Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

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Gleichzeitig mit der Erhöhung des Petroleumzolles im Jahre 1882 
wurde auch ein Zoll von 2 Gulden Gold für Rohöl eingeführt. Dies 
brachte die Raffinerien darauf, sogenanntes Kunstöl eiuzuführen, d, h. 
Petroleum vornehmlich russischer Provenienz, das durch Zusätze von 
Teer und anderen leicht brennbaren Stoffen derart verändert war, 
daß es „in gewöhnlichen Lampen nur unvollkommen brannte“ und 
das Aussehen und spezifische Gewicht gewöhnlichen Rohöls zeigte. 
Während aber letzteres 40 bis 45 % Petroleumausbeute liefert, er 
gab das Kunstöl 85 bis 90 % und wurde auf diese Weise der Roh 
ölzoll größtenteils illusorisch gemacht. Dieser Import von Kunstöl 
fand erst Ende der Neunzigerjahre durch das Ansteigen der galizischen 
Produktion, die Verteuerung des ausländischen Petroleums und die 
Neuregelung der Zoll Verhältnisse im Jahre 1899 ein Ende, bei welcher 
der Rohölzoll von 2 Gulden auf K 7 erhöht, der Zollsatz für Raffinade 
unverändert belassen wurde. Der bisherige Begünstigungszoll von 
68 Kreuzern für rumänisches Rohöl wurde bei einem jährlichen 
Maximalimporte von 200.000 q auf K 1'62 erhöht; durch diese be 
günstigte Einfuhr wurde die Rohölversorgung der siebenbürgischen 
Raffinerien gesichert. 
Auch die örtliche Verteilung der Raffinerien zeigt, daß für die 
Bestimmung des Standortes nicht ausschließlich das Rohölvorkommen 
ausschlaggebend war. Die Näphthagewinnung in der Monarchie be 
schränkt sich im wesentlichen auf Galizien. Trotzdem befanden sich 
in der Betriebsperiode 1911/12 von 75 österreichischen Raffinerien 
mit einer Gesamtproduktion von 1,879.499 q versteuertem Petroleum 
und einem Exporte von 3,848.653 q Petroleum nur 56 Raffinerien 
mit einer Produktion von 1,058.224 q und einem Exporte von 
2,188.749 q in Galizien, wobei den außergalizischen Raffinerien die 
31 ungarischen Raffinerien mit einer Produktion von 1,114.000 q 
beizuzählen wären. 
Was nun die Entwicklung der Kartellorganisationen in der 
Petroleumraffinationsindustrie anlangt, so bildete das erste Kartell 
der am 1. Mai 1893 ins Leben getretene Verband österreichisch 
ungarischer Naphtha-Raffinerien, der den inlandsabsatz auf Grund 
der Steuerergebnisse der letzten Jahre kontingentierte, jeder Raffinerie 
eine bestimmte Quote dieses Kontingentes zuteilte und die Höhe der 
Verkaufspreise bestimmte. Das Kartell war ein Kontingentierungs 
und Preiskartell. Seine Dauer war zunächst für 2 Jahre vorgesehen. 
1895 wurde es auf eine neue Basis gestellt und dauerte bis Mai 1896. 
Inzwischen waren durch die Steigerung der galizischen Pro 
duktion die Produktionsverhältnisse beträchtlich verändert worden. 
Von dem Gesamtbedarf der Monarchie per 1896 von rund 2,100.000 q 
Petroleum wurden rund 1,600.000 q aus galizischem Rohöl gewonnen. 
Während die südlich gelegenen Raffinerien noch importiertes aus 
ländisches Kunstöl verarbeiteten, gelangte in den nördlichen Raffinerien 
bereits ausschließlich galizisches Rohöl zur Verwendung. Die über 
den Bedarf vergrößerte Kapazität der Raffinerien führte die nördlichen
	        
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