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schaffenheit. Behufs Härtung desselben verwendet man Formalin.
Man versetzt das Kasein noch vor dem Pressen mit Färb- und
Füllstoffen (Erdfarben, Bronzepulver), knetet die Masse in Knet
maschinen gut durcheinander und bringt sie dann in Formen.
Statt der Natronlauge verwendet man als Lösungsmittel des
Kaseins auch Natrium- oder andere Alkalikarbonate. Der Galalith
wurde früher von den Vereinigten Gummiwaren-Fabriken Har
burg-Wien in Wimpassing (N.-ö.) hergestellt. Das Kasein wurde
aus Böhmen, Mähren und Ungarn bezogen und es wurden täglich
in der besagten Fabrik 2000 kg Kasein verarbeitet. Aus der süßen
Magermilch, die 3 bis 4»/ 0 Käsestoff enthält, wird das Kasein durch
Lab gefällt. Die Molke wird zu Futterzwecken verwendet. Aus
20.000 l Magermilch erhielt man 700 kg Kasein und zirka 170 kg
Galalith, Der Galalith wird dann in hydraulischen Pressen in
Plattenform oder auf Schlauchmaschinen''in Stab- oder Rohrform
gebracht. Die Verarbeitung des Galaliths ist der des Zelluloids
ähnlich. Galalith läßt sich in der Wärme gleichfalls biegen,
pressen, löten und prägen. Nach dem Erkalten'behält er die ihm
in Formen gegebene Gestalt. Um Galalithstangen zu biegen, legt
man sie zuerst in kaltes Wasser und dann in solches von 80 bis
100° C ein. Je nach der Dicke des Materials beläßt man es
5 Minuten bis 1 ,, Stünde darin. Dann biegt man die Stangen vor
sichtig und läßt in Holzformen abkühlen. Galalith läßt sich polieren,
indem man ihn erst mit Schmirgel ganz fein abschleift und dann
auf dem Polierpuff auf Hochglanz poliert. Kleinere Gegenstände,
wie Kugeln, Perlen oder Scheibchen poliert man in der Schüttel-
trommel. Er isoliert ungefähr so wie Porzellan. Die Härte ist 2\5,
er ist also wenig härter als Kalkstein. Er läßt sich sägen, bohren
und fräsen und ist gegen Öle und Benzin indifferent. Gegen
Alkalien verhält er sich wie Horn. Das hat ein spezifisches Gewicht
von P317 bis 1'35,
Galalith hat gegenüber dem Zelluloid den großen Vorzug, daß
es nicht brennt und auch nicht riecht. Dagegen läßt es' sich
höchstens zu 2 mm dicken .Platten auswalzen, läßt sich schlecht
schneiden und quillt im Wasser stark auf. Läßt man Galalit einige
Zeit (z. B. 6 Tage) im Wasser liegen, so nimmt er 30°/„ Wasser
auf. Dabei wird er gelatinös und vergrößert stark sein Volumen.
Er ist auch nicht so elastisch wie das Zelluloid und teurer als
dieses. In bezug auf die Isolationsfähigkeit ist er dem Zelluloid
gleich. Man fertigt aus Galalith Kämme, Bürstenrücken, Haarnadeln,
Stock- und Schirmgriffe, Dominosteine, Messerhefte, kurz Waren,
die auch aus Zelluloid gemacht werden. Natürlich ist die Ver
arbeitung völlig gefahrlos.
Galalithlacke.
Ebenso wie Zelluloid kann man auch Galalith auflösen. Als
Lösungsmittel dient Ammoniak. Mit einer solchen Lösung kann