Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

angeführt. Einer auf wenige Länder beschränkten Produktion steht 
ein über die ganze Welt verteilter Absatz gegenüber, so daß 
Handels- und Absatzorganisation auf internationaler Basis aufgebaut 
sein, muß. Verschiedene Produktionsländer verfügen nicht über die 
zur Entwicklung ihrer Produktion erforderlichen Kapitalien und er 
öffnet sich so für kapitalsreiche Länder ein vielseitiges Tätigkeits 
gebiet. Der aleatorische Charakter der Produktion macht eine Ver 
teilung des Risikos einer Unternehmung auf verschiedene örtlich 
auseinander liegende Produktionsstätten wünschenswert. Die Siche 
rung des Absatzes für die Produktionsunternehmen verlangt, daß 
dieselben über eine möglichst ausgebreitete Absatzorganisation ver 
fügen ; anderseits ist es zur konstanten Versorgung des Marktes und 
zur möglichsten Ausnutzung der Anlagen nötig, die Absatzorgani 
sationen durch den Anschluß an die Produktion verschiedener 
Länder zu alimenlieren. Zur größeren Unabhängigkeit und Steigerung 
der Rentabilität wird Produktion, Röhrenleitung, Raffination, Dis 
tribution mit Hilfe von Tankdampfern, Tankwaggons und Verkaufs 
anlagen vielfach in einer Hand vereinigt oder doch eine Interessen 
gemeinschaft unter den Gesellschaften hergestellt. 
Diese Gründe machen die in der internationalen Petroleum- 
industrie zu beobachtende Konzentration erklärlich. Daß sich die 
selbe in so starkem Maße auf effektenkapitalistischer Grundlage 
vollzog, hat spezielle Gründe. Die mit ausländischem Kapital selb 
ständig oder als Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmungen 
in den einzelnen Produktions- und Absatzländern gegründeten Ge 
sellschaften hatten das Interesse, ihre ausländische Herkunft möglichst, 
wenig auffallen zu lassen, so daß man für derartige Gründungen 
lieber die Form anscheinend selbständiger Gesellschaften, deren 
Kapitalsanteile oder Aktien in Händen der ausländischen Gründer 
verblieben, als die Form von Zweigniederlassungen u. dgl. wähltet 
Dies erschien um so zweckmäßiger, als das Eindringen ausländischer 
Konzerne in vielen Staaten teils argwöhnisch beobachtet, teils 
bekämpft wurde. Was speziell Amerika aiilangt, das ja die Wiege 
des Effektenkapitalismus in der heutigen Form bildet, so hat dort 
die der Trustbildung ungünstige Gesetzgebung das Entstehen zahl 
reicher, durch Effektenbesitz miteinander verknüpfter Gesellschaften 
an Stelle des einheitlichen Trusts begünstigt. In der europäischen 
Petroleümindustrie ist es die Beteiligung zahlreicher Banken, die 
den Effektenkapitalismus gefördert bat, da sie auf diese Weise 
Emissionsgewinne erzielten und durch Zurückhaltung eines Teiles 
der ausgegebenen Effekten in ihren Portefeuilles ohne Immobili 
sierung ihrer Mittel ihren Einfluß auf die Gesellschaften wahrten. 
Weiters führten nicht selten die zwischen großen Unternehmungen 
zustandegekommeoen Vereinbarungen über Produktion«- und Absatz 
verhältnisse, über gemeinsame Ausnutzung von Distributivmitteln und 
Äbsatzorganisationen zur Gründung neuer Gesellschaften und gemein 
samer Übernähme der ausgegebenen Effekten.
	        
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