Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

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Die Grundlage für die Überwindung des örtlichen Unter 
schiedes, die Voraussetzung für die rechtliche wie für die örtliche 
Übertragung der Güter ist der Verkehr. Da die Möglichkeit der 
ersteren durch die der letzteren bestimmt wird, ist die Ab 
hängigkeit des auf die örtliche Funktion gestützten Handels von. 
der Transportabilität der Ware gegeben. Ein Vergleich der 
heutigen Handelsstatistiken mit jenen vor 50 Jahren liefert hiefür 
eine Fülle von Beweisen. Eine ganze Reihe von Artikeln ist durch 
die Modernisierung der Verkehrsmittel eben überhaupt erst markt 
fähig geworden. Sibirische und australische Butter, marokkanische 
Eier, argentinisches Gefrierfleisch konnten nur durch die Ver 
kürzung der Transportdauer und Einrichtung von Kühltransport 
mitteln auf den europäischen Markt gelangen und dadurch Gegen 
stand des Welthandels werden. Die Bedeutung des örtlichen 
Unterschiedes zwischen Produzenten und Konsumenten beziehungs 
weise den Zwischengliedern der Güterzirkulation hängt einmal 
von seinem Ausmaße, dann aber von den Mitteln ab, das Hinder 
nis zu überwinden — vom Verkehrs- und Nachrichtendienst, 
kurz von der Kommunikation. Der Verkehr bestimmt auch die 
Art der Mittel, die Handelsorganisation, deren sich der Kaufmann 
zur Herstellung der Verbindung zwischen Erzeugung einerseits 
und Verbrauch anderseits bedient. 
Der Handel stellt an den Verkehr gewisse Anforderungen,, 
die unter den Schlagworten Regelmäßigkeit, Raschheit, Sicherheit 
Billigkeit und Intensität zusammengefaßt werden können 1 )- Je voll 
kommener diese Eigenschaften entwickelt sind, desto leichter 
wird es dem Handel dank einer intensiveren Handelsorganisation, 
die rechtliche Übertragung der Ware durchzuführen, die örtliche- 
zu veranlassen und zu kontrollieren. 
In den verkehrsarmen Zeiten des Mittelalters bis in die 
späte Neuzeit hinein half der Konsument oder dessen Zwischen 
händler durch den Besuch von Märkten und Messen dem Handel 
den örtlichen Unterschied überwinden. Produzent und Kon 
sument beziehungsweise ihre Zwischenhändler begegnen sich 
durch die Marktbildung, welche die annähernde Gewißheit der 
Befriedigung von Angebot und Nachfrage sowie eines größeren 
Umsatzes mit sich bringt, innerhalb der sie trennenden Ent 
fernung. Dort beispielsweise, wo der regelmäßige Warenverkehr 
an und für sich einen ständigen- Markt schuf, so besonders in 
den Hafenplätzen, vermißte man die Messen 2 ). Dagegen finden 
wir sie heute noch von hervorragender Bedeutung in dünn be- 
t) I)r. Josef Hellauer: System der Welthandelslehre. I. T. 
J ) Marperger. Kauffmanns Magazyn, II. Teil. S. 68: Holland hat keine 
Messen und also auch viele andere grolle Ansee- und Handelsstädte nicht, weil 
in selbigen ohnedem, jahraus jahrein, eine so große Frequenz von Kanf- 
leuten, Ab- und Zufuhr von Waren zu Wasser und zu Lande ist, daß sie keine 
fernem Messen nötig haben.
	        
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