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2. Die Organisation der Lebensversicherungs
anstalten,
Bei den am Schlüsse des vorigen Abschnittes erwähnten Er
wägungen taucht immer die Frage, welche Unternehmungsform
sich am besten für das Versicherungsgeschäft eigne, auf. Das
Gesetz läßt überhaupt nur drei Arten zu: die wechselseitige, die
genossenschaftliche und die Aktien-Lebensversieherungsgesellsehaft.
Ein Einzelkaufmann oder eine offene Handelsgesellschaft dürfen
nie das Versicherungsgeschäft betreiben. Vielfach wird behauptet,
daß bei der wechselseitigen Versicherungsgesellschaft die Interessen
der Versicherten besser gewahrt werden könnten. Tatsächlich ist
dies auch bis zu einem gewissen Grade der Fall. Dadurch, daß
die Versicherten zugleich die Versicherer sind, erhalten sie selbst
das Entscheidungsrecht in allen wichtigen Angelegenheiten. Aber
hiegegen darf man auch nicht vergessen, daß die Aktiengesell
schaft wieder Vorzüge besitzt. Vor allem zeichnet sie sich vorteil
haft durch bedeutend schnelleres Arbeiten aus. Dementsprechend
hat auch bis jetzt noch keine der beiden P'ormen die andere zu
verdrängen vermocht. Die Genossenschaft als Versicherungs
unternehmen, die, was Vorteile und Nachteile anbelangt, eine Mittel
stufe zwischen wechselseitiger und Aktiengesellschaft darstellt, spielt
nur eine unwesentliche Rolle. Ende 1912 bestanden in Österreich
(nach Ehrenzweigs Assekuranz-Jahrbuch) 40 Versicherungsgesell
schaften, und zwar: 18 Aktiengesellschaften, 19 Gegenseitigkeits
anstalten und 3 Genossenschaften, die Lebensversicherung be
trieben. Von ausländischen waren in Österreich 17, in Ungarn 13
konzessioniert; doch haben von diesen in Österreich wie in Ungarn
je 3 die Aufnahme neuer Versicherungen sistiert.
Mag nun diese oder jene Form die vorteilhaftere sein, für
die vorliegende Schrift ist es wichtig, daß alle in den Haupt
momenten die gleichen Einrichtungen ihres Geschäftsbetriebes auf
zuweisen vermögen.
In der Regel bestehen bei einer Lebensversicherungsgesell
schaft mehrere Büros, von welchen für uns hauptsächlich die
„Buchhaltung” in Betracht kommt, während daneben noch ein so
genanntes „Prämienverrechnungsbüro” vorhanden ist, welches all
monatlich die entfallenden Prämien berechnet und sodann der
Buchhaltung die nötigen Buchungshilfsmittel übergibt. Weiters
finden wir ein „mathematisches Büro”, woselbst die Prämion
reserven berechnet und alle anderen einschlägigen Arbeiten erledigt
werden. Von diesem letzteren Büro erfährt die Buchhaltung beim
Abschlüsse die Höhe der Prämienreserven. Alle übrigen Buchungs
materialien gehen der Buchhaltung von dem „Korrespondenz- und
Lebensversicherungsbüro” und der „Kassa” zu. Nebenseitig werden
je nach der Größe und Ausdehnung des Unternehmens noch diverse
andere Abteilungen bestehen, wie z. B. ein „Büro für Darlehensver
mittlung”, ein eigenes „Agentenbüro”, eine „Registratur” usw.