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Erlöses zu alimentieren war. Bei einem Verkaufspreis von K 35
per Meterzentner hörte die weitere Beitragspflicht auf, so daß
also per Meterzentner inländischen Arbeitsquantuni maximal K 4 zu
entrichten waren. Dagegen sollte ein von den Exportraffinerien über
den Betrag von K 4 erzielter Nettoerlös zur Hälfte einem Reluitions-
fonds zugeführt werden, der den Inlandskontingenten entsprechend
unter sämtliche Raffinerien zu verteilen war. Zur Durchführung und
Kontrolle der Kartellvereinbarungen wurde die Pctroleum-Produkte-
Vertriebs-Gesellschaft m. b. H. gegründet, an der sämtliche Raffinerien
nach Maßgabe ihrer Kontingente beteiligt waren.
Aber auch dieses Kartell war nur von kurzer Dauer. Schon
während der Verhandlungen war von vielen Raffinerien eine feste
Relation zwischen den Beiträgen für den Exportsubventionsfonds und
der Höhe der Rohölpreise gewünscht worden und mußte daher die
Frage' der Beiträge der alljährlichen Beschlußfassung Vorbehalten
werden. Durch das andauernde Steigen des Naphthapreises wurde
die Lage der nicht über eigenes Rohöl verfügenden Raffinerien
immer ungünstiger und erklärte die Triester Raffinerie bereits. im
Februar 1912, weitere Beiträge für den Exportfonds mit Rücksicht
auf die gestiegenen Rohölpreise nicht mehr leisten zu können. Da
andere Raffinerien folgten und die mit größeren Exportquanten be
teilten Fabriken erklärten, nur mit Rücksicht auf dio Ermöglichung
eines Exportes auf einen Teil ihres Inlandsabsatzes verzichtet zu
haben, wurde das Kartell per 30. April 1912 aufgelöst. Allerdings
war die Auflösung des Kartells diesmal nicht von einem sofortigen
Preissturz begleitet, sondern stiegen die Preise seither zeitweilig so
gar über den von der Regierung als Maximalgrenze bezeichnete»
Preis von K 35 per 100 kg netto ab Oderberg. Ferner bestehen
zwischen den maßgebenden Raffinerien stillschweigende Abmachungen,
durch die auf die Verkaufspreise Einfluß genommen werden soll und
dauern auch die Verhandlungen über die Neubildung eines Raffirierien-
kartells mit kürzeren oder längeren Unterbrechungen seither an.
Wenn wir nun die Verhältnisse betrachten, die es mit. sich
brachten, daß eine kräftige Industrie mit sehr großen investierten
Kapitalien, bei ausreichendem Zollschutz, stabilem Inlandskonsum,
Konzessionspflicht, bei einer durch die Verbrauchssteuer auf
Petroleum bedingten finanzämtlichen Überwachung der Betriebe, dem
nach unter vielen der Kartellbildung günstigen Voraussetzungen, trotz
wiederholter Versuche zu einer stabilen Kartellorganisation nicht ge
kommen ist, so sind es zunächst die Schwierigkeiten, welche.die
wechselnden Produktionsverhältnisse in der Rohölindustrie einer
dauernden Organisation der Raffinerien entgegenstellen. Die früheren
Kartelle sahen sich durch das rasche Ansteigen der Produktion, das
billige Rohölpreise, leichte Exportmöglichkeit und einen starken
Anreiz für Betriebserweiterungen und Neugründungen mit sieh
brachte, zur Auflösung veranlaßt, während das letzte. Kartell durch
den unvorhergesehenen Produktionsrückgang und die damit ver-