Full text: XVII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (17)

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daß wohl das Streben nach Verbilligung gemeinsam ist, seine In 
tensität aber eine sehr verschiedenartige. Diese ist nämlich, wie 
bereits in der Einleitung erwähnt, das Moment aus zwei Faktoren, 
aus der Höhe der Worttaxe der betreffenden Destination und aus 
der Häufigkeit des Telegraphieren, oder richtiger, der Zahl der 
in einer bestimmten Zeiteinheit in dieser Relation zu telegraphie 
renden Worte. Daß zwischen diesen beiden Faktoren, die wieder 
so verschiedenartig sein können, unendlich viele Kombinationen 
möglich sind, ist wohl klar, ebenso daß eine diesen Kombinations- 
mögliehkeiteii nachgehende vernunftgemäße Abstufung der Code 
formen sehr reichhaltig sein wird. 
So leuchtet unmittelbar daraus ein, daß sich das Zusammen 
treffen von so hohen Kabelraten, wie den obenerwähnten mit einer 
hohen Frequentation zur Rentabilität kompliziertester Formen 
steigern kann. Die weniger aufdringliche aber vielleicht der Häufig 
keit wegen noch wichtigere Erkenntnis, welche dadurch vermittelt 
wird, ist jedoch die, daß auch bei geringeren Worttaxen im europäi 
schen Telegraphenverkehr, ja selbst im Inland, bei entsprechender 
Verkehrsintensität die Anwendung von Codes — einfacherer Form 
selbstverständlich — geboten erscheint; eine Erkenntnis, die in der 
Praxis noch nicht sehr weit durchgedrungen ist, die aber einigen 
mir bekannten Häusern eine nicht unbedeutende Spesenersparnis 
verschafft. Allerdings spielt bei solchen Codes dann auch die 
Handlichkeit, die Leichtigkeit im glatten Gebrauch eine relativ 
größere Rolle, auf die noch zurückzukommen sein wird. 
Auf welche Weise nun verfolgen die Codes diesen ihren 
Zweck, mit welchen Mitteln, welchem Materiale können sie ar 
beiten? Wie in der obigen Definition bereits gesagt, werden die 
Mitteilungen zum Telegraphieren aus einer natürlichen Sprache in 
die konzentriertere codistische übersetzt. Die Codes stellen also 
eine Analogie zu den Wörterbüchern zwischen zwei natürlichen 
Sprachen vor, nur daß sich hier nicht zur Übersetzung von Be 
griffen je zwei Worte gegenüberstehen, sondern daß hier Gedanken, 
also ganze Sätze der offenen Sprache in je ein Codewort über 
tragen werden. Dies ist in letzter Linie das Wesen jedes Codes, 
nur geschieht die Übertragung, abgesehen von der formell oft stark 
abweichenden Organisation, nicht immer so einfach und direkt, 
da die organische Einheit, mit der die Codes arbeiten, nicht bei 
allen ihren Formen ganze Worte sind, sondern die Codeworte oft 
in komplizierter Weise zusammengesetzt werden. Die Bezeichnung 
„Wort” hat also in der Codistik einen ganz anderen Sinn als im 
normalen Sprachgebrauch. Das Wort ist hier nicht der Ausdruck 
eines Begriffes, sondern eines ihm willkürlich zugeordneten Ge 
dankens. Auch ist nicht immer das Wort die Einheit, die eine 
bestimmte Bedeutung trägt, sondern es kann aus Teilen mit selb 
ständiger Einzelbedeutung zusammengesetzt werden. Ein „Wort” 
bedeutet in der Codistik also eigentlich nur eine „Buchstaben 
gruppe”, die nach Buchstaben, nach Silben oder als wirkliches
	        
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