Sprachen und Weltverkehr.
Es wäre eine dankenswerte Aufgabe, klarzustellen, welchen
Einfluß die Sprachkenntnisse auf das Wachstum des Handels und
der Industrie ausgeübt haben und noch immer ausüben. Zweifel
los ist es ungemein schwierig, bei Einwirkung so vieler Kräfte und
Ursachen ein einziges Element zu isolieren. Es handelt sich selbst
verständlich bei einer derartigen Frage nur um jene Epochen, in
denen man von einem Welthandel und Weltverkehr im modernen
Sinne sprechen kann. Man sollte meinen, daß bis zu einem gewissen
Grade eine Orientierung möglich sei, da ja Welthandel und Welt
verkehr sehr jungen Datums sind.
Wer es zuwege bringt, die große Resultante in ihre einzelnen
Komponenten zu zerlegen, der wird sicherlich die nicht unbedeutende
Mithilfe, die der Kenntnis, Verbreitung und Benützung der Sprachen
bei dieser großen Umwälzung der Verhältnisse auf der Weltbühne
zukommt, nachweisen können.
Weit entfernt davon diese Aufgabe zu lösen, will diese Skizze
es versuchen, auf einige einschlägige Punkte hinzuweisen, ins
besondere die Hauptunterschiede der alten und neuen Kultur an
zugeben und einige vielleicht nutzbringende Schlüsse ,.an diese
Betrachtungen anzuknüpfen.
Nicht nur die prähistorische Zeit, die Zeiten der wilden
wandernden Horden können wir übergehen, wir können sogar
behaupten, daß von einem den ganzen Erdball umspannenden
Weltverkehr erst im 19. Jahrhundert gesprochen werden kann.
Was in der Vergangenheit von einzelnen Nationen, die sich
besonders hervortaten, wie von den Ägyptern, Phöniziern, Kar
thagern geleistet worden ist, sind, verglichen mit den modernen
Verhältnissen, doch nur Gehversuche und für unsere Betrachtung
ohne Bedeutung. Es ist keineswegs zu leugnen, daß diese Evolutionen
einzelner alter Völker wichtige Glieder in der Entwicklung der
Zivilisation zu bilden berufen waren, aber ihre Bedeutung ^ist
namentlich von den Verehrern des Altertums allzusehr überschätzt
worden.
In einer ansprechenden Abhandlung über .Kultursprachen
und Sprachherrschaft" weist Dr. Braunhofer mit Recht darauf hin,
daß bei Betrachtung der Idiome Innerasiens, Innerafrikas, des
indischen Archipels, der Sundainseln, Neu-Guineas und Neuhollands,