Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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Im Jahre 1916 war bekanntlich die Weizenernte gut und die 
Maisernte schlecht, 1917 hingegen war der Ertrag an Weizen für 
serbische Verhältnisse sehr befriedigend, während der Mais,. be 
sonders der spät angebaute, durch die Trockenheit stark gelitten 
hatte, aber immerhin einen etwas besseren Durchschnittsertrag 
lieferte als im Vorjahr. Jedenfalls war es in beiden Jahren mög 
lich, nach Befriedigung des eigenen Bedarfs für Zivilbevölkerung 
und Militär, sehr erhebliche Mengen dem Hinterland zur Verfügung 
zu stellen. 
Die landwirtschaftliche Fürsorge unserer Militärverwaltung 
erstreckte sich aber nicht bloß auf den Getreidebau, auch die 
Kultur anderer Nutzpflanzen wurde eitrigst gefördert. Merk 
würdigerweise scheint die Kartoffel im Gegensatz zum Mais, trotz 
dem sie doch auch aus Amerika stammt, in Serbien nicht recht 
zu gedeihen; man sagt, sie entarte dort. Im Jahre 1910 betrug 
die Ernte in ganz Serbien 850.000 q. Das Militär-General 
gouvernement ließ 1917 3800 ha mit Kartoffeln anbauen, wobei 
aber der gartenmäßige Anbau nicht miteingereehnet ist; das 
würde bei einem mittleren Ertrag ungefähr 600.000 q entsprechen. 
Bei dem Umstande, daß die Kartoffel auf das Hektar einen weit 
größeren Ertrag an Nährstoffen (3100 kg Kohlehydrate und 310 kg 
Eiweiß) liefert als der Mais (1495 kg Kohlehydrate, 230 kg Eiweiß 
und 110 kg Fett), wäre die Förderung des serbischen Kartoffel 
baues durch Heranzüchtung geeigneter, dem Klima angepaßten 
Sorten wohl wünschenswert. Allerdings ist die Aufbewahrung 
der Kartoffeln schwieriger als die des Getreides und oft mit 
großen Verlusten verbunden. Für den Anbau der Zuckerrübe 
(Serbien besitzt zwei Zuckerfabriken), die als Hackfrucht viel 
Pflege braucht, war die Kriegszeit wenig günstig. Im Jahre 1912 
wurden 2,000.000 q Zuckerrüben geerntet, was ungefähr.. einer 
Menge von 300.000 q Rohzucker entspricht. Von Hülsenfrüchten 
werden hauptsächlich Bohnen angebaut, gewöhnlich zusammen 
mit Mais (Ernte 1910 620.000 q). Sehr gut gedeiht in Serbien 
die ungarische Hirse (Mohär), von der das Militär-Generalgouverne 
ment. auch beträchtliche Saatgutmengen zur Verfügung gestellt 
hat. Der Gemüsebau ist in Serbien nicht sonderlich entwickelt 
und wird meist in der Nähe der größeren Städte betrieben. 
1910 betrug die Ernte an Kraut 590.000 q, an Zwiebeln 543.000 
und an Knoblauch 77.000 q. Sonst baut man hauptsächlich noch 
Kürbisse, gelbe Rüben, Paprika, Tomaten und die Eierfrucht. Den 
Anbau von Futterpflanzen hat der serbische Bauer bisher nur 
wenig betrieben, doch zwingt ihn die Abnahme der Weiden in 
folge ihrer Umwandlung in Ackerland, das Versäumte nachzuholen. 
Die Ernte an Klee wird 1910 mit 760.000 q angegeben. Gepflegte 
Wiesen sind noch selten. Auf den sonnseitigen Hängen wird im 
Hochsommer das Gras durch die glühende Sonne verbrannt, wo 
durch stellenweise keine zweite Heuernte möglich wird. Dafür 
ist allerdings das Bergheu von besonderer Güte, reich an Nähr-
	        
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