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aufein an dertrafen und daß daher die Beherrschung dieses Absatz
gebietes auch die Stellung der Konkurrenten auf dem Weltmärkte
beeinflussen mußte.
Das Vorgehen der Standard Oil Oo. in Deutschland war ein
durchaus planmäßiges. Es handelte sich darum, ihre Machtstellung
durch Vereinbarungen mit den deutschen Importeuren zu begründen
und sodann durch Ausschaltung des Zwischenhandels und durch
technische Vervollkommnung der Transportmittel und Absatz
organisation den Markt zu beherrschen und hohe Gewinne zu erzielen.
Dem ersten Ziele diente die am 28. Februar 1890 erfolgte Gründung
der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft in Bremen, die
mehrere der wichtigsten deutschen Petroleum-Importfirmen in sich
aufnahm. Nur wenige Importeure leisteten den Expansionsgelüsten
des amerikanischen Trusts Widerstand, der indes nicht lange andauern
konnte, zumal die deutsche Regierung, deren Intervention wiederholt
angerufen worden war, staatliche Unterstützung verweigerte. Die in
Bremen und Geestemünde bereits bestehenden Tankanlagen und die
Tankschiffe der in die Gesellschaft aufgenommenen deutschen Firmen
wurden übernommen, zahlreiche große Tankdampfer, Tankkähne für den
Flußtran-port und Zisternenwaggons neu eingestellt und in zahlreichen
See- und Binnenhäfen großartige Tankanlagen und Pumpstationen
errichtet. Den nächsten Schritt dos Roekefellersehen Programmes
„von der Quelle bis zur Lampe“ bildete die Unterwerfung des lokalen
Großhandels und gelang dies durch die Errichtung von Tankanlagen
auch in den kleinen Provinzstädten Deutschlands, die den Groß
händler, der seine Ware faßweise ab Einfuhrshafen bezog, konkurrenz
unfähig machte. Auf diese Weise konnten den Händlern Verträge
aufgezwungen werden, die — wenigstens in ihrer ursprünglichen
Form — weder feste Preise, noch bestimmte Marken vorsahen, da
gegen den Händlern hohe Konventionalstrafen für die Nichteinhaltung
des Vertrages vorschrieben. Diese Verträge haben wiederholt die
Öffentlichkeit beschäftigt und wurden mit Recht als gegen die guten
Sitten verstoßend bezeichnet.
Der Kleinhandel bot den Amerikanern geringe Schwierig
keiten. Soferne die Händler nicht freiwillig auf die ihnen diktierten
Verträge eingingen, die den mit den Großhändlern getroffenen Ab
machungen an Härte nichts nachgaben, wurden sie gleichfalls in
der heftigsten Konkurrenz bekämpft und kampfmüde gemacht. Ein
zelne Firmen, die den Amerikanern hätten gefährlich werden können
und ihr Leuchtöl von Österreich zu beziehen drohten, wurden durch
Strohmänner aufgekauft. Und nun begannen die in den vorher
gegangenen Jahren unter den verschiedensten Firmenbezeichnungen
da und dort entstandenen Kannengeschäfte stellenweise zu unglaub
lich billigen Preisen ins Haus zu liefern. Damit erreichten die
Standard Oil Co., bzw. deren Ableger den doppelten Effekt,
nämlich das ausländische Petroleum zu verdrängen und den direkten
Verkehr mit den Kunden herzustellen unter Ausschaltung des