Full text: XVI. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (16)

385 
eben erwähnten, oft in den Gallen schmarotzenden Brachytarsusart 
entwickelte. Um ihn von den Bäumen abzuwerfen, schlagen die Bauern 
mit schweren Knüppeln gegen die Stämme. (Die Schildläuse selbst haben 
sich bereits festgesaugt, so daß dies ihnen nichts schadet.) Zirka 100 
Tage nach den Anhängen der Gallenhülsen hat der Niederschlag eine 
Dicke von zirka 6 Millimeter erreicht und muß aus den oben (gelegentlich 
der Besprechung des 4. Stadiums) erwähnten Gründen, die die Chinesen 
instinktiv erkannten, ohne von der Saugoperation der Insekten eine 
Ahnung zu haben, die Wachs ernte nun im richtigen Augenblick, 
vor dem Eintreten des Schlafes, d. h. in der Zeit zwischen dem 15. 
und 25. August stattfinden. 
Was die Ausbeute anbelangt, so ist dieselbe zirka 3 — 4 Catty 
Wachs aus einem Paket von 1 Catty Eiern, beträgt aber auch bis zu 
1 Catty Wachs in schlechten Jahren. Da der Durchschnittspreis des 
Wachses an Produktionsort Kia Ting Fu, laut Bericht von Sir A. Hosie 
im Jahre 1904 sich auf zirka Taels 40.— per Picul, d. h. 100 Catty 
belief, stellt das Ganze, bei Vergleich mit dem oben angegebenen Preis 
von Taels —.50 bis Taels 1.— per Catty Insekteneier, ein für die 
Bauern recht riskantes Geschäft dar und sind damit die großen Preis 
schwankungen wohl verständlich. 
Da bei dem noch zu beschreibenden Auskochen des Wachses aus 
den Zweigen, die unter demselben befindlichen Insekten zugrunde 
gehen, muß stets für neue Aufzucht, respektive neuen Import von 
Eiern aus dem Kien Ch'ang-Tale gesorgt werden. Dortselbst wird 
ein Teil der unter der Wachsschichte sich verpuppenden Insekten auf 
den Bäumen gelassen und entwickelt sich dann, nach der Begattung, 
die neue Brut in der oben (unter Stadium 5 — 8) angegebenen Weise. 
Im nächsten Frühjahr werden dann wieder die Gallen nach Kia Ting 
Fu auf den Markt gebracht. 
Eine ähnliche Organisation wie in West-Szechuan findet sich 
auch in den anderen, Insektenwachs produzierenden Teilen Chinas. So 
in Nord-Szechuan, in der Präfektur Pao Ning F’u, wo jedoch 
nur ein sehr minderwertiges Produkt gewonnen wird, in Honan etc. 
Die Insekten werden dort ebenfalls in südlicheren Gegenden gezogen, 
um dann im Frühjahr nach den für ihre Zucht weniger geeigneten 
Wachsproduktionszentren gebracht zu werden, ln Ch’ung King Fit 
(in Südost-Szechuan), wo der Wachsbaum nicht gedeiht, werden die 
Insekten von einem Insektenbaum auf den anderen verpflanzt. Doch ist 
das dort gewonnene Produkt weit minderwertiger als das von Kia Ting. 
ln anderen, nördlicheren Gegenden, wie z. B. in Po Chou in 
Süd-Shantung (Präfektur Ts’ao Chou Fu, nördlich vom Kaiserkanal) 
werden die Gallen in schwachgeheizten Räumen überwintert. 
Das Auskochen des Wachses. Qualitäten. Das von dem 
Wachsinsekt auf der Rinde der Äste und Zweige ausgeschiedene Wachs 
wird, nachdem der Baum etwas mit Wasser bespritzt wurde, zunächst, 
soweit möglich, mit der Hand entfernt und in eiserne Töpfe mit 
siedendem Wasser geworfen. Das auf der Oberfläche schwimmende 
25
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.