Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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in zweiter Hand). In Südafrika ist noch zwischen Farmers- und 
Natives-Wollen zu unterscheiden. Erstere stellen die Produktion 
von Kolonisten dar, die der weißen Rasse angehören, während 
letztere von Angehörigen afrikanischer Stämme herrühren. Natives- 
Wollen und auch die Wollen kleiner Farmer, besonders die der 
ehemaligen Burenrepubliken, kommen erst auf dom Umwege über 
den shopkeeper und dessen Hintermann in die Hand des Exporteurs. 
Der shopkeeper, welcher diesen kleinen Produzenten die Bedarfs 
artikel für das tägliche Leben liefert, ist gezwungen, die Wolle 
seiner Kundschaft anzukaufen, da er diese sonst verlieren würde. 
Er verkauft sie wieder an seine Warenlieferanten in den 
größeren Städten, welche sie dann an die Exporteure abgeben. 
Verteuert wird die Wolle durch diesen Kettenhandel nur ganz 
unwesentlich, denn die Zwischenglieder wollen ja nur an 
dem eigentlichen Warengeschäfte verdienen. Die Cap wolle ge 
langt über East-London, Port-Elizabeth, Durban und Capstadt zur 
Ausfuhr. 
Für die La Plata-Staaten kommt die Versendung nach 
europäischen Stapelplätzen, vor allem nach Antwerpen, da Le 
Havre seine Bedeutung vollkommen eingebüßt hat, nur noch in 
geringem Maße in Betracht, denn der Großteil der Wollen, welche 
über Buenos-Äires, Montevideo und in einem geringen Maße auch 
über Bahia-blanca zur Ausfuhr gelangen, wird vom europäischen 
Konsum direkt bezogen. Der Bruchteil der Produktion, welcher 
in Antwerpen verkauft wird, befindet sich zumeist, wie es zum 
Teil bei Capwollen der Fall ist, in den Händen überseeischer 
Spekulanten und Exporteure, welche sie auf den dortigen Märkten 
der Hafenplätze, wohin sie die Estaneieros nach der Schur bringen, 
aufkaufen. Der Verkauf dieser Wollen auf den europäischen 
Stapelplätzen erfolgt entweder freihändig oder im Wege der 
Auktion, und zwar bevorzugt der Londoner Platz die Auktionen, 
während in Antwerpen beide Verkaufsarten üblich sind. 
Dio direkten Importe, die in den SechÄerjahren des ver 
gangenen Jahrhunderts durch .die Händler aufkamen und denen 
sich wenige Jahre nachher die Industriellen zugesellten, haben 
schnell an Boden gewonnen. Man versteht darunter den direkten 
Einkauf beim Produzenten seitens der Händler und der kapitals 
kräftigen Konsumenten, sei es durch eigene Einkäufer, sei es 
durch Vermittlung von Wollkommissionsfirmen. Wie die Ein 
käufer beziehungsweise Kommissionsfinnen den Einkauf durch 
führen, ist in den einzelnen Produktionsländern verschieden. In 
Australien . bedienen sie sich zur Entledigung ihres Auftrages 
der in den Verschiffungsplätzen abgehaltenen Auktionen (Sydney, 
Brisbane, Melbourne, Geelong, Adelaide und Dunedin in Neusee 
land), während sie am Cap vorwiegend freihändig auf den Märkten 
der Hafen- und größeren Binnenstädte einkaufen, denn die in 
Port-Elizabeth und Durban stattfindenden Auktionen haben nicht 
die Bedeutung der australischen; sie dienen eigentlich nur zur
	        
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