Full text: 19. Jahrbuch der K. K. Exportakademie (19)

Sprachen und Weltverkehr. 
Es wäre eine dankenswerte Aufgabe, klarzustellen, welchen 
Einfluß die Sprachkenntnisse auf das Wachstum des Handels und 
der Industrie ausgeübt haben und noch immer ausüben. Zweifel 
los ist es ungemein schwierig, bei Einwirkung so vieler Kräfte und 
Ursachen ein einziges Element zu isolieren. Es handelt sich selbst 
verständlich bei einer derartigen Frage nur um jene Epochen, in 
denen man von einem Welthandel und Weltverkehr im modernen 
Sinne sprechen kann. Man sollte meinen, daß bis zu einem gewissen 
Grade eine Orientierung möglich sei, da ja Welthandel und Welt 
verkehr sehr jungen Datums sind. 
Wer es zuwege bringt, die große Resultante in ihre einzelnen 
Komponenten zu zerlegen, der wird sicherlich die nicht unbedeutende 
Mithilfe, die der Kenntnis, Verbreitung und Benützung der Sprachen 
bei dieser großen Umwälzung der Verhältnisse auf der Weltbühne 
zukommt, nachweisen können. 
Weit entfernt davon diese Aufgabe zu lösen, will diese Skizze 
es versuchen, auf einige einschlägige Punkte hinzuweisen, ins 
besondere die Hauptunterschiede der alten und neuen Kultur an 
zugeben und einige vielleicht nutzbringende Schlüsse ,.an diese 
Betrachtungen anzuknüpfen. 
Nicht nur die prähistorische Zeit, die Zeiten der wilden 
wandernden Horden können wir übergehen, wir können sogar 
behaupten, daß von einem den ganzen Erdball umspannenden 
Weltverkehr erst im 19. Jahrhundert gesprochen werden kann. 
Was in der Vergangenheit von einzelnen Nationen, die sich 
besonders hervortaten, wie von den Ägyptern, Phöniziern, Kar 
thagern geleistet worden ist, sind, verglichen mit den modernen 
Verhältnissen, doch nur Gehversuche und für unsere Betrachtung 
ohne Bedeutung. Es ist keineswegs zu leugnen, daß diese Evolutionen 
einzelner alter Völker wichtige Glieder in der Entwicklung der 
Zivilisation zu bilden berufen waren, aber ihre Bedeutung ^ist 
namentlich von den Verehrern des Altertums allzusehr überschätzt 
worden. 
In einer ansprechenden Abhandlung über .Kultursprachen 
und Sprachherrschaft" weist Dr. Braunhofer mit Recht darauf hin, 
daß bei Betrachtung der Idiome Innerasiens, Innerafrikas, des 
indischen Archipels, der Sundainseln, Neu-Guineas und Neuhollands,
	        
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