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Mangel einen unmittelbaren Geschäftsabschluß nicht zuläßt Der
Verbraucher verfügt nicht über den Gegenwert, den der Erzeuger
etwa sogleich oder schon nach kurzer Frist zur Aufrechterhaltung
der Produktion benötigt. Der Händler schiebt sich ein, der
einerseits dem Erzeuger den Gegenwert innerhalb der gewünschten
Zeit abstattet, anderseits aber dem Verbraucher länger stundet,
kreditiert. Dieser gewinnt dadurch Zeit, den Gegenwert zu
produzieren. Die Bedeutung der Kreditfunktion des Handels liegt
klar zutage. Der Produzent erhält rasch wieder flüssige Mittel zu
geführt, kann die Produktion fortsetzen, während andernfalls eben
die Mittel auf die Dauer des Kredites seinem Wirtschaftsbetriebe
fern geblieben wären. Dieser Unterschied der Liquidität, die Folge
der organischen Verschiedenheit der Privatwirtschaften von Ver
braucher und Erzeuger, dient eben dem Handel als Basis für seine
Kreditvermittlung.
Auf die näheren Ursachen des höheren oder niedrigeren
Grades der Liquidität einzugehen, gehört eigentlich der Betriebs
lehre zu, hier sollen sie nur insoweit es das Verständnis des Zu
sammenhanges erfordert, erörtert werden. Die Liquidität eines
Betriebes steht mit der Umsatzdauer in engstem Zusammenhänge.
Diese letztere setzt sich aus der Lagerzeit, welche sich aus dem
Warenkonto nach dem Verhältnis von Durchschnittsbestand und
Gesamtumsatz ergibt, plus dem den Kunden durchschnittlich ge
währtem Kredite, der in analoger Weise aus dem Debitorenkonto
zu entnehmen ist, zusammen. Von dieser Zeit kann ein Teil durch
fremdes Kapital, z. B. in Form des von den Lieferanten gewährten
Durchschnittskredites gedeckt sein oder etwa auch durch Bevor
schussung der Warenforderungen (Wechsel- und Buchforderungs
konto). Jedem Unternehmen ist nun ein gewisser Umsatzrhythmus
eigen. Dieser ergibt sich aus dem Verhältnisse der Vermögens
größe zum Umsätze, der sogenannten Kapitalsintensität 1 ). Ange
nommen, Produzent und Konsument würden über gleich hohes
Kapital verfügen und hätten den gleichen Umsatz zu bewältigen,
die Umsatzdauer beim konsumierenden Betriebe wäre aber infolge
längerer Lagerdauer und ausgedehnterer Verkaufskredite bedeutend
größer. Mit anderen Worten: der Umsatzrhythmus wäre langsamer.
Da längerer Lagerdauer bei gleichem Umsätze ein größerer Waren
bestand entspricht, längere Kreditgewährung eine entsprechend
höhere Summe von Außenständen bedingt, so sind diese Erschei
nungen mit einem höheren Gesamtvermögen gleichbedeutend, das
entweder durch eigenes oder aber durch fremdes Kapital gedeckt
sein kann. Die Form, in der letzteres in einem Unternehmen
arbeitet, vermag eine sehr verschiedene zu sein. Diejenige, deren sich
der Handel zum Ausgleiche der verschiedenen Umsatzrhythmen
vornehmlich bedient, ist der Warenkredit. Nach dem bei früheren
! ) H. Nieklisch. Betriebslehre. Privatwirtschaftslehre des Handels. I. Band.
Die Organisation der Unternehmung als Organisation des Vermögens
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