Full text: XVII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (17)

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Depeschen kürzer und häufiger würden, stiege das tote Gewicht 
unverhältnismäßig an und infolgedessen müßten die Raten schon 
vor jenem Sättigungspunkt in die Höhe gesetzt werden. Es ergäbe 
sich sohin die interessante Analogie mit anderen wirtschaftlichen 
Erscheinungen, daß die besondere Vollkommenheit eines Codes 
für den Besitzer insolange einen Vorteil bedeutet, als er eine be 
vorzugte Ausnahme darstellt, sobald die Vollkommenheit aber 
sich verallgemeinert, verliert sie für alle ihre günstige Wirkung. 
Theoretisch sind also die Wechselbeziehungen zwischen 
Kabelraten, Verkehrsintensität und Vollkommenheit der Codes sehr 
kompliziert, ganz klar wohl überhaupt nicht zu erfassen, da mit 
zuviel unbestimmten Großen gerechnet werden muß. Praktisch 
stellen sie sich im gegebenen Falle viel einfacher, als dann der Code 
eben immer das Sekundäre ist und die Kabelraten wie die Ver 
kehrsintensität jeweils fix gegeben sind; nach ihnen bestimmt 
sich dann die Rentabilität für einen einfacheren oder komplizierteren 
Code. Dabei kommen allerdings in der Praxis noch die amtlichen 
Bestimmungen hinzu, die für die Theorie infolge ihres souveränen 
Charakters imponderabil erscheinen. Sie ändern die theoretischen 
Verhältnisse aber deshalb wenig, weil hinter ihnen ja doch meist 
wirtschaftliche Erwägungen stehen müssen. Dies lassen beispiels 
weise manche der Revisionen des Internationalen Telegraphen 
vertrages erkennen, in welchen tatsächlich den Codes wirtschaft 
lich notwendig gewordene Erweiterungen in den Entwicklungs 
bedingungen eingeräumt würden. 
Für die Zukunft der Codes kann aus alledem geschlossen 
werden, daß nicht einmal auf Basis der heutigen Verhältnisse 
ihre Entwicklung schon abgeschlossen zu sein scheint und daß 
ferner durch die Evolution des Welthandels eine stete Erhöhung 
ihrer Entwicklungsbasis gewährleistet wird. 
Die Konkurrenz der drahtlosen Telegraphie, die als zweiter 
Ein wand angeführt wird, gilt vielen Fachleuten auch für alle Zu 
kunft als unmöglich, gewiß ist sie bei der heutigen Durchbildung 
der Erfindung trotz ihrer verlockenden Billigkeit nicht abzusehen. 
Erstens soll die drahtlose Telegraphie nicht so rasch und prompt 
arbeiten wie das Kabel 1 ), wo also ein solches auch besteht, würden 
die drahtlosen Nachrichten a priori für den Kaufmann meist jede 
Bedeutung verlieren; dieser Übelstand dürfte wohl durch die 
allerneuesten Fortschritte überholt sein 2 ). Auch könnte man hierauf 
erwidern, daß dann die drahtlose Telegraphie wenigstens als Er 
gänzung zum Kabelnetz denkbar wäre; und tatsächlich wird sie 
auch stellenweise schon so verwendet. Immer jedoch ist sie atmo 
sphärischen Störungen noch viel zu sehr unterworfen, um in bezug 
>) Nach Dr. Roscher. 
2) So z. B. die direkte Verbindung zwischen Amerika und England sowie 
Deutschland, die schon längere Zeit bestehen, nur für das gewöhnliche Publikum 
noch nicht eröffnet sein soll.
	        
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