Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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beim Entwickeln trat ein Quellen ein und die Gelatine löste sich 
vom Zelluloid los. . . ... 
Dr Eichengrün hat auch hier m Gemeinschaft mit Gr. 
Becker und Dr. Guntrum nach langen Versuchen einen voll 
wertigen Ersatz für das Zelluloid geschaffen. Sie stellten eine 
Azetylzellulose her, die sich ähnlich verhält wie das Zelluloid, 
ohne dessen Brennbarkeit zu besitzen. Dieses Material liefert mit 
Kampferzusatz eine plastische Masse, sie löst sich in Essigäther 
und Alkohol, doch hatte dieses Produkt die Unannehmlichkeit, daß 
es weich und lederartig blieb und nicht so elastisch war wie das 
Zelluloid. Viele Versuche mußten angestellt werden, ehe man ein 
Filmband erhielt, das den ziemlich großen Zug im Kinemato- 
graphen ohne Zerrung und Dehnung in der Längsrichtung und 
ohne Wölbung in der Querrichtung aushält. Man hatte weiter 
darauf zu achten, daß die perforierten Stellen des Films zu beiden 
Seiten durch die Zähne der Trommel nicht zerrissen, die Ober 
fläche nicht zerkratzt werde und daß die Klebstellen nicht aul 
reißen. Erst nach mühevoller Arbeit ist es gelungen, alle die auf 
tretenden Mängel zu heheben und einen Film auf den Markt zu 
bringen, der die guten Eigenschaften des Zelluloids in sich 
vereint, ohne dessen schlechte, die leichte Brennbarkeit zu be- 
sitzen 
Das Zelluloid brennt entzündet mit hoehaufschlagender, 
zischender Flamme. Dieselbe ist wegen der äußerst raschen Aus 
breitung sehr schwer zu löschen. Die Gelithfolie dagegen läßt sich 
mit dem Streichholz nur sehr schwer entzünden, dabei schmilzt 
die Masse wie ein Harz (Siegellack), tropft ab und die I lamme 
erlischt. Richtet man das Lichtbündel der stärksten Bogenlampe 
mittels eines Kondensors auf einen derartigen Film, so entzündet 
er sich nicht. Er kann zugrunde gehen, das ist aber auch alles, 
was geschehen kann. Denn nach einigen Sekunden, einer dur- 
artigen Behandlung ausgesetzt, löst sich die Emulsion vom B ilm 
ab, es bilden sich, (furch die Wärme veranlaßt, über die ganze 
Masse Blasen, der Film beginnt zu schrumpfen und schließlich 
zu schmelzen. Der Zelluloidfilm raucht ohne Schutzvorrichtung 
sofort, wie die Lampe angezündet wird und verbrennt in kurzer 
Zeit vollständig. Während die Gefahr beim Zelluloidfilm sehi 
groß ist, wenn der Apparat, wenn auch auf. kurze Zeit in der 
Bewegung versagt, ist beim Oelithfilm nur die Gefahr der Ver 
nichtung, nicht aber die geringste für das Publikum vorhanden. 
Bei Anwendung des Kinoeelithfilms ist also jede weitere Sicher 
heitsvorrichtung entbehrlich und unnötig. 
Wie schon früher erwähnt, stellen die Farbenfabriken vor 
mals Friedrich Bayer & Co. in der neuerbauten Fabrik zuLever- 
kusen dieses neue Matei'ial im großen her und es wird dadurch 
wahrscheinlich in Kürze in der Kinovorführung jede Gefahr für 
den Experimentator als auch für das besuchende Publikum ge 
schwunden sein.
	        
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