Full text: XV. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (15)

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Die bisher aufgezählten Verwendungsarten des Celiths sind 
aber damit noch nicht erschöpft. Celith läßt sich ganz so und 
ebenso leicht verarbeiten, wie das Zelluloid. Man kann daraus 
Kämme, Bürstendeckel, Messerschalen, Spielzeug aller Art, wie 
Puppen gepreßte Tiere, Schachfiguren, Klaviertasten, Isoher- 
materialien, Intarsien und Mosaikarbeiten, Stampiglien und Klischees 
verfertigen, kurz alles, was man aus Zelluloid hersteilen kann. 
Was den Preis anbelangt, so ist derselbe je nach der Qualität 
des erzeugten Produktes sehr verschieden. Im Durchschnitt kann 
man rechnen, daß 1 kg Cellon 10 Mark, doppelseitig^ poliertes 
Transparent aber 15 Mark kostet. Es ist also erheblich teurer 
als das Zelluloid. Zieht man in Betracht, daß das spezifische Ge 
wicht des Cellons um 12°/ 0 ungefähr geringer ist als das des 
Zelluloids, so kann man rechnen, daß Cellon doppelt so teuer ist 
als das Zelluloid. Die Kosten der Verarbeitung beider Materialien 
sind gleich. Man muß aber noch weiter berücksichtigen daß die 
Cellonabfälle wesentlich wertvoller sind als die Zelluloidabfalle,so daß 
sich die Cellonwaren nach Berücksichtigung aller dieser Umstande 
nur um 50% teurer stellen als die aus Zelluloid hergestellten. 
Dazu kommt, daß bei manchen Waren, wie z. B. bei I ilms, 
der Preis nicht so sehr ins Gewicht fällt. Besonders spricht zu 
gunsten des Celiths seine Gefahrlosigkeit, so daß er überall dort, 
wo Menschenleben leicht durch Zelluloid gefährdet sind (Kine 
matographie) dem Zelluloid weit überlegen ist und wahrscheinlich 
dürfte bald die Zeit gekommen sein, wo man Kinofilms nur aus 
solchen Substanzen hersteilen wird. 
Baykogarne. 
Die Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co. m 
Elberfeld haben mit Hilfe des Celiths auch ein Surrogat für 
Metallgarne hergestellt, die den Kamen Baykogarne (aus Bay 
Bayer und ko = Co. zusammengesetzt) erhalten haben. 
Während man sich früher zur Herstellung. der Brokate, 
Meßgewänderstoffe, Tressen, Borten etc. ausschließlich der leoni- 
schen Garne bediente, hat sich die Posamentenindustrie, nach 
dem Erscheinen der Kunstseiden auf dem Markte, dieses Materials 
bemächtigt, das infolge seines hervorstechenden Glanzes und der 
schönen Färbung sich für diese Industrie besonders eignet und 
auch im Publikum sehr viel Anklang fand. . ., 
Die Baykogarne sind ein Mittelding zwischen Kunstseiden 
und leonischen Gespinsten. Letztere stellt man so her, daß man 
verschieden starke Baumwoll- oder Seidenfäden mit Gold- oder 
Silberlahne, das sind flach gewalzte dünne Metalldrähte, derart 
spiralig umwickelt, daß der Kernfaden ganz von Metall bedeckt 
wird. Bei den sogenannten cyprischen Fäden umwickelte man 
den Kernfaden mit sehr feinen Häutchen, auf denen dünnes Blatt 
gold- oder Blattsilber aufgeklebt war.
	        
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