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und Verbrauch liegenden Unterschiede zu überwinden 1 ). Diese
können sich auf die beiden wirtschaftlichen Vorgänge selbst, auf
deren Objekte oder schließlich auf die ^sie ausübenden Privat
wirtschaften beziehen. Je mehr diese Unterschiede ausgeprägt
sind, einen desto ausgiebigeren Nährboden werden sie dem Handel
abgeben, um so mehr Wirtschaftssubjekte werden sich in die
Aufgabe ihrer Überwindung teilen müssen, die nichts anderes als
Produktion ist, deren Ergebnis sich in einer Steigerung des
Tauschwertes ausdrückt. Diese stellt den Zwischengewinn des
Handels dar 2 ). Ob man nun hier an den selbständigen Handel
oder an den unselbständigen, etwa der Produktion oder Kon
sumtion angegliederten Handel denkt, erscheint im Wesen gleich
gültig, denn der Produzent oder Konsument ist eben diesfalls auch
Kaufmann, er hat dessen produktive Tätigkeit seiner eigenen an
gefügt (integriert), um dadurch seinen Gewinn zu vermehren.
Die örtliche Funktion.
Soweit man ursprünglich der Handelstätigkeit die Eigenschaft
der Produktivität zubilligte, gründete man sie vorzüglich auf die
Überwindung der örtlichen Knappheit 3 ). Verschiebung der \\irt-
schaftsgüter von den Erzeugungsstätten zu denen des Verbrauches,
von den Orten des Überflusses an jene des Mangels 4 ).
„Handel und Wandel” waren auch stets zwei eng miteinander
verbundene Begriffe. Die Entfernung ist es eben, welche den
Handel als Bindeglied zwischen Erzeuger und Verbraucher treten
läßt. Sind hingegen Produktion und Konsumtion in eine Wirt
schaftsunternehmung vereinigt, wobei es keineswegs auf die Ein
heit des Ortes ankommt, so besteht oben für den Handel keine
Lebensmöglichkeit 5 ). Die Leistung des Handels liegt nicht in
i) Sonndorfer-Ottel. Die Technik des Welthandels. Einleitung 1’. XI. Der
wirtschaftliche Verkehr ist natürlich das Primäre, aus ihm hat sich der Handel
im eigentlichen oder engeren Sinne entwickelt. Dieser ist eine besondere loriu
des wirtschaftlichen Verkehrs, die sich überall dort als notwendig erweist, wo
Inkongruenzen zwischen Produktion und Konsumtion entstanden sind.
i, Roscher in den „Grundlagen der Nationalökonomie”: Wenn jede Pro
duktion erst in dem Augenblicke vollendet ist, wo das Produkt für seinen
letzten Zweck, die Konsumtion reif geworden ist, so ist der Handel gleichsam
das Schlußglied in der Kette der produktiven Arbeiten. _ .
3) Dr. Richard Ehrenberg. Der Handel: Der Handel ist diejenige Pro
duktion, welche die Aufgabe hat, die örtliche Knappheit der Natur in wirtschaft
lichen Gütern zu überwinden. „ ,
*) Handbuch der Politik. Der Handel. Bernh. Harms. S. 305. Diese Funk
tion des Schiebens der Güter an den Ort der Nachfrage, den Ausgleich der
Disproportion zwischen Angebot und Nachfrage, bewirkt der Handel, der des
halb in eminentem Sinne produktiv ist.
s) Büsch. Erster Teil. S. 33. Wenn der Bauer sich seine Kleider selbst
macht und der Bürger zugleich Ackermann ist, gibt es wenig Verdienst im Lande.
Ebensowenig ist der Handel vonnöten, wenn etwa ein österreichisches Hütten
werk aus eigenen Gruben in Schweden Erze bezieht.