Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

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Über die Interessen der Royal Dutch-Shell-Gruppe in der 
russischen Petroleumindustrie wurde bereits oben gesprochen. Durch 
die Übernahme des größten Teiles der Aktien der Kaspi-Schwarz 
meer-Gesellschaft von der Rothschild-Gruppe hat sie einen bedeu 
tenden Anteil an der Produktion von Baku, durch ihre Beteiligung 
an der Masut-Gesellschaft die Verfügung über deren Tankanlagen 
und Flotte erhalten. Ferner kontrolliert sie durch die Nouvelle 
Societe du Standard Russe (Ruski Grosnenski Standard) einen großen 
Teil der Produktion von Grosny. Endlich wäre zu erwähnen die Be 
teiligung an der Sehibajeff Petroleum Co., au deren Rekonstruktion 
im Jahre 1912 die Royal Duteh-Sheil-Gruppe wesentlichen Anteil 
genommen hat. 
Der größte Teil der außerhalb dieser beiden Gruppen stehenden 
Produktion wurde durch die im Jahre 1912 mit einem Kapital von 
25,000.000 Pfund Sterling in London gegründete Russian General 
Oil Corporation aufgenommen. Diese Gesellschaft kontrolliert die 
große Mantascheff-Gesellschaft in Baku (Kapital 22,000.000 Rubel), 
ferner die Moskau-Kaukasische Naphtha Gesellschaft, die Tehichowo- 
Gesellschaft und die Naftalan- Gesellschaft. Weiters hat sie maß 
gebenden Einfluß auf die Kaspische Gesellschaft und enge Beziehungen 
zur bedeutenden Lianosoff-Gruppe (Aktienkapital 16,000.000 Rubel) 
und zur russischen Gesellschaft „Nafta“. Gemeinsam mit der Masut- 
Gesellschaft und der Gesellschaft Gebrüder Nobel kontrolliert sie 
ferner die „Runo“, russische Naphtha-Industriegeseilschaft. Durch 
ihre Untergesellschaften verfügt sie über einen großen Park von 
Tanks und Tankwagen und über 200 in ganz Rußland verteilten 
Verkaufsstellen. Neueren Meldungen zufolge soll sich die Russian 
General Oil Corporation durch Volleinzahlung ihres Aktienkapitals 
die Mittel zum Ankauf eines größeren Postens Nobel-Aktien ver 
schaffen, während anderseits die Nobel-Gesellschaft an der R. G. 0. C. 
durch Aktienbesitz interessiert ist. Eine Verständigung zwischen den 
an der russischen Petroleumindustrie beteiligten Gruppen dürfte daher 
in kürzerer oder längerer Zeit um so eher zu erwarten sein, als im 
Hintergrund aller finanziellen Transaktionen der letzten Jahre die 
russischen Banken stehen, die in Petroleumwerten bedeutende En 
gagements unterhalten. 
4. Rumänien. 
ln Rumänien ist gleichfalls eine energische Konzentration im 
letzten Dezennium zu konstatieren. Die Verhältnisse in der rumänischen 
Petroleumindustrie waren ähnlich wie in Galizien lange Zeit recht 
unbefriedigend. Primitive Bohrtechnik, unrationelle und unvollständige 
Ausnutzung der Bodenschätze waren die Regel. Die im Jahre 1898 
erfolgte Erhöhung des Petroleumzolles auf Frcs. 15 pro 100 kg, die 
Unterstützung der Regierung durch entsprechende Regelung der 
Pacht- und Konzessionsverhältnisse, vor allem aber das Eindringen 
großer ausländischer Kapitalien haben die große Umwandlung be-
	        
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