Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

VI. Die staatliche Mineralölfabrik in 
Österreich. 
Den Kernpunkt der bereits erwähnten Intervention der öster 
reichischen Regierung im Jahre 1908 zur Sanierung der in der 
galizisehen Rohölproduktion herrschenden Mißstände bildete der 
Ankauf eines großen Quantums Rohöl durch den Staat zur Lokomotiv- 
heizung auf den galizisehen Staatsbahnen. Von den technischen Vor 
teilen abgesehen, schien dadurch die Möglichkeit einer nutzbrin 
genden Verwertung der überschüssigen Rohölproduktion gegeben. Da 
nach technischen Gutachten das benzinreiche Rohöl von Boryslaw 
und Tustanowice nicht ohneweiters für die Lokomotivfeuerung ver 
wendbar war, sondern das Benzin und die leichtflüssigen Fraktionen 
dem Petroleum vorerst durch Destillation entzogen werden mußten, 
entschloß sich die Regierung, eine großangelegte Entbenzinierungs- 
anstalt samt Nebenanlagen in Droliobycz zu errichten, die aus 
Staatsmitteln erbaut, bis 31. Oktober 1909 fertiggestellt und sodann 
dem Landesverband der Rohölproduzenten in Pacht gegeben werden 
sollte. Das für die Lokomotivfeuerung nötige Heizöl stellte sich die 
Regierung durch ein Übereinkommen mit dem Landesverband vom 
9. August 1908 sicher, durch welches sich der letztere zur Lieferung 
eines Quantums von 1,065.000 t entbenzinierten Erdöls (Heizöls), 
lieferbar in vier jährlichen Quanten von 225.000 t in den Jahren 
1910 bis 1913 und einer weiteren Menge von 165.000 t im 
Jahre 1914 verpflichtete. Der Preis wurde nach der Kohlenparität 
mit K 2 - 84 festgesetzt und sollte in den folgenden Jahren je nach 
dem Marktpreise der Kohle in einem gewissen geringfügigen Aus 
maße steigen oder fallen. Außerdem verpflichtete sich der Landes 
verband, Erdreservoirs für die Einlagerung des Rohöls gegen einen 
Staatsvorschuß von l>/ 2 Millionen Kronen zu erbauen. Die Be 
mühungen des Landesverbandes, einen Subpächter für die Ent- 
henzinierungsanstalt zu finden, blieben erfolglos, so daß er sich im 
Mai 1909 zu einem Präliminarabkommen mit der Vacuum Oil Co., 
der jetzt die gewünschte Gelegenheit gekommen schien, auch auf 
die heimische Rohölproduktion Einfluß zu gewinnen, bereitfand. In 
diesem Moment griff neuerdings die Regierung ein. Die mit dem 
Block der Petroleumraffinerien wegen Übernahme des Betriebes der 
Entbenzinierungsanstalt eingeleiteten Unterhandlungen scheiterten an
	        
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