Full text: XVII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (17)

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so wird sie natürlich um so niedriger sein können, je öfter sie 
sich wiederholen soll. Wenn vorauszusehen ist, daß der Versicherte 
noch lange leben, daher noch viele Jahre Prämien zahlen kann, 
so werden letztere niedriger sein können denn im entgegen 
gesetzten Falle. 
Nach langen Beobachtungen, die besonders in England durch 
geführt wurden, hat man für jede Altersklasse eine bestimmte 
mittlere Lebensdauer herausgefunden, die bei Berechnung der 
Prämienhöhe vor allem maßgebend wirkt. In der Regel ist die 
mittlere Lebensdauer bis zum Alter von 10 Jahren gering, dann 
steigt sie bis zum 15. Jahre, um von dieser Stufe an wieder 
langsam zu fallen. Je älter also der Versicherte zur Zeit des Ver 
tragsabschlusses ist, um so geringer ist seine mittlere Lebens 
dauer und desto höhere Prämien wird er zahlen müssen. Ist die 
Prämienzahlung von vornherein auf eine bestimmte Zeit begrenzt, 
so richtet sich die Prämienhöhe natürlich auch nach dieser Zeit 
dauer. 
Die mittlere Lebensdauer ist jedoch nur für vollkommen ge 
sunde Personen, sowie für solche, deren Beruf kein besonders 
lebensgefährlicher oder gesundheitsschädlicher ist, angenommen. 
Daher kommen bei Bestimmung der Prämienhöhe auch Gesundheit 
und Beruf des zu Versichernden in Betracht. 
Jeder, der eine Versicherung einzugehen gedenkt, muß sich 
vorher einer gründlichen Untersuchung seitens eines von der Ver 
sicherungsgesellschaft ermächtigten Arztes unterziehen. Gewöhn 
lich werden nur vollkommen gesunde Personen von der Gesell 
schaft aufgenommen; doch gibt es auch Ausnahmen, wobei aber 
die Zahlung einer höheren Prämie bedingt ist. Dasselbe trifft auch 
bei Leuten, die einem gefährlichen Berufe, wie beispielsweise Berg 
oder Schwefelarbeiter, obliegen, und bei der sogenannten Kriegs 
versicherung zu. Neuerdings scheint man allerdings bezüglich der 
Kriegsversicherung hievon Abstand nehmen zu wollen. Wenigstens 
machte die Gothaer Lebensversicherungsbank 1870/71 einen Ver 
such damit, ohne damit bedeutenden Schaden zu erleiden, und in 
den letzten Jahrzehnten sind fast alle größeren Versicherungs 
anstalten diesem Beispiele gefolgt. Die Polizzen derselben gelten 
gewöhnlich ohne oder nur gegen einen geringen Aufschlag auch 
für den Kriegsfall. Einen ähnlichen Fortschritt bedeutet auch der 
Umstand, daß die modernen Polizzen nach Ablauf einer Reihe von 
Jahren auch für den Fall größerer Reisen (sogenannte Welt 
polizzen) Geltung behalten. 
Endlich wird die Steigerung der Prämien, im Falle des 
Sinkens des Zinsfußes eines Landes, eintreten, da die eingezahlten 
Beträge ein bedeutend geringeres Erträgnis liefern, das natürlich 
durch die Prämien wieder ausgeglichen werden muß. Aus dem 
selben Grunde wirkt hier auch die Höhe der Verwaltungskosten 
ein und es ist für jede Gesellschaft von großer Wichtigkeit, die 
selben nicht zu hoch anwachsen zu lassen. Denn diesfalls würden
	        
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