Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

Vorwort. 
Die serbische Industrie — ja, gibt es denn das überhaupt? 
— wird mancher überrascht ausrufen. Und in der Tat ist eine 
solche Vorstellung gar nicht im Einklang mit den Schilderungen, 
die uns eine kriegsbegeisterte Presse von Serbien gegeben hat, 
einem Lande, das man sich als nur von Schweinezüchtern, Schaf 
hirten und Meuchelmördern bewohnt vorzustellen hatte. Nein, im 
Ernst, wir wußten im allgemeinen herzlich wenig von diesem von 
der Natur so reich gesegneten Lande, dieser Pforte zum Orient, 
wie man es genannt hat. Und doch war Serbien neben den übrigen 
Balkanländern ein Hauptabnehmer unserer industriellen Erzeug 
nisse; daß wir anderseits den Serben aus Rücksicht auf Ungarn 
ihr überschüssiges Vieh und Getreide nicht abnehmen durften, 
hatte nicht nur die bekannten politischen Folgen, sondern führte 
auch zu einer Erstarkung ihrer Industrie. 
Die vorliegende Schrift stellt sich nun die Aufgabe, eine 
kurze, daher keineswegs erschöpfende Darstellung des serbischen 
Klein- und Großgewerbes zu geben, und zwar zur Zeit vor dem 
Krieg und besonders während der Besetzung durch Österreich- 
Ungarn und Bulgarien; anschließend soll auf künftige Entwicklungs- 
möglichkeiten hingewiesen werden. 
Dabei ist aber unbedingt notwendig, vorher eine Schilderung 
der gegenwärtigen Lage der Landwirtschaft und Viehzucht zu geben, 
die ja in erster Linie die serbische Industrie mit Rohstoffen zu 
versorgen haben; auch die übrigen einheimischen Rohstoffquellen, 
wie Wald und Bodenschätze, sollen vorher besprochen werden. 
Der Verfasser hat als Teilnehmer einer vom Kommando des 
Kriegspressequartiers in der zweiten Julihälfte 1917 veranstalteten 
Studienreise heimischer Fachleute nach dem damaligen k. u. k. 
serbischen Besetzungsgebiet Gelegenheit, vieles^ aus eigener An 
schauung kennen zu lernen, so daß diese Schrift zugleich einen 
Bericht über diese Reise bildet. 
Eine weitere Quelle für diese Studie bildet der ausgezeich 
nete Bericht, den Prof. Dr. Norbert Krebs 1 ) über zwei von der 
i) Prof. Dr. Norbert Krebs, Wirtscbaftsgeosraphische Beobachtungen 
auf den beiden Studienreisen in Serbien. Mit statistischen Tabellen von Doz. 
Dr. Hermann Leiter. Separatabdruck aus den „Mittedungen der k. k. Geo 
graphischen Gesellschaft in Wien”, 1917, Bd. 60, Heft 4. 
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