Full text: XVIII. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (18)

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der seitens der Raffinerien verlangten langen Pachtdauer und ent 
schloß sich daraufhin die Regierung unter gleichzeitiger Übernahme 
der dem Landesverband gehörigen 31 Reservoire und der Rohöl 
übernahmsstation in Modrycz, den Betrieb _ der Entbenzinierungs- 
anstalt selbst zu führen. Dies brachte mit sieh, daß das Überein 
kommen vom 9. August 1908 betreffend die Lieferung von 106.500 
Zisternen Heizöl, mit 13. April 1910 in ein Rohöl lieferungsiiberein- 
kommen über 150.000 Zisternen Rohöl umgewandelt werden mußte. 
Gleichzeitig erklärte sich der Staat bereit, das sukzessive einzu 
liefernde Rohöl nach Maßgabe des vorhandenen Raumes schon 
früher prompt zu übernehmen, wogegen der Landesverband den 
Preis um 20 Heller reduzierte und auf eine all fällige Preiserhöhung 
im Falle eines Steigens der Kohlenpreise verzichtete. Dem Landes 
verband wurde ferner eine 26%ige Beteiligung aus einem etwaigen 
Reingewinn zugesichert, der sich für die Entbenzinierungsanstalt 
aus der Verarbeitung des genannten Quantums von 150.000 Zisternen 
ergeben sollte. 
Im April 1910 kam die Entbonzinierungsanstalt in Droiiobycz 
in Betrieb, kurze Zeit darauf wurde die Lieferung von Heizöl an 
die Staatsbahnen in vollem Umfang aufgenommem Über Ansuchen 
des Landesverbandes, eine Erweiterung der staatlichen Entbenzinie- 
ningsanstalt vorzunehmen und zur Sicherstellung des nötigen Rohöls 
neuerlich ein bedeutendes Quantum dem Landesverband abzunehmen, 
kam unter dem 25. Februar 1911 ein zweites Rohöllieferungs- 
übei einkommen zustande, das die Lieferung von 90.000 Zisternen zum 
Preise von K 309, und zwar je 15 000 Zisternen in den Jahren 
1911 bis 1914 und 30.000 Zisternen im Jahre 1915 vorsah. 
Ganz kurze Zeit nach dem Zustandekommen dieses Vertrages 
traten große Wassereinbrüche in den Sehächten von Tustanowice 
auf, in deren Folge die galizische Rohölproduktion konstant abnahm. 
Der Rohölpreis, der noch im Februar 1911 K 3 nicht erreichte, 
stieg bis 1. Dezember desselben Jahres auf mehr als K 4, bis 
1. Dezember 1912 auf K 6’80. bis 1. Dezember 1913 auf K 8'60. 
Durch diese Preissteigerung des Rohöls wurden die Grundlagen, auf 
welchen die Verwendung des Rohöls zu Heizzwecken basierte, völlig 
verschoben. Die seitens des Landesverbandes dem Staate gegenüber 
eingegangenen Verpflichtungen wurden für dessen Kommittenten mit 
der steigenden Differenz zwischen den mit der Staatsverwaltung ver 
einbarten Preisen und den Marktpreisen um so drückender, als 
immer mehr Bohrunternehmen in den Besitz von Raffinerien über 
gingen und daher für die vertraglichen Einlieferungen an den Staat 
nicht mehr in Betracht kamen. Die Einlieferung von Rohöl durch 
d<.n Landesverband ging daher rasch zurück. Die nächste Folge 
waren Erleichterungen bezüglich der vertragsmäßigen Einlieferungen, 
die die Regierung dem Landesverband zugestehen mußte. _ Durch 
einen Nachtrag vom 28. Juli 1911 zu den beiden Rohöllieferungs 
übereinkommen wurde ein bestimmtes fixes Verhältnis zwischen den
	        
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