16
Über die Interessen der Royal Dutch-Shell-Gruppe in der
russischen Petroleumindustrie wurde bereits oben gesprochen. Durch
die Übernahme des größten Teiles der Aktien der Kaspi-Schwarz
meer-Gesellschaft von der Rothschild-Gruppe hat sie einen bedeu
tenden Anteil an der Produktion von Baku, durch ihre Beteiligung
an der Masut-Gesellschaft die Verfügung über deren Tankanlagen
und Flotte erhalten. Ferner kontrolliert sie durch die Nouvelle
Societe du Standard Russe (Ruski Grosnenski Standard) einen großen
Teil der Produktion von Grosny. Endlich wäre zu erwähnen die Be
teiligung an der Sehibajeff Petroleum Co., au deren Rekonstruktion
im Jahre 1912 die Royal Duteh-Sheil-Gruppe wesentlichen Anteil
genommen hat.
Der größte Teil der außerhalb dieser beiden Gruppen stehenden
Produktion wurde durch die im Jahre 1912 mit einem Kapital von
25,000.000 Pfund Sterling in London gegründete Russian General
Oil Corporation aufgenommen. Diese Gesellschaft kontrolliert die
große Mantascheff-Gesellschaft in Baku (Kapital 22,000.000 Rubel),
ferner die Moskau-Kaukasische Naphtha Gesellschaft, die Tehichowo-
Gesellschaft und die Naftalan- Gesellschaft. Weiters hat sie maß
gebenden Einfluß auf die Kaspische Gesellschaft und enge Beziehungen
zur bedeutenden Lianosoff-Gruppe (Aktienkapital 16,000.000 Rubel)
und zur russischen Gesellschaft „Nafta“. Gemeinsam mit der Masut-
Gesellschaft und der Gesellschaft Gebrüder Nobel kontrolliert sie
ferner die „Runo“, russische Naphtha-Industriegeseilschaft. Durch
ihre Untergesellschaften verfügt sie über einen großen Park von
Tanks und Tankwagen und über 200 in ganz Rußland verteilten
Verkaufsstellen. Neueren Meldungen zufolge soll sich die Russian
General Oil Corporation durch Volleinzahlung ihres Aktienkapitals
die Mittel zum Ankauf eines größeren Postens Nobel-Aktien ver
schaffen, während anderseits die Nobel-Gesellschaft an der R. G. 0. C.
durch Aktienbesitz interessiert ist. Eine Verständigung zwischen den
an der russischen Petroleumindustrie beteiligten Gruppen dürfte daher
in kürzerer oder längerer Zeit um so eher zu erwarten sein, als im
Hintergrund aller finanziellen Transaktionen der letzten Jahre die
russischen Banken stehen, die in Petroleumwerten bedeutende En
gagements unterhalten.
4. Rumänien.
ln Rumänien ist gleichfalls eine energische Konzentration im
letzten Dezennium zu konstatieren. Die Verhältnisse in der rumänischen
Petroleumindustrie waren ähnlich wie in Galizien lange Zeit recht
unbefriedigend. Primitive Bohrtechnik, unrationelle und unvollständige
Ausnutzung der Bodenschätze waren die Regel. Die im Jahre 1898
erfolgte Erhöhung des Petroleumzolles auf Frcs. 15 pro 100 kg, die
Unterstützung der Regierung durch entsprechende Regelung der
Pacht- und Konzessionsverhältnisse, vor allem aber das Eindringen
großer ausländischer Kapitalien haben die große Umwandlung be-