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Wochen erfolgen, und zwar Ende April bis Anfang Mai, da vor dieser
Zeit die Gallen noch zu brüchig wären, nachher aber die Insekten be
reits auszuschlüpfen beginnen würden.
2. Die Wachsgewinnung im Min-Tal.
Das Zentrum derselben ist die Präfekturstadt Kia Ting Fu am
Min-Flusse, ebenfalls einem Nebenflüsse des Yangtsze, namentlich die
Kreise O-Mei und Chien-Wei. Am rechten Ufer desMin-Fusses, wo ersieh
mit seinen beiden Nebenflüssen, dem Ta Tu Ho und dem Ya Ho ver
einigt, erstreckt sich eine weite fruchtbare, wohlbewässerte Ebene bis
an den Fuß des heiligen O-Mei-Berges, dem großen Wallfahrtsort der
chinesischen Buddhisten; das Ganze ein gewaltiges Reisfeld, dessen
Ränder mit den Stümpfen der oben beschriebenen Eschenart, dem
Wachsbaum, dicht bepflanzt sind.
Die von den Bewohnern des Kien Ch'ang-Tales Anfang bis
Mitte Mai in Kia Ting Fu auf den Markt gebrachten Gallen werden
nun von den Bauern des Min-Tales schleunigst aufgekauft. Es wird für
ein derartiges zirka 16 Unzen enthaltendes Paket von Taels —.50, bis Ta-
els 1.— in schlechten Jahren bezahlt (zirka Kronen 1.50 bis Kronen 3.—).
Die „Eierkapseln” werden nun ausgepackt und je 20—30 in ein
Blatt des Holzölbaumes (Aleurites vernicifera), dessen Unterseite mittels
einer stumpfen Nadel mehrfach durchlöchert wurde, mittels einer Reis
strohschnur eingebunden und an die Äste des Wachsbaumes gehängt.
Durch die Öffnungen kriechen die mittlerweile aus den Eiern ent
schlüpften Larven hervor und suchen einen geschützten Platz auf der
Unterseite eines Blattes, wo sie zirka 14 Tage bleiben. Sir A. Hosie,
der im Mai 1884 in Kia Ting Fu eine dieser Gallen öffnete, anscheinend
eben als die f.arven den Eiern entschlüpft waren, jedoch bevor sie das
Muttertier verlassen hatten, bemerkte in derselben „einen Schwarm
brauner kriechender Tiere, mit 6 Beinen und einem Paar Fühlhörner.
Viele dieser Gallen, von den Chinesen ihrer plumpen Gestalt wegen
Niu Erh (d. h. „Büffel”) genannt, enthielten einen Parasiten in Form
einer schwarzen Puppe, eine Brachytarsusart” .
Die Larven verteilen sich nun auf den Ästen und Zweigen, an
deren Rinde sie sich festsaugen, und wo nun die Verpuppung unter
Ausscheidung des Wachses erfolgt. (Siehe oben Stadium 1—4.')
Nach Meinung der Chinesen sind es nur die Männchen, die das Wachs
„ausschwitzen” und behaupten sie, imstande zu sein, die wachs
produzierenden Insekten von den anderen zu unterscheiden. So be
zeichnen sie zwei Klassen: La-Sha — „Wachs-Sand” und Huang-Sha
„Gelber Sand”, ersterer von rötlich-weißer, letzterer von bräunlicher
bärbung. Der Wachsüberzug zeigt sich zunächst an der Unterseite der
Äste und Zweige, wo sich die Insekten selbst niedergelassen, dehnt sich
aber langsam aus, so daß zuletzt der ganze Baum wie mit feinem
Schnee bedeckt scheint. Sobald dieser weiße Überzug erscheint (gerade
zur heißesten Zeit), zeigt sich meist auch ein besonders gefährlicher
beim! des Wachsinsektes, eine Art schwarzer Marien-Käfer, von den
Chinesen La-Kou, d. h. „Wachs-Hund” genannt, der sich aus der