Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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Antwerpen. Im Gegensätze zu London, welches sich trotz 
der zunehmenden direkten Importe seine Stellung gewahrt hat, 
spielt Antwerpen als europäischer Stapelplatz für La Platawollen 
heute nur noch eine geringe Rolle. So belief sich beispielsweise 
im Jahre 1912 (in der Zeit vom 1. November bis 31. Oktober) 
die gesamte Einfuhr von La Platawollen nach Europa auf 
460.000 Ballen 1 ) und jene nach den Vereinigten Staaten auf 
37.000 Ballen; in Antwerpen dagegen wurden im gleichen Jahre 
nur 28.500 Ballen abgesetzt. Auktionen finden jährlich sechs, 
von denen jede gewöhnlich fünf Tage andauert, statt. La Plata 
wollen kommen durchwegs als Schweißwollen in den Handel. 
Die Preisnotierung erfolgt in Francs und Centimes pro Kilo 
gramm, zahlbar per Kassa ohne Eskont. 
Le Havre. Dieser Platz ist zugunsten der direkten Importe 
noch mehr als Antwerpen in seiner Bedeutung zurückgegangen, 
denn der am günstigsten für die nordfranzösische Industrie, um 
die Zentren Reims, Roubaix, Tourcoing gelegene Hafen ist Dün 
kirchen. Erwähnenswert, wenn auch ohne Bedeutung, ist, daß 
dort für Schweißwolle auch der börsenmäßige Terminhandel Ein 
gang gefunden hat. 
Bremen. Hand in Hand mit dem industriellen Aufschwünge 
im Deutschen Reiche seit 1870, haben sich Wollhändler und -Ver 
braucher zum Großteil von der Abhängigkeit von den west 
europäischen Wollmärkten frei gemacht und den Kolonial- und 
La Platawollen den Weg über Bremen gewiesen, welcher Platz 
besonders für die österreichisch-ungarische Industrie in Betracht 
kommt. Nicht nur als Importplatz, sondern auch als Wollmarkt 
hat Bremen eine große Bedeutung erlangt. 
Die Preisnotierungen erfolgen in Mark und Pfennigen pro 
ein halbes Kilogramm. 
Weiters kommen noch als kontinentale Wollhandelsplätze 
überseeischer Wollen in Betracht: Roubaix-Tourcoing, Mar 
seille für asiatische und Mazamet (Departement Tarn in Süd 
frankreich) für überseeische Gerberwollen, denn dort wird im 
großen Maßstabe die Ablösung der Wolle von den Schaffellen, 
welche vom südamerikanischen und australischen Gefrierfleische 
stammen, vorgenommen. 
Kammzug. 
Aus der Wolle können zwei Arten von Garnen erzeugt werden, 
nämlich Streichgarn und Kammgarn; das erstere ist schwach 
gedreht, rauh und gut verfilzungsfähig, während das letztere stark 
i) Im Vergleiche zu den Kolonialwollen ist die Ballenanzahl nur eine 
geringe; der Grund ist der, daß die Ballengewichte in den einzelnen über 
seeischen Staaten außerordentlich stark voneinander abweiehen. So betrug in 
der Saison 1912/13 das Durchschnittsgewicht pro Ballen für Wolle aus Ar 
gentinien 409 kg, aus Uruguay 468 kg, aus Australien 145 kg (Schweißwolle wurde 
dort zu Ballen von ungefähr 200 kg, Rüokenwäsche zu 160 kg und gewaschene 
Wolle zu 130 kg verpackt) und aus Südafrika annähernd 125 kg. 
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