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beim Entwickeln trat ein Quellen ein und die Gelatine löste sich
vom Zelluloid los. . . ...
Dr Eichengrün hat auch hier m Gemeinschaft mit Gr.
Becker und Dr. Guntrum nach langen Versuchen einen voll
wertigen Ersatz für das Zelluloid geschaffen. Sie stellten eine
Azetylzellulose her, die sich ähnlich verhält wie das Zelluloid,
ohne dessen Brennbarkeit zu besitzen. Dieses Material liefert mit
Kampferzusatz eine plastische Masse, sie löst sich in Essigäther
und Alkohol, doch hatte dieses Produkt die Unannehmlichkeit, daß
es weich und lederartig blieb und nicht so elastisch war wie das
Zelluloid. Viele Versuche mußten angestellt werden, ehe man ein
Filmband erhielt, das den ziemlich großen Zug im Kinemato-
graphen ohne Zerrung und Dehnung in der Längsrichtung und
ohne Wölbung in der Querrichtung aushält. Man hatte weiter
darauf zu achten, daß die perforierten Stellen des Films zu beiden
Seiten durch die Zähne der Trommel nicht zerrissen, die Ober
fläche nicht zerkratzt werde und daß die Klebstellen nicht aul
reißen. Erst nach mühevoller Arbeit ist es gelungen, alle die auf
tretenden Mängel zu heheben und einen Film auf den Markt zu
bringen, der die guten Eigenschaften des Zelluloids in sich
vereint, ohne dessen schlechte, die leichte Brennbarkeit zu be-
sitzen
Das Zelluloid brennt entzündet mit hoehaufschlagender,
zischender Flamme. Dieselbe ist wegen der äußerst raschen Aus
breitung sehr schwer zu löschen. Die Gelithfolie dagegen läßt sich
mit dem Streichholz nur sehr schwer entzünden, dabei schmilzt
die Masse wie ein Harz (Siegellack), tropft ab und die I lamme
erlischt. Richtet man das Lichtbündel der stärksten Bogenlampe
mittels eines Kondensors auf einen derartigen Film, so entzündet
er sich nicht. Er kann zugrunde gehen, das ist aber auch alles,
was geschehen kann. Denn nach einigen Sekunden, einer dur-
artigen Behandlung ausgesetzt, löst sich die Emulsion vom B ilm
ab, es bilden sich, (furch die Wärme veranlaßt, über die ganze
Masse Blasen, der Film beginnt zu schrumpfen und schließlich
zu schmelzen. Der Zelluloidfilm raucht ohne Schutzvorrichtung
sofort, wie die Lampe angezündet wird und verbrennt in kurzer
Zeit vollständig. Während die Gefahr beim Zelluloidfilm sehi
groß ist, wenn der Apparat, wenn auch auf. kurze Zeit in der
Bewegung versagt, ist beim Oelithfilm nur die Gefahr der Ver
nichtung, nicht aber die geringste für das Publikum vorhanden.
Bei Anwendung des Kinoeelithfilms ist also jede weitere Sicher
heitsvorrichtung entbehrlich und unnötig.
Wie schon früher erwähnt, stellen die Farbenfabriken vor
mals Friedrich Bayer & Co. in der neuerbauten Fabrik zuLever-
kusen dieses neue Matei'ial im großen her und es wird dadurch
wahrscheinlich in Kürze in der Kinovorführung jede Gefahr für
den Experimentator als auch für das besuchende Publikum ge
schwunden sein.