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einer geschmeidigeren Sprache, hat es trotzdem nicht vermocht
dem zähen Sachsen die französische Sprache aufzuzwingen. Das
Englische besitzt zwar einen großen Teil des französischen Wort
schatzes, ist aber in allem, was das Wesen und den Charakter
einer Sprache ausmacht, germanisch. Ein weiteres Auskunftsmittel
sind, wofern es die lokale Notwendigkeit der Verständigung ver
langt, die Mischsprachen. a .. «
Eine derartige sehr verbreitete Sprache ist die noch immer
bestehende lingua franca, das Idiom der levantischen Hafenplätze
dem der genuesische und venezianische Dialekt mit französischen,’
spanischen, portugiesischen und lateinischen Elementen durchsetzt’
zugrunde liegt. Eine ähnliche Rolle spielen das wohlbekannte
Pidgeon-Englisch in China, das Hottentotten-Holländische im
Kapland, die Kreolen-Dialekte im tropischen Amerika, die ihrem
Ursprünge nach eine Mischung spanischer, portugiesischer, fran
zösischer und englischer Elemente darstellen und viele andere
auf ähnlicher Grundlage beruhende und unaufhörlich neu ent
stehende Sprachmischungen.
Wenn man die Ausbreitung der Sprachen und ihre Ver
Wendung überblickt, wird man zum Schluß gelangen, daß von den
tausend bestehenden Sprachen die nachstehenden sechs, respektive
acht, zur größten Entfaltung gelangt sind. Dem Umfange nach sind
es: das Englische, Deutsche, Französische, Russische, Spanische,
Portugiesische und in weiterem Abstande das Italienische und
Holländische. Es^ darf aber nicht übersehen werden, daß das
Kontingent, das diese europäischen Sprachen stellen, verglichen mit
den riesigen Massen jener Völker, die die orientalischen Kultur
sprachen . gebrauchen, verschwindend klein ist. Man vergegen
wärtige sich nur den ungeheueren Umfang des Hindostani oder
des Chinesischen.
Es ist daher sehr wohl möglich, daß sich das Bild der Welt
sprachentafel ändern und früher oder später verschieben wird.
In ähnlichem Verhältnisse wie sich der Verkehr steigert,
wuchsen auch die Mittel zur Erlernung der fremden Sprachen.
Nicht nur für den Unterricht der bekannten Kultursprachen wird
gesorgt. Heutzutage gibt es Lehrbücher, um die Duala-, Suahili-,
Haussa-, die Kongosprache, das Kubische und viele andere bisher
unbekannte Sprachen zu erlernen.
Wer sich heute in die entlegenste afrikanische oder süd
amerikanische Faktorei begibt, kann in vielen Fällen mit einem
Sprachführer ausgerüstet, an den Ort seiner Bestimmung ziehen.
Daß bei einer derartigen Berührung stets der raffinierte
Europäer über den Eingebornen die Oberhand gewinnt, braucht
nicht erst erwähnt zu werden.
Wird man unter solchen Umständen bezweifeln wollen, daß
Spraehkenntnisse auf den Verkehr stark einw'irken?
Sehr große Bedeutung muß den Missionsgesellschaften zu
geschrieben werden. Ihre Organisierung fällt schon in das 17, Jahr-