Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

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besonders des Cifgeschäftes stark an Boden und an den großen 
Warenbörsen Nordwesteuropas kommen täglich zahlreiche Ge 
schäftsabschlüsse über Waren zustande, die sich in entlegenen 
Weltteilen oder auf hoher See befinden. Der überseeische Ab 
lader kann allerdings nicht persönlich am modernen Markte, an 
der Börse, die Ware absetzen, dies besorgt der durch ihn mittels 
Kabel instruierte Verkaufsagent oder Kommissionär an den Im 
porteur. Die verbesserten Kommunikationsmittel und die auf 
ihnen basierende Verkaufsorganisation hatten eben diesen modernen 
Markt geschaffen. Der Umstand, daß die Börse infolge ihrer 
Technik und Organisation eine ganz eigenartige Institution ge 
worden ist, vermag an ihren Entstehungsursachen und ihrem 
eigentlichen Wesen nichts zu ändern. 
Schon aus dem Gesagten folgt, daß die Verbesserung der 
Verkehrsmittel unter dem Drucke des Wettbewerbes 1 ) auf die 
Organisation des privaten Handelsverkehrs revolutionierend 
wirkte, sie ausgestaltete und intensivierte. 
Nunmehr entwickelte sich der Reisende zu einem unent 
behrlichen Faktor der Handelsorganisation; Agenten, Reisende 
und Filialen können jetzt dem persönlichen Momente im Handel 
erst recht zum Siege verhelfen, denn die Konkurrenz zwingt den 
Kaufmann, sich dem Abnehmer möglichst wirksam und oft in 
Erinnerung zu bringen. Die moderne kaufmännische Propaganda 
dient vornehmlich diesem Zwecke. Aber auch nach der Seite 
des Einkaufes hin äußert sich derselbe Drang. Iiinkaufsreisen, 
Einkaufsagenten, ja selbst Einkaufskontore werden immer häufiger 
in den Dienst der Einkaufsorganisation gestellt. Der Trieb, 
rationell einzukaufen, führte aber, gefördert durch die Neuge 
staltung des Verkehrs, zur Ausschaltung einzelner Zwischenhände 
der Güterzirkulation oder vielmehr zur Angliederung deren 
Tätigkeit, da eine glatte Ausschaltung nur selten möglich ist, 2 ). 
So haben die Großfilialbetriebe besonders in Artikeln des täg 
lichen Bedarfes (Kaffee, Schokolade, in Deutschland auch in Tabak) 
die Tätigkeit der Detailhändler, welche die Ware im allgemeinen 
an eine räumlich um sie gruppierte Verbraucherschaft verteilen, 
mit jener des Grossisten kombiniert und sich vielfach sogar die 
Produktion selbst angegliedert. Den gleichen Entwicklungsgang 
verfolgen die Warenhäuser, welche überdies durch geschickte 
Anlage ihrer Verkaufsräume den Konsumenten zur Teilnahme an 
der Überwindung des örtlichen Unterschiedes zwingen 3 ). _ Die 
Verbraucher aber suchen sich durch vereinte Kräfte mittels 
1) Dr. J. F. Schär: Handelsbetriebslehre. I. C. Der Handelsbetrieb unter 
detn Einflüsse der Konkurrenz. 
2) Dr. Julius Hirsch: Die Filialbetriebe im Detailhandel, S. 15. Es ist wohl 
nicht mehr zweckmäßig von Tendenzen zur Ausschaltung des Handels zu sprechen. 
3) Belebte Abteilungen werden in entlegenen Räumen des Kaufhauses 
oder oberen Stockwerken untergebraeht, die Treppen derart angelegt, daß der 
Besucher stets die dazwischenliegenden Etagen durchqueren muß.
	        
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