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Die bisher aufgezählten Verwendungsarten des Celiths sind
aber damit noch nicht erschöpft. Celith läßt sich ganz so und
ebenso leicht verarbeiten, wie das Zelluloid. Man kann daraus
Kämme, Bürstendeckel, Messerschalen, Spielzeug aller Art, wie
Puppen gepreßte Tiere, Schachfiguren, Klaviertasten, Isoher-
materialien, Intarsien und Mosaikarbeiten, Stampiglien und Klischees
verfertigen, kurz alles, was man aus Zelluloid hersteilen kann.
Was den Preis anbelangt, so ist derselbe je nach der Qualität
des erzeugten Produktes sehr verschieden. Im Durchschnitt kann
man rechnen, daß 1 kg Cellon 10 Mark, doppelseitig^ poliertes
Transparent aber 15 Mark kostet. Es ist also erheblich teurer
als das Zelluloid. Zieht man in Betracht, daß das spezifische Ge
wicht des Cellons um 12°/ 0 ungefähr geringer ist als das des
Zelluloids, so kann man rechnen, daß Cellon doppelt so teuer ist
als das Zelluloid. Die Kosten der Verarbeitung beider Materialien
sind gleich. Man muß aber noch weiter berücksichtigen daß die
Cellonabfälle wesentlich wertvoller sind als die Zelluloidabfalle,so daß
sich die Cellonwaren nach Berücksichtigung aller dieser Umstande
nur um 50% teurer stellen als die aus Zelluloid hergestellten.
Dazu kommt, daß bei manchen Waren, wie z. B. bei I ilms,
der Preis nicht so sehr ins Gewicht fällt. Besonders spricht zu
gunsten des Celiths seine Gefahrlosigkeit, so daß er überall dort,
wo Menschenleben leicht durch Zelluloid gefährdet sind (Kine
matographie) dem Zelluloid weit überlegen ist und wahrscheinlich
dürfte bald die Zeit gekommen sein, wo man Kinofilms nur aus
solchen Substanzen hersteilen wird.
Baykogarne.
Die Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co. m
Elberfeld haben mit Hilfe des Celiths auch ein Surrogat für
Metallgarne hergestellt, die den Kamen Baykogarne (aus Bay
Bayer und ko = Co. zusammengesetzt) erhalten haben.
Während man sich früher zur Herstellung. der Brokate,
Meßgewänderstoffe, Tressen, Borten etc. ausschließlich der leoni-
schen Garne bediente, hat sich die Posamentenindustrie, nach
dem Erscheinen der Kunstseiden auf dem Markte, dieses Materials
bemächtigt, das infolge seines hervorstechenden Glanzes und der
schönen Färbung sich für diese Industrie besonders eignet und
auch im Publikum sehr viel Anklang fand. . .,
Die Baykogarne sind ein Mittelding zwischen Kunstseiden
und leonischen Gespinsten. Letztere stellt man so her, daß man
verschieden starke Baumwoll- oder Seidenfäden mit Gold- oder
Silberlahne, das sind flach gewalzte dünne Metalldrähte, derart
spiralig umwickelt, daß der Kernfaden ganz von Metall bedeckt
wird. Bei den sogenannten cyprischen Fäden umwickelte man
den Kernfaden mit sehr feinen Häutchen, auf denen dünnes Blatt
gold- oder Blattsilber aufgeklebt war.