39
dankbareres Feld abgeben als qualitativ stark differenzierte Waren.
Der Zusammenschluß der Verbraucher in Konsumvereine soll nun
die Vorteile des Großeinkaufes und damit den Gewinn der
Zwischenhand der Konsumentenschaft sichern. Die Tätigkeit der
Konsumvereine erstreckt sich in der Hauptsache auf Massen
artikel und die Statistik ihrer Geschäftsergebnisse lehrt, daß be
sonders Krisenjahre eine sprunghafte Steigerung ihrer Mitglieder
zahl gebracht haben. Die Angliederungstendenz hat also dort
am lebhaftesten eingesetzt, wo Abhilfe am nötigsten war und
drang sogar durch Zusammenschluß der einzelnen Konsumvereine
zu Zentraleinkaufsgenossenschaften und Einkaufstagen zum Groß
handel und schließlich zur Produktion selbst vor. Auf ähnliche
Weise suchen sich Kleinkonsumenten im Wege der Einkaufs
genossenschaften den Vorteil des Großeinkaufes zugänglich zu
machen 1 ). Muß sich der wirtschaftlich Schwache erst des Zu
sammenschlusses bedienen, so ermöglicht die kaufmännische Or
ganisation dem Großkonsumenten durch selbständige Tätigung
des Einkaufes beim Produzenten die Angliederung der Mengen
funktion. Die Sammelarbeit wird durch eigene Einkäufer und
Einkaufsfilialen geleistet 2 ), ja in manchen Produktionszweigen tritt
die Tendenz zutage, sich durch Eigenproduktion des Roh- und
.Hilfsmaterials von den Lieferanten unabhängig zu machen 3 ), wo
durch der Mengenunterschied von selbst wegfällt.
Jedoch auch der Handel selbst folgt dieser Entwicklung, und
zwar auf großkapitalistischer Basis; entweder durch sachliche
Ausdehnung bei anfänglich räumlicher Beschränkung, hieher
zählen Waren- und Kaufhäuser und Abzahlungsgeschäfte oder
aber durch örtliche Ausdehnung (Massenfilialen) bei sachlicher
Beschränkung, wie die Großfilialbetriebe 4 ). Wähi*end erstere in
der Hauptsache mit Artikeln des periodisch wiederkehrenden
Bedarfes arbeiten, unter denen wieder Manufakturwaren von jeher
den ersten Rang einnehmen, verteilen letztere vorzüglich Waren
des täglichen Verbrauches, wie Kaffee und verwandte Artikel, in
Deutschland auch Tabak. Warenhaus und Großfilialbetrieb sind
auf dem Boden des Massenkonsums gediehen, dessen Fruchtbar
keit sie wesentlich gehoben. Soweit solche Unternehmen nicht
von vornherein Großhandelsfirmen sind und mit Fabriken Zu
sammenhängen 5 ), haben sie jedenfalls zur Umgehung des Groß-
i) In Schmollers Jahrbuch 1913. Wilhelm Tils: Das Konsumvereinswesen
in Deutschland. Im Jahre 1905 bestanden in Großbritannien 1430 Konsum
vereine. Die englische und schottische Großhandelsgesellschaft setzten für 70 Mil
lionen .€ Waren um. Die eigene Produktion belief sich auf Waren im Werte
von 18 Millionen £. Die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine in
Hamburg hatte 3 911 7 Lager, 5 Fabriken und 1 Bankabteilung.
5 ) Flachsspinnereien halten eigene Einkäufer, die den Produzenten zur
Beschaffung des Rohmaterials aufsuchen.
3) So in der Eisen- und in der Fleischindustrie.
4 ) Siehe die schon mehrfach angeführte Arbeit von Dr. Julius Hirsch.
5 ) Wie etwa die englischen „Wholesale drapers and warehpusemen”.