Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

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Konsumverein und Einkaufsgenossenschaft die Vorteile zu sichern, 
welche die Angliederung der höheren Funktionen gewährt. Auch 
die ersten Faktoren des Güterumlaufes, die Produzenten, haben im 
.Vollbewußtsein ihres kapitalistisch-koalitionistischen Übergewichtes 
zuweilen ihre Hand bis zum letzten Verbraucher ausgestreckt. 
Kartelle und Trusts gliederten sich zur Schaffung eines Monopols 
die Groß- und Detailhandelsorganisation an und übernahmen so 
unter anderem die örtliche Funktion des Handels in eigene Regie. 
Meistens müssen sie aber den Handel in seinen Rechten belassen und 
schreiben ihm bloß eine Beschränkung durch Begrenzung des 
Verkaufsrayons für den einzelnen Händler vor, hemmen also den 
freien Wettbewerb in der Überwindung örtlichen Unterschiedes und 
setzen damit den hiefür so wertvollen Unternehmungsgeist des Kauf 
mannes außer Spiel, allerdings nur innerhalb der Zollgrenzen, soweit 
nicht darüber hinaus internationale Übereinkommen wirken. 
Die Kartelle und Trusts beschränken das Angebot und 
damit den Wettbewerb. Dies erlaubt ihnen, die Initiative zur 
Überwindung des räumlichen Unterschiedes dem Verbraucher 
beziehungsweise dem Zwischenhändler zu überlassen, die eigene 
Absatzorganisation abzubauen und deren Kosten zu ersparen *), 
vorausgesetzt, daß keine nennenswerte Outsiderkonkurrenz zu 
aktiverer Bearbeitung des Marktes drängt. 
Die zeitliche Funktion. 
Die Natur hat die Produktion vieler Güter, deren Konsum 
keine Unterbrechung verträgt, zeitlich beschränkt. Die größten 
Gegensätze weist der Rhythmus der beiden wirtschaftlichen Pro 
zesse bei den Erzeugnissen des Bodens auf, die dem täglichen 
Bedarfe dienend, nur periodisch gewonnen werden können, wo 
durch Intervalle entstehen, während derer verbraucht wird, ohne 
daß neue Gütermengen dem Konsume zur Verfügung gestellt 
würden. Nach vollendeter Produktion bewegen aber eine Reihe 
von Gründen den Erzeuger, die Ware, soweit er sie nicht selbst 
verbraucht, in Geld umzusetzen, sei es, daß er die mit der Lage 
rung verbundenen Gefahren scheut, sei es, daß Investitionen oder 
Schulden dazu drängen. Der Konsument hingegen hat unter 
normalen Verhältnissen ein Intei*esse am Gütererwerbe erst zum 
Zeitpunkte des Verbrauches. Auch ihm fehlt in der Regel die 
Möglichkeit einer zweckdienlichen Einlagerung sowie das zum 
Aufkäufe eines verhältnismäßig großen Quantums nötige Kapital 
Für Güter, deren Erzeugung lediglich vom menschlichen Willen 
abhängig ist, wäre allerdings eine zeitliche Anpassung denkbar, 
doch bilden bei näherer Betrachtung die Notwendigkeit des 
o) Steinmann-Bucher und Tschierschky. Kartelle und der Zwischen 
handel, S. 213.
	        
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