Full text: XVII. Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (17)

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Bereits bei der einleitenden Disposition wurde erwähnt, daß 
die Abmachungen zwischen Absendern und Adressaten von De 
peschen, als welche sich die Codes ja darstellen, in verschiedener 
Weise und zu verschiedenartigem Gebrauche geschlossen werden 
können. Die einfachste Art solcher Abmachungen, in welchen wohl 
die Wurzel des ganzen Codewesens zu erblicken sein dürfte, ist 
die briefliche Aufstellung von Chiffreworten zur Verbilligung einer 
telegraphischen Rückäußerung. Für Antworten auf Offerte oder 
in ähnlichen Fällen werden ja solche Chiffreworte heute noch 
verwendet und von ihnen her leiten sich auch die Chiffren, die 
viele Firmen ihren Katalogen für telegraphische Bestellungen etc. 
beigeben. Diese Chiffreworte hatten wohl im Anfang den Charakter 
von sprachlichen Ellipsen, bald aber sah man ein, daß gar keine 
Notwendigkeit besteht, . daß die Chiffre ein Schlagwort im Sinne 
der betreffenden Mitteilung sei, man lernte wohl im Gegenteil die 
Vorteile würdigen, die die Verwendung ganz sinnfremder Worte 
mit sich, bringt. Auch blieben bei ständigen Geschäftsfreunden, 
um die . jeweilige Neubestimmung solcher Chiffreworte zu ersparen, 
diese ein für allemal in Geltung. Zu leichterem Gebrauche wurden 
diese Abmachungen handlich zusammengestellt und nach Bedarf 
immer weiter ausgestaltet. So dürften die Privat-Oodes entstan 
den sein. Jede Firma wird nun vorwiegend zwei Kategorien von 
ständigen Geschäftsfreunden haben. Einige wenige, mit denen sie 
in ganz besonders regem Verkehr steht — meist ihre Lieferanten 
oder Kommittenten etc. — und eine größere Anzahl weniger inten 
siver, .meistens die Kunden. Diese Unterscheidung wird sich bald 
auch in ihren Privat-Oodes ausprägen. Es werden sich einerseits 
den Spezialbedürfnissen und einer hohen Verkehrsintensität ange- 
paßte hochorganisiorte Spezial- oder Separat-Codes ausbilden, 
anderseits für die große Gruppe ähnlicher Verbindungen andere 
einfachere Codes, die untereinander so viel Gemeinsames auf- 
weisen werden,, daß der Gedanke nahe liegt, zur Vereinfachung 
des Betriebes sie in einen einzigen Code zu uniformieren, den die 
birma dann an alle Interessenten aussendet; derartige Codes 
werden, am besten als Haus-Codes zu. bezeichnen sein. 
Diese Gabelung, in deren beiden Ästen die Entwicklung heute 
noch fortschreitet, war aber noch eine interne der Privat-Codes. 
Einen weiteren Schritt der Verallgemeinerung bedeuten die 
öffentlichen Codes. Diese dürften wohl so zustande gekommen 
sein, daß sich Firmen mit ähnlichen Interessen, also wohl meist 
derselben Branche angehörend, zusammengetan haben in der Ab 
sicht, ihre ähnlichen Haus-Codes gemeinsam auszugestalten, wo 
durch in die Entwicklung der Codes das Moment der Öffentlich 
keit getragen wurde.. Vervollkommnungen, zu denen dem Einzelnen 
die Erfahrung und die Zeit fehlte, wurden hierbei dadurch erzielt, 
daß sich tüchtige Fachleute auf dem Gebiete dafür spezialisierten 
und nach den ersten allgemeinen Codes, die wohl Branchen- 
Codes gewesen sein dürften, an die Aufstellung allgemeiner,
	        
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