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gleichheit von Erzeugung und Verbrauch sowie Umstände, welche
den Gegenstand der folgenden Besprechung bilden sollen, unter
werfen ihn gewissen Hemmungen.
Die qualitative Funktion,
Je weiter eine Produktion ihr Absatzgebiet auszudehnen
sucht, desto schwieriger wird ihr infolge des fehlenden .Kontaktes
mit dem Verbrauche seine Erkenntnis in qualitativer Hinsicht.
Dieser Mangel muß zu einer wirtschaftlichen Fehlproduktion
führen, die sich einerseits in unverkäuflichen Posten (Lager
hütern), anderseits in ungedeckten Saldi äußert. Der Handel
stellt auch hier die nötige Fühlung zwischen Erzeugung und
Verbrauch her, erforscht beide in qualitativer Beziehung und
bewirkt durch Verwertung der gewonnenen Resultate den qualita
tiven Ausgleich. Seine hiebei entwickelte Feinfühligkeit steigert
sich mit der qualitativen Differenzierung, der eine Ware unter
worfen ist. Das sozialpsychologische Moment des Geschmackes,
der Mode und des Stils stellt hier ganz besonders hohe Anfor
derungen an den Kaufmann, denn mit der Feststellung der vor
handenen Geschmacksrichtung ist seine Aufgabe noch keineswegs
erfüllt. Er soll vielmehr deren künftige Entwicklung voraus
ahnen und mit dieser prophetischen Begabung die Produktion
unterstützen. An der Verkaufsorganisation, vor allem an einer
geschickten Propaganda, besitzt der Handel jedoch ein Mittel,
seinerseits die Initiative zu ergreifen und den Konsum in einer
bestimmten Richtung zu beeinflussen, in anderen Worten: er ver
fügt über die Macht, einem neuen Artikel, ja sogar einer Mode
zum Durchbruche zu verhelfen 1 ). Daraus folgt aber, daß auch
diese Funktion des Handels eine Vorbedingung für die Ent
stehung unserer modernen Produktion war.
Mit der Schwierigkeit, die vom Bedarfs bevorzugten Quali
täten zu bestimmen beziehungsweise zu erraten, wächst das
Risiko des Handels, soweit er Lager zu halten gezwungen ist.
■Stapelware birgt geringeres Risiko als Modeware,' weshalb auch
die Risikoprämie auf letztere höher zu stehen kommt als auf
erstere.
Eine wirksame Unterstützung erfährt die qualitative Funktion
des Handels durch die Nachweisaktionen privater und öffentlicher
Natur, welche einen Teil der Handelsförderung bilden, die ja
*) Kurt Rein: Konkurrenzmöglichkeiten der deutschen Peinkeramik. Durch
die Mode hat ferner der Händler als in- oder ausländischer Einkäufer und
Grossist an Bedeutung für den Handel gewonnen . . . Nach seinen Angaben
wird sehr oft in den Fabriken gearbeitet, durch ihn gelangen die Erzeugnisse
in die breiten Schichten der Bevölkerung, seine Handelsware zwingt der großen
Masse jeweilig erst die Geschmacksrichtung auf.