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strecken sind dort mit den erforderlichen beiden Bäumen bepflanzt und
ein großer Teil der Bevölkerung lebt von der Erzeugung dieses Wachses,
das von Sir Alex. Hosie nächst Opium und Seide als das wichtigste
und zukunftsreichste Produkt dieser so entwicklungsfähigen Provinz
bezeichnet wurde. Baut seinem soeben veröffentlichten Bericht über
die Unterdrückung der Opiumgewinnung kann der Anbau des Mohnes in
Szechuan, dank der Energie des früheren Generäl-Gouverneurs Chao-
Erh-Sun und dessen nicht minder tüchtigen Bruders Chao-Erh-Feng.
als vollkommen unterdrückt bezeichnet werden. Es wird nun wohl statt
des Mohnes, nebst der Kultur des Maulbeerbaumes, auch der Anbau
der für die’zucht des Wachsinsektes verwendeten Bäume in'erhöhtem
Maße betrieben werden, aus welchem Grunde eine Zunahme der Pro
duktion, respektive des Exportes in diesem Artikel zu gewärtigen ist.
Das Wachsinsekt. Über diese von J. O. Westwood entdeckte,
respektive klassifizierte Schildlaus „CoccusPei-la”, von den Chinesen
Pei-La-Ch’ung, J. h. „Weißes Wachsinsekt” genannt, schreibt Pere
Rathouis auf Grund seiner in der großen, mit allen Hilfsmitteln der Wissen
schaft ausgestatteten Jesuiten-Mission Siccawei bei Shanghai vorge
nommenen eingehenden Untersuchungen (Etüde sur le Coccus Pela
— „Memoires concernant l’Histoire Naturelle S. 43/60) im wesent
lichen wie folgt:
Das Insekt entschlüpft in der Zeit zwischen dem 6. und 10. Juni
den vom Muttertier auf der Rinde der Äste abgeschiedenen Eiern
und zwar in Form einer Larve. Zuerst weiß, respektive farblos, wird
die Larve rasch braun und erreicht einen Durchmesser von 0'5 bis
0-6 Millimeter. Auf ihrer ganzen Oberfläche, besonders aber auf dem
Rücken, zeigt sie bereits ein feines granuliertes Zellgewebe, das später,
zur Zeit der Verpuppung, die Ausscheidung des Wachses besorgt.
Der Lebensprozeß der Insekten läßt sich durch folgende 8
Stadien verfolgen:
1. Stadium. Die dem Ei entschlüpfte Larve sucht sich zunächst
ein Blatt, auf dem sie zirka 14 Tage bleibt, ohne ihre Steilung zu
verändern. (Wenn entfernt, kehrt sie nicht zurück; stirbt das Blatt ab,
so stirbt sie mit ihm.! Ihre Nahrung saugt sie jetzt, sowie auch später,
mittels eines Rüssels aus den Säften des Baumes, trotzdem mit freiem
Auge kein Zeichen einer Verletzung wahrzunehmen ist. (Die Chinesen
behaupten daher, daß die Insekten „vom Lau leben’ .)
2. Stadium. Die Häutung. Gegen linde Juni, falls die Tem
peratur über 25 Grad Celsius beträgt, bis Anfang Jul), wenn die
Temperatur oder der Zustand des Baumes weniger günstig ist, suchen
die Larven in größerer Zahl, dicht aneinandergedrängt, Schutz unter
einem Blatte, woselbst sie sich häuten. Im ersten Stadium haben sie,
ganz platt und durch ihre starke Haut genügend geschützt, wenig zu
fürchten; jetzt aber, nackt und weich, wären sie ihren feinden pieis-
gegeben. Sie scheiden daher einen dichten weißen, pulverartigen Stofl
.aus, der sie alle mit einer zuletzt 0'5 bis 0'8 Millimeter dichten
Schichte bedeckt. Hier bleiben sie zirka 24 Stunden, bis sich die