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Der allzu übereilte Fortschritt hat sogar dort schon Univer
sitäten für Frauen ins Leben gerufen!
Nebenher bemerkt ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß
auch China von dem fabelhaft raschen Aufstieg des gefährlichen
Nachbars geblendet, sich ebenfalls aufrafft, sich mit dem charakte
ristischen Merkmal moderner Kultur— mit Kruppschen oder selbst-
ei*zeugten Kanonen — versieht und nach Jahrhunderten derLetargie
in die Weltarena herabsteigt.
Die Lehre von den absterbenden Rassen und Nationen scheint
keineswegs ein ganz unumstößliches Axiom zu sein.
Doch kehren w T ir nach dieser kleinen Abschweifung wieder
zu den beiden so erlesenen Völkern, den Griechen und Römern
zurück.
Merkwürdigerweise waren beide der Industrie sowohl, wie
auch allem praktischen Fortschritt überhaupt in höchstem Grade
abhold, oft geradezu feindselig.
Auf Schritt und Tritt gelangt diese Abneigung allem Nütz
lichen gegenüber zum Ausdruck.
Sokrates konnte es beispielsweise nicht begreifen, wie man
auch nur daran denken konnte, sein Wissen praktisch zu verwerten.
Er übergoß, wenn wir seinem größten Schüler Glauben schenken
dürfen, diejenigen mit seinem Spott, die auch nur davon sprechen,
die Astronomie dazu zu benützen, um der Schiffahrt mehr Sicher
heit zu verleihen. — Plato spricht mit Bedauern von der Einführung
des Alphabets und der Schriftzeichen. —- Wahrscheinlich würde
er, wenn er plötzlich unter uns auftauchen könnte, ebenso ver
ächtlich über die Einführung des Konversations-Lexikons sowie
anderer Wörterbücher und Hilfswerke urteilen.
Mit der Mathematik, sagt er, beschäftigen wir uns nicht um
des Kaufes und Verkaufes willen, wie es Handelsleute und Krämer
tun, sondern um des Krieges willen und darum, daß unsere Seele
eine Erleichterung finde. Ja, dieser tiefe Denker geht soweit, den
Krämerhandel als ein Verbrechen anzusehen.
Aber auch der nüchterne Aristoteles trägt ähnliche Gedanken
zur Schau. So findet er es unstatthaft, daß in einem gut geleiteten
Staate ein freier Bürger ein Handwerk betreiben solle.
In der Rede für den Kranz, die wir noch heute mit Schauern
der Bewunderung lesen, spricht Demosthenes zwar flüchtig vom
Handel Athens, den Philipp schädige; aber hauptsächlich wird es
sich um die .nötige Kornzufuhr für die stark bevölkerte Stadt ge
handelt haben. Im wesentlichen wird auch dieser unvergleichliche
Geist über Handel und Industrie dieselben Anschauungen gehegt
haben wie seino großen Zeitgenossen.
Es wird uns auch keineswegs überraschen, wenn wir ähnliche
Ideen bei den Römern finden. Seneca beispielsweise tadelt die von
einem Zeitgenossen Cäsars geäußerte Anschauung, daß die Ein
führung und Bearbeitung der Metalle der Monscbheit großen Nutzen
gebracht habe.