Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

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und Verbrauch liegenden Unterschiede zu überwinden 1 ). Diese 
können sich auf die beiden wirtschaftlichen Vorgänge selbst, auf 
deren Objekte oder schließlich auf die ^sie ausübenden Privat 
wirtschaften beziehen. Je mehr diese Unterschiede ausgeprägt 
sind, einen desto ausgiebigeren Nährboden werden sie dem Handel 
abgeben, um so mehr Wirtschaftssubjekte werden sich in die 
Aufgabe ihrer Überwindung teilen müssen, die nichts anderes als 
Produktion ist, deren Ergebnis sich in einer Steigerung des 
Tauschwertes ausdrückt. Diese stellt den Zwischengewinn des 
Handels dar 2 ). Ob man nun hier an den selbständigen Handel 
oder an den unselbständigen, etwa der Produktion oder Kon 
sumtion angegliederten Handel denkt, erscheint im Wesen gleich 
gültig, denn der Produzent oder Konsument ist eben diesfalls auch 
Kaufmann, er hat dessen produktive Tätigkeit seiner eigenen an 
gefügt (integriert), um dadurch seinen Gewinn zu vermehren. 
Die örtliche Funktion. 
Soweit man ursprünglich der Handelstätigkeit die Eigenschaft 
der Produktivität zubilligte, gründete man sie vorzüglich auf die 
Überwindung der örtlichen Knappheit 3 ). Verschiebung der \\irt- 
schaftsgüter von den Erzeugungsstätten zu denen des Verbrauches, 
von den Orten des Überflusses an jene des Mangels 4 ). 
„Handel und Wandel” waren auch stets zwei eng miteinander 
verbundene Begriffe. Die Entfernung ist es eben, welche den 
Handel als Bindeglied zwischen Erzeuger und Verbraucher treten 
läßt. Sind hingegen Produktion und Konsumtion in eine Wirt 
schaftsunternehmung vereinigt, wobei es keineswegs auf die Ein 
heit des Ortes ankommt, so besteht oben für den Handel keine 
Lebensmöglichkeit 5 ). Die Leistung des Handels liegt nicht in 
i) Sonndorfer-Ottel. Die Technik des Welthandels. Einleitung 1’. XI. Der 
wirtschaftliche Verkehr ist natürlich das Primäre, aus ihm hat sich der Handel 
im eigentlichen oder engeren Sinne entwickelt. Dieser ist eine besondere loriu 
des wirtschaftlichen Verkehrs, die sich überall dort als notwendig erweist, wo 
Inkongruenzen zwischen Produktion und Konsumtion entstanden sind. 
i, Roscher in den „Grundlagen der Nationalökonomie”: Wenn jede Pro 
duktion erst in dem Augenblicke vollendet ist, wo das Produkt für seinen 
letzten Zweck, die Konsumtion reif geworden ist, so ist der Handel gleichsam 
das Schlußglied in der Kette der produktiven Arbeiten. _ . 
3) Dr. Richard Ehrenberg. Der Handel: Der Handel ist diejenige Pro 
duktion, welche die Aufgabe hat, die örtliche Knappheit der Natur in wirtschaft 
lichen Gütern zu überwinden. „ , 
*) Handbuch der Politik. Der Handel. Bernh. Harms. S. 305. Diese Funk 
tion des Schiebens der Güter an den Ort der Nachfrage, den Ausgleich der 
Disproportion zwischen Angebot und Nachfrage, bewirkt der Handel, der des 
halb in eminentem Sinne produktiv ist. 
s) Büsch. Erster Teil. S. 33. Wenn der Bauer sich seine Kleider selbst 
macht und der Bürger zugleich Ackermann ist, gibt es wenig Verdienst im Lande. 
Ebensowenig ist der Handel vonnöten, wenn etwa ein österreichisches Hütten 
werk aus eigenen Gruben in Schweden Erze bezieht.
	        
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