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Die Grundlage für die Überwindung des örtlichen Unter
schiedes, die Voraussetzung für die rechtliche wie für die örtliche
Übertragung der Güter ist der Verkehr. Da die Möglichkeit der
ersteren durch die der letzteren bestimmt wird, ist die Ab
hängigkeit des auf die örtliche Funktion gestützten Handels von.
der Transportabilität der Ware gegeben. Ein Vergleich der
heutigen Handelsstatistiken mit jenen vor 50 Jahren liefert hiefür
eine Fülle von Beweisen. Eine ganze Reihe von Artikeln ist durch
die Modernisierung der Verkehrsmittel eben überhaupt erst markt
fähig geworden. Sibirische und australische Butter, marokkanische
Eier, argentinisches Gefrierfleisch konnten nur durch die Ver
kürzung der Transportdauer und Einrichtung von Kühltransport
mitteln auf den europäischen Markt gelangen und dadurch Gegen
stand des Welthandels werden. Die Bedeutung des örtlichen
Unterschiedes zwischen Produzenten und Konsumenten beziehungs
weise den Zwischengliedern der Güterzirkulation hängt einmal
von seinem Ausmaße, dann aber von den Mitteln ab, das Hinder
nis zu überwinden — vom Verkehrs- und Nachrichtendienst,
kurz von der Kommunikation. Der Verkehr bestimmt auch die
Art der Mittel, die Handelsorganisation, deren sich der Kaufmann
zur Herstellung der Verbindung zwischen Erzeugung einerseits
und Verbrauch anderseits bedient.
Der Handel stellt an den Verkehr gewisse Anforderungen,,
die unter den Schlagworten Regelmäßigkeit, Raschheit, Sicherheit
Billigkeit und Intensität zusammengefaßt werden können 1 )- Je voll
kommener diese Eigenschaften entwickelt sind, desto leichter
wird es dem Handel dank einer intensiveren Handelsorganisation,
die rechtliche Übertragung der Ware durchzuführen, die örtliche-
zu veranlassen und zu kontrollieren.
In den verkehrsarmen Zeiten des Mittelalters bis in die
späte Neuzeit hinein half der Konsument oder dessen Zwischen
händler durch den Besuch von Märkten und Messen dem Handel
den örtlichen Unterschied überwinden. Produzent und Kon
sument beziehungsweise ihre Zwischenhändler begegnen sich
durch die Marktbildung, welche die annähernde Gewißheit der
Befriedigung von Angebot und Nachfrage sowie eines größeren
Umsatzes mit sich bringt, innerhalb der sie trennenden Ent
fernung. Dort beispielsweise, wo der regelmäßige Warenverkehr
an und für sich einen ständigen- Markt schuf, so besonders in
den Hafenplätzen, vermißte man die Messen 2 ). Dagegen finden
wir sie heute noch von hervorragender Bedeutung in dünn be-
t) I)r. Josef Hellauer: System der Welthandelslehre. I. T.
J ) Marperger. Kauffmanns Magazyn, II. Teil. S. 68: Holland hat keine
Messen und also auch viele andere grolle Ansee- und Handelsstädte nicht, weil
in selbigen ohnedem, jahraus jahrein, eine so große Frequenz von Kanf-
leuten, Ab- und Zufuhr von Waren zu Wasser und zu Lande ist, daß sie keine
fernem Messen nötig haben.