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gefunden haben, Gegenstände von ausnehmender Schönheit und
feinstem Geschmack vorzufinden.
Man betrachte sorgfältig die griechischen Funde; man durch-
wandle Pompei. In einer Soldatenkneipe kann man die zarte
Wiedergabe eines berühmten griechischen Gemäldes finden!
Alle dort aufgespeicherten Gegenstände: Ringe, Ampeln,
Armbänder, Statuen, Gemälde, Mosaiken und sonstige Schmuck-
gegenstände und Zierate fesseln unsern Blick und erregen unser
Staunen und unsere Bewunderung. Wir glauben in eine Wunder
welt eingetreten zu sein.
Aber Eines fehlt überall, Eines vermissen wir an allen Orten:
das Praktische, das Nützliche, die Industrie.
Und in der Tat ist die Geringschätzung des Handels und der
Industrie einer der hervorstechendsten Gharakterzüge des Alter
tums; im direkten Gegensatz zur modernen Zeit, die durch das
Aufblühen des Handels und der Industrie ihren besonderen
Charakter erhält.
Erst nachdem mit der Ausbreitung des Christentums die
Arbeit zu Ehren gebracht, erst nachdem die Kreuzzüge mit dem
Luxus auch einen früher nirgend gekannten Unternehmungsgeist,
wachgerufen, erst nachdem allmählich die harten Wuchergesetze
gemildert, erst nachdem Konsulate zur Überwachung der Handels
interessen an verschiedenen wichtigen Stellen geschaffen waren,
nachdem durch die Erfindung des Kompasses die Schiffahrt kühner
geworden, nachdem Vasco da Gama den Seeweg nach Indien und
Kolumbus Amerika entdeckt, nachdem im 15. Jahrhundert die
Buchdruckerkunst, Ende des 17. Jahrhunderts die Dampfmaschine
und nachdem endlich Fulton Anfang des 19. Jahrhunderts eine
regelmäßige Dampfsehiffahrt eingerichtet hatte, nahmen Handel
und Industrie einen ungeahnten Aufschwung.
Jetzt lag die Welt offen da und dem Mutigen erschlossen
sich, wie in einer Märchenwelt allerorten die Pforten. Die Ent
fernungen spielten keine Holle mehr und die Meere hörten auf,
ein trennendes Element zu bilden.
Man kann behaupten, daß Länder und Kontinente sich näher
gerückt sind
Nach Beendigung dieses Krieges, wenn normale Zeiten zurück-
gekehrt sein werden, wird der große Weltverkehr die Menschheit
der verschiedenen Zonen, Rassen und Sprachen wieder und wahr
scheinlich noch intensivor zusammenführen. Wenn hie und da
ängstliche oder pessimistische Naturen dauernde Spaltungen oder
Abschließung wirtschaftlicher Gruppen voraussehen, so scheinen
sie die Notwendigkeiten des Völkerlebens zu verkennen und die
menschliche Natur mißzuverstehen.
Es ist freilich bedauernswert, daß die Linie des Kultur
fortschritts keineswegs eine schnurgerade ist. Es hat oft genug
rückläufige Störungen gegeben und es wäre ein ungeahntes Glück
für die Menschheit, wenn diese Trübung der Weltlage schon eine