Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

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hinaus ausgeschlossen werden könnte. Tatsächlich hat man dies 
bezüglich nichts unternommen. 
Wichtiger als die theoretischen Bedenken gegen den Monopols 
entwurf waren die praktischen Einwände, die vor allem 
1. die Versorgungsfrage, 
2. die Notwendigkeit, eine Preissteigerung des Petroleums durch 
das Monopol zu verhindern, 
3. die Schwierigkeiten einer kaufmännischen Führung betrafen. 
Da das Monopol als Gegenmaßnahme gegen das Vorgehen des 
Standard Oil Trusts in Deutschland geplant war, bildete die Möglich 
keit, den deutschen Bedarf weiterhin mit Ausschluß des Trusts zu 
befriedigen, eine unbedingte Voraussetzung. Der Leuchtölkonsum in 
Deutschland betrug pro 1912 751.746 t und wurde für die folgenden 
Jahre mit einer Abnahme des Konsums gerechnet, so daß derselbe 
pro 1920 nach den Berechnungen der Regierung mit 657.738 t an 
genommen wurde. Den somit vorhandenen Be ’arf suchte die Re 
gierung im Wege von Vorverträgen zu decken, und zwar in. erster 
Linie durch die rumänische, russische und galizische Produktion, in 
zweiter Linie durch Heranziehung der unabhängigen amerikanischen 
Produzenten, deren Veitreter persönlich in Berlin unterhandelten. Die 
eigene Produktion Deutschlands von 20.000 bis 30.000 t .wurde 
naturgemäß an. erster Stelle berücksichtigt. Trotz alledem ist die 
Frage, ob es möglich sein werde, den Bedarf Deutschlands an 
Petroleum ohne Heranziehung der Standard Oil Co. zu angemessenen 
Preisen zu decken, heute noch nicht völlig geklärt. Von der Mehr 
zahl der Fachleute wird sie bejaht, doch fehlt es nicht an Stimmen, 
welche die angestellten Berechnungen als optimistisch und auf einer 
Verkennung der Produktionsverhältnisse beruhend verwerfen. Eine 
unbedingte Gewähr für die Richtigkeit auch rigoroser Berechnungen 
kann naturgemäß nicht geleistet werden, da die Produktionsverhält 
nisse von Jahr zu Jahr wechseln können und auch Verschiebungen 
in den Machtverhältnissen der an der Weltproduktion beteiligten 
Gruppen Veränderungen hervorrufen. Überdies kommen nur Liefe 
rungen zu Preisen in Betracht, die entsprechend niedere Petroleum 
preise sichern. 
Auch die Notwendigkeit, bei Einführung des Monopols höchstens 
zu den vorher bestandenen Durchschnittspreisen zu verkaufen, bildete 
den Gegenstand eingehender Erwägungen. Anderseits sollte eine 
Rentabilität des Monopols . erzielt werden, zumal auch von theore 
tischer Seite Staatsmonopole vielfach nur dann als gerechtfertigt 
angesehen werden, wenn sie dem Staate finanzielle Lasten nicht 
auferlegen. Der Regierungsentwurf nimmt als obeie Grenze den 
Petroleumpreis ab Tankanlage mit 20 Pf. an und berechnet auf dieser 
Grundlage das Erträgnis des Monopols je nach den Einkaufspreisen 
mit 18 bis 45 Millionen Mark. Genaue Ziffern über die bisherigen
	        
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