Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

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Mangel einen unmittelbaren Geschäftsabschluß nicht zuläßt Der 
Verbraucher verfügt nicht über den Gegenwert, den der Erzeuger 
etwa sogleich oder schon nach kurzer Frist zur Aufrechterhaltung 
der Produktion benötigt. Der Händler schiebt sich ein, der 
einerseits dem Erzeuger den Gegenwert innerhalb der gewünschten 
Zeit abstattet, anderseits aber dem Verbraucher länger stundet, 
kreditiert. Dieser gewinnt dadurch Zeit, den Gegenwert zu 
produzieren. Die Bedeutung der Kreditfunktion des Handels liegt 
klar zutage. Der Produzent erhält rasch wieder flüssige Mittel zu 
geführt, kann die Produktion fortsetzen, während andernfalls eben 
die Mittel auf die Dauer des Kredites seinem Wirtschaftsbetriebe 
fern geblieben wären. Dieser Unterschied der Liquidität, die Folge 
der organischen Verschiedenheit der Privatwirtschaften von Ver 
braucher und Erzeuger, dient eben dem Handel als Basis für seine 
Kreditvermittlung. 
Auf die näheren Ursachen des höheren oder niedrigeren 
Grades der Liquidität einzugehen, gehört eigentlich der Betriebs 
lehre zu, hier sollen sie nur insoweit es das Verständnis des Zu 
sammenhanges erfordert, erörtert werden. Die Liquidität eines 
Betriebes steht mit der Umsatzdauer in engstem Zusammenhänge. 
Diese letztere setzt sich aus der Lagerzeit, welche sich aus dem 
Warenkonto nach dem Verhältnis von Durchschnittsbestand und 
Gesamtumsatz ergibt, plus dem den Kunden durchschnittlich ge 
währtem Kredite, der in analoger Weise aus dem Debitorenkonto 
zu entnehmen ist, zusammen. Von dieser Zeit kann ein Teil durch 
fremdes Kapital, z. B. in Form des von den Lieferanten gewährten 
Durchschnittskredites gedeckt sein oder etwa auch durch Bevor 
schussung der Warenforderungen (Wechsel- und Buchforderungs 
konto). Jedem Unternehmen ist nun ein gewisser Umsatzrhythmus 
eigen. Dieser ergibt sich aus dem Verhältnisse der Vermögens 
größe zum Umsätze, der sogenannten Kapitalsintensität 1 ). Ange 
nommen, Produzent und Konsument würden über gleich hohes 
Kapital verfügen und hätten den gleichen Umsatz zu bewältigen, 
die Umsatzdauer beim konsumierenden Betriebe wäre aber infolge 
längerer Lagerdauer und ausgedehnterer Verkaufskredite bedeutend 
größer. Mit anderen Worten: der Umsatzrhythmus wäre langsamer. 
Da längerer Lagerdauer bei gleichem Umsätze ein größerer Waren 
bestand entspricht, längere Kreditgewährung eine entsprechend 
höhere Summe von Außenständen bedingt, so sind diese Erschei 
nungen mit einem höheren Gesamtvermögen gleichbedeutend, das 
entweder durch eigenes oder aber durch fremdes Kapital gedeckt 
sein kann. Die Form, in der letzteres in einem Unternehmen 
arbeitet, vermag eine sehr verschiedene zu sein. Diejenige, deren sich 
der Handel zum Ausgleiche der verschiedenen Umsatzrhythmen 
vornehmlich bedient, ist der Warenkredit. Nach dem bei früheren 
! ) H. Nieklisch. Betriebslehre. Privatwirtschaftslehre des Handels. I. Band. 
Die Organisation der Unternehmung als Organisation des Vermögens 
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