Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

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Was die einzelnen Monopolsformen in der Petroleumindustrie 
anlangt, so haben wir ein Beispiel eines auf fiskalisehen Gründen 
beruhenden Handelsmonopols in dem 
2. Petioleummonopol in Serbien und Griechenland, 
Das in ersterem Lande seit 1895 bestehende Petroleummonopol 
ist derart eingerichtet, daß der Staat, bzw. die Monopolverwaltung 
russisches Petroleum bezieht, in ihren Reservoirs einlagert und an 
die Wiederverkäufer in Kisten oder Fässern zu dem seinerzeit 
fixierten Preis von 64 cts. abgibt. Die Ergebnisse sind recht 
günstig, da in den letzten Jahren ein Reinertrag von je 2 bis 3 Mil 
lionen Dinar erzielt werden konnte. Im Jahre 1912 betrug der An 
kaufspreis des Petroleums inklusive Transport- und sonstige Kosten 
902.023 Dinar, der Verkaufserlös ohne die sonstigen Einnahmen 
3,764.664 Dinar, der erzielte Reingewinn 3,051.815 Dinar. 
Ähnlich ist das Petroleummonopol in Griechenland eingerichtet. 
Auch in Island ist ein Monopol aus finanzpolitischen Gründen in 
Vorbereitung. 
3. Petroleummonopolsentwurf in Deutschland. 
Ein in erster Linie aus wirtschaftspolitischen Erwägungen her 
vorgegangener Petroleumhandelsmonopolsentwurf steht gegenwärtig 
in Deutschland in Beratung. 
Wie schon erwähnt, war die Politik der Standard Oil Co. seit 
jeher darauf gerichtet, ihre Gegner zum freiwilligen Anschluß zu 
veranlassen oder, sofern dies nicht gelang, dieselben mit allen Mitteln 
rücksichtsloser Konkurrenz niederzuringen. Zu diesem Zweck suchte 
sie sich in den Produktionsländern selbst festzusetzen und dadurch 
auf die Produktion der mit ihr konkurrierenden Länder Einfluß zu 
gewinnen, anderseits aber den Absatz durch ein ausgebreitetes 
System von Verkaufsgesellschaften in den Hauptkonsumländern zu 
beherrschen. Während sie das ers ! genannte Ziel dank dem recht 
zeitigen Eingreifen mancher Staaten (Rumänien, Österreich) nicht 
vollständig erreichte, vermochte sie sich vermittels ihrer großartigen 
Organisation und ihres enormen Kapitalreichtums in zahlreichen 
Absatzgebieten eine mehr oder minder ausgesprochene Monopol 
stellung zu sichern. Dies war der Fall in Belgien, Skandinavien, 
Italien, wo sie ein fast vollständiges Privatmonopol herstelite. 
Deutschland war nun jenes Gebiet, welchem die Standard Oil Co. 
wegen der relativen Bedeutungslosigkeit der deutschen Petroleum 
industrie und der Größe des deutschen Konsums seit jeher beson 
deres Augenmerk gewidmet hatte. Neben der sieh dort bietenden 
Gelegenheit eines bedeutenden und gewinnbringenden Absatzes spielte 
der Umstand mit, daß Deutsehland der Boden war, auf welchem 
russische, rumänische, galizische und amerikanische Produzenten
	        
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