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in zweiter Hand). In Südafrika ist noch zwischen Farmers- und
Natives-Wollen zu unterscheiden. Erstere stellen die Produktion
von Kolonisten dar, die der weißen Rasse angehören, während
letztere von Angehörigen afrikanischer Stämme herrühren. Natives-
Wollen und auch die Wollen kleiner Farmer, besonders die der
ehemaligen Burenrepubliken, kommen erst auf dom Umwege über
den shopkeeper und dessen Hintermann in die Hand des Exporteurs.
Der shopkeeper, welcher diesen kleinen Produzenten die Bedarfs
artikel für das tägliche Leben liefert, ist gezwungen, die Wolle
seiner Kundschaft anzukaufen, da er diese sonst verlieren würde.
Er verkauft sie wieder an seine Warenlieferanten in den
größeren Städten, welche sie dann an die Exporteure abgeben.
Verteuert wird die Wolle durch diesen Kettenhandel nur ganz
unwesentlich, denn die Zwischenglieder wollen ja nur an
dem eigentlichen Warengeschäfte verdienen. Die Cap wolle ge
langt über East-London, Port-Elizabeth, Durban und Capstadt zur
Ausfuhr.
Für die La Plata-Staaten kommt die Versendung nach
europäischen Stapelplätzen, vor allem nach Antwerpen, da Le
Havre seine Bedeutung vollkommen eingebüßt hat, nur noch in
geringem Maße in Betracht, denn der Großteil der Wollen, welche
über Buenos-Äires, Montevideo und in einem geringen Maße auch
über Bahia-blanca zur Ausfuhr gelangen, wird vom europäischen
Konsum direkt bezogen. Der Bruchteil der Produktion, welcher
in Antwerpen verkauft wird, befindet sich zumeist, wie es zum
Teil bei Capwollen der Fall ist, in den Händen überseeischer
Spekulanten und Exporteure, welche sie auf den dortigen Märkten
der Hafenplätze, wohin sie die Estaneieros nach der Schur bringen,
aufkaufen. Der Verkauf dieser Wollen auf den europäischen
Stapelplätzen erfolgt entweder freihändig oder im Wege der
Auktion, und zwar bevorzugt der Londoner Platz die Auktionen,
während in Antwerpen beide Verkaufsarten üblich sind.
Dio direkten Importe, die in den SechÄerjahren des ver
gangenen Jahrhunderts durch .die Händler aufkamen und denen
sich wenige Jahre nachher die Industriellen zugesellten, haben
schnell an Boden gewonnen. Man versteht darunter den direkten
Einkauf beim Produzenten seitens der Händler und der kapitals
kräftigen Konsumenten, sei es durch eigene Einkäufer, sei es
durch Vermittlung von Wollkommissionsfirmen. Wie die Ein
käufer beziehungsweise Kommissionsfinnen den Einkauf durch
führen, ist in den einzelnen Produktionsländern verschieden. In
Australien . bedienen sie sich zur Entledigung ihres Auftrages
der in den Verschiffungsplätzen abgehaltenen Auktionen (Sydney,
Brisbane, Melbourne, Geelong, Adelaide und Dunedin in Neusee
land), während sie am Cap vorwiegend freihändig auf den Märkten
der Hafen- und größeren Binnenstädte einkaufen, denn die in
Port-Elizabeth und Durban stattfindenden Auktionen haben nicht
die Bedeutung der australischen; sie dienen eigentlich nur zur