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eben erwähnten, oft in den Gallen schmarotzenden Brachytarsusart
entwickelte. Um ihn von den Bäumen abzuwerfen, schlagen die Bauern
mit schweren Knüppeln gegen die Stämme. (Die Schildläuse selbst haben
sich bereits festgesaugt, so daß dies ihnen nichts schadet.) Zirka 100
Tage nach den Anhängen der Gallenhülsen hat der Niederschlag eine
Dicke von zirka 6 Millimeter erreicht und muß aus den oben (gelegentlich
der Besprechung des 4. Stadiums) erwähnten Gründen, die die Chinesen
instinktiv erkannten, ohne von der Saugoperation der Insekten eine
Ahnung zu haben, die Wachs ernte nun im richtigen Augenblick,
vor dem Eintreten des Schlafes, d. h. in der Zeit zwischen dem 15.
und 25. August stattfinden.
Was die Ausbeute anbelangt, so ist dieselbe zirka 3 — 4 Catty
Wachs aus einem Paket von 1 Catty Eiern, beträgt aber auch bis zu
1 Catty Wachs in schlechten Jahren. Da der Durchschnittspreis des
Wachses an Produktionsort Kia Ting Fu, laut Bericht von Sir A. Hosie
im Jahre 1904 sich auf zirka Taels 40.— per Picul, d. h. 100 Catty
belief, stellt das Ganze, bei Vergleich mit dem oben angegebenen Preis
von Taels —.50 bis Taels 1.— per Catty Insekteneier, ein für die
Bauern recht riskantes Geschäft dar und sind damit die großen Preis
schwankungen wohl verständlich.
Da bei dem noch zu beschreibenden Auskochen des Wachses aus
den Zweigen, die unter demselben befindlichen Insekten zugrunde
gehen, muß stets für neue Aufzucht, respektive neuen Import von
Eiern aus dem Kien Ch'ang-Tale gesorgt werden. Dortselbst wird
ein Teil der unter der Wachsschichte sich verpuppenden Insekten auf
den Bäumen gelassen und entwickelt sich dann, nach der Begattung,
die neue Brut in der oben (unter Stadium 5 — 8) angegebenen Weise.
Im nächsten Frühjahr werden dann wieder die Gallen nach Kia Ting
Fu auf den Markt gebracht.
Eine ähnliche Organisation wie in West-Szechuan findet sich
auch in den anderen, Insektenwachs produzierenden Teilen Chinas. So
in Nord-Szechuan, in der Präfektur Pao Ning F’u, wo jedoch
nur ein sehr minderwertiges Produkt gewonnen wird, in Honan etc.
Die Insekten werden dort ebenfalls in südlicheren Gegenden gezogen,
um dann im Frühjahr nach den für ihre Zucht weniger geeigneten
Wachsproduktionszentren gebracht zu werden, ln Ch’ung King Fit
(in Südost-Szechuan), wo der Wachsbaum nicht gedeiht, werden die
Insekten von einem Insektenbaum auf den anderen verpflanzt. Doch ist
das dort gewonnene Produkt weit minderwertiger als das von Kia Ting.
ln anderen, nördlicheren Gegenden, wie z. B. in Po Chou in
Süd-Shantung (Präfektur Ts’ao Chou Fu, nördlich vom Kaiserkanal)
werden die Gallen in schwachgeheizten Räumen überwintert.
Das Auskochen des Wachses. Qualitäten. Das von dem
Wachsinsekt auf der Rinde der Äste und Zweige ausgeschiedene Wachs
wird, nachdem der Baum etwas mit Wasser bespritzt wurde, zunächst,
soweit möglich, mit der Hand entfernt und in eiserne Töpfe mit
siedendem Wasser geworfen. Das auf der Oberfläche schwimmende
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