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greif lieb, daß der mittlere Bodenertrag in Serbien geringer ist als
in dem klimatisch ähnlichen Slawonien. Er wird für Weizen mit
•9 2 q und für Mais mit 11'9 q auf 1 ha angenommen und wer die
■stark verunkrauteten Felder gesehen hat, findet diese Zahlen noch
hoch genug. Auch bei uns beträgt der Durchschnittsertrag für
Winterweizen auf Bauernböden nur etwa 9 q, während er sich bei
Großgütern auf 12 bis 15 q beläuft, in hochkultivierten Ländern
auf 16 bis 28 q. Für Mais wird der mittlere Hektarertrag gewöhnlich
7M 23 q angegeben. Aus diesen Zahlen geht jedenfalls hervor, daß
Serbien durch Einführung entsprechender Betriebsverbesserungen
seine Erzeugung an Getreide noch wesentlich steigern kann. Den
■ersten Schritt dazu unternommen zu haben, ist das bleibende
Verdienst der österreichisch-ungarischen Militärverwaltung.
Diese fand bei der Übernahme der Verwaltung sehr schwierige
Verhältnisse vor. Infolge der zwei Balkankriege und des Krieges
mit Österreich-Ungarn waren die Felder zum großen Teil nicht
bebaut worden, so daß jetzt, besonders in den gebirgigen Gegenden,
Mangel an Getreide herrschte. Das k. u. k. Militär-Generalgouver
nement mußte also, um einer Hungersnot vorzubeugen, Mehl, so
wie ungarisches und rumänisches Getreide einführen und an die
Bevölkerung verteilen. Ferner mußten für den Winteranbau Saat
gut und landwirtschaftliche Geräte beschafft werden. Das vielfach
im beschädigten Zustand Vorgefundene Material, darunter auch
Dreschmaschinen, wurde ausgebessert. In die fruchtbare Macva
wurden Dampfpflüge entsendet. Auch die schwierige _Frage der
Aufbringung der Arbeitskräfte wurde erfolgreich gelöst. Schon
im Frieden waren es hauptsächlich die P’rauen und die halb
wüchsige Jugend, die die Feldarbeiten besorgten; außerdem wurde
die noch vorhandene männliche Bevölkerung, wenn nötig zwangs
weise zur Arbeitsleistung herangezogen. Auch russische und italie
nische Kriegsgefangene wurden verwendet, nicht zu vergessen der
eifrigen Tätigkeit der Besetzungstruppen, die hauptsächlich staat
liche und von ihren Besitzern verlassene Gründe bebauten. Wir
sahen während der Fahrt öfters auf Feldern große Tafeln mit der
Bezeichnung der betreffenden Truppenkörper, die das Feld be
treuten. Durchschnittlich wurden für die Ernte des Jahres 1916
90% der Friedensanbaufläche bearbeitet, eine in Anbetracht der
Verhältnisse ganz außerordentliche Leistung. In verschiedenen
Kreisen wurden landwirtschaftliche Stationen geschaffen, die als
Musterwirtschaften der Bevölkerung den besten Anschauungsunter
richt im neuzeitlichen landwirtschaftlichen Betrieb gaben. Für die
Ernte 1917 wurden folgende Flächen bestellt:
200.000 ha Mais
171.000 „ Weizen
14.500 „ Hafer
10.000 „ Gerste
3.100 „ Koggen
3.800 „ Kartoffeln.