spiegel, Bilderrahmen, Schirm- und Stockgriffe, 
Serviettenringe, Fingerhüte, Lineale, Schablonen, Türschoner). In 
der Bürstenfabrikation macht man nicht nur Bürstenstiele und 
Deckel, ja man hat sogar angefangen statt der Schweinsborsten 
fadenförmige Produkte aus Zelluloid zu verwenden. Die Optik 
verwendet Brillen und Zwickerfassungen statt aus Schildpatt und 
Horn aus Zelluloid. In der Maschinen- und Bautechnik benützt 
man das Zelluloid zur Herstellung von Schmirgelscheiben, zur 
Pressung von Ringen, die als Packmateriale dienen, sodann zur 
Herstellung von Kolben, Ventile und Röhren. Die Heilkunde 
bevorzugt das Zelluloid vor Horn und Knochen, da es keine Poren 
hat und daher die betreffenden Teile keim- und gasdicht abschließt. 
Es läßt sich leicht biegen und jeder Körperform anpassen. Man 
stellt daher Hörrohre, Eiterbecken, Spritzen, Griffe für Operations 
instrumente, ferner Schachteln und Dosen daraus dar. Die Zahn 
heilkunde macht Gaumenplatten aus Zelluloid. Die Elektrotechnik 
benützt das Zelluloid zur Herstellung von Akkumulatorengehäusen 
und zu Isolierzwecken. Die Photographie fertigt Films daraus, die 
Lackfabrikation macht aus Zelluloid Lacke (die dann noch kurz 
besprochen werden sollen), die sich durch Unempfindlichkeit gegen 
Feuchtigkeit auszeichnen und mit denen man viele Gegenstände 
bestreicht. So z. B. ist die Gummiwäsche ein mit Zelluloidlack 
imprägniertes Gewebe. Man überzieht viele Gegenstände mit dünnen 
Zelluloidfolien (Plakate, Ansichtskarten). Man benützt Zelluloid 
zur Herstellung von Bucheinbänden, in der Buchdruckerei um 
Klischees und Stampiglien daraus herzustellen. In der Schuhindustrie 
macht man Zwischeneinlagen, Schuhkappeneinlagen und Absätze, 
in der Kunst Intarsien und Mosaikarbeiten, in der Bekleidungs 
industrie, außer der schon erwähnten imprägnierten Wäsche 
(Kragen, Manschetten, Plastrons) Korsettstäbe statt Fischbein, 
Kragenhalter an Blusen etc. etc. aus Zelluloid. 
Selbst Objekte, die mit dem Feuer in Berührung kommen, 
wie Zigarrenspitzen, Zündholzschachteln, macht man aus Zelluloid. 
Aus dieser Aufzählung, die auf Vollständigkeit keineswegs Anspruch
	        
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