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b) Volkswirtschaftliche Bedeutung.
Jedes Menschenleben bedeutet ein Kapital. Es bildet gleich
sam den Grundstock, mit Hilfe dessen der Mensch sich, neues
Kapital, neues Vermögen zu erwerben imstande ist. Dieses
Menschenleben ist jedoch verschiedenen Zufällen ausgesetzt, wie
Krankheit, Verletzungen usw., und selbst das Alter kann es einen
Teil seiner Kapitalskraft einbüßen lassen. Ja, im Falle des Todes
hört es überhaupt auf zu existieren. Gegen diese Zufälle nun, die
jederzeit eintreten können, im Falle des Todes oder Herannahen
des Alters aber eintreten müssen und deren Willkür der Mensch
preisgegeben ist, da er ihr Kommen nicht vorauszusehen vermag,
soll er sich soviel wie möglich zu schützen suchen. Diesen Schutz
nun bietet ihm die Lebensversicherung, bei der die Gesellschaft
die Garantie dafür übernimmt, daß die Kapitalskraft der mensch
lichen Existenz im Alter, wie auch noch nach eingetretenem Tode
fortdauert. Dadurch wird dem Menschen eine gewisse Beruhigung
zuteil. Er wird mit viel größerer Schaffensfreude an die Arbeit
gehen, seines Daseins froher werden können, wenn er weiß, daß
für ihn im Alter und nach seinem Tode aber auch für seine Lieben
gesorgt ist.
Die Lebensversicherung ist nichts anderes als eine Sparkasse,
jedoch mit dem Unterschiede, daß in ihr Leistung und Gegen
leistung anders gestaltet sind als in dieser. Eine Sparkasse nimmt
nur freiwillige Zahlungen und rückerstattet nur, was sie erhalten.
Die Lebensversicherung hingegen fordert eine Zwangszahlung. Ist
ein Versicherungsvertrag abgeschlossen, so hat die betreffende
Partei die Verpflichtung, eine regelmäßige Zahlung der Prämie ein
zuhalten, übernommen, widrigenfalls der Vertrag zunichte wird.
Auch ist die Rückzahlungssumme der Lebensversicherungsgesell
schaft gegenüber der der Sparkasse nicht gleich dem Einzahlungs
betrage, sondern erstere sichert die Auszahlung des gesamten Ver
sicherungsgeldes zu, gleichviel ob der Moment der Zahlung früher
oder später eintritt.
Dadurch wird das geheimnisvolle Walten des Zufalles für
den Einzelnen aufgehoben. Was Frühersterbende zu wenig an
Prämien entrichtet haben, wird dadurch, daß Andere das Glück
haben, länger zu leben, als es die Berechnung angenommen, ge
deckt. In pi’ivatwirtschaftlicher Beziehung ist dies entschieden als
ein Vorteil anzusehen, für die Volkswirtschaft hingegen wäre damit
noch nichts gewonnen. Es würde einfach das, was der Eine verdient,
der Andere zu tragen haben.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lebensversicherung
liegt vielmehr darin, daß durch sie keine verloren gegangenen
Kapitalien ersetzt werden, sondern stets neues Vermögen gebildet
wird. Der den Einzelnen treffende Schaden wird gleichmäßig auf
die Gesamtheit verteilt. Die Versicherungssumme wird also nicht
von einem Einzelnen getragen, sondern wird aus dem Einkommen