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der Mangel an Kupfervitriol und Schwefel sehr unangenehm
fühlbar. Der eingefübrte Vitriol diente hauptsächlich zum Beizen
des Saatgetreides, um die verschiedenen Brandspuren abzutöten.
Die Weinerzeugung Serbiens entspricht ungefähr der Steiermarks
und betrug 1908 450.000 hl.
Auf den einträglichen Obstbau verwendet der serbische Bauer
wohl die meiste Mühe. Die von den Obstgärten eingenommene
Fläche schätzt man auf 80.000 ha. Wie in Bosnien herrschen
auch hier die Zwetschken weitaus vor, die im frischen Zustand
und besonders als Dörrpflaumen wie auch als Mus (serbisch:
Lequar) einen wichtigen Ausfuhrgegenstand bilden. Ein Teil wird
auch auf Branntwein (Slibowitz) verarbeitet. Da die Bevölkerung
nicht gewohnt war, gegen den Raupenfraß etwas zu unternehmen,
hatte auch hier unsere Verwaltung aufklärend eingewirkt. Auch
Spätfröste und Hagelschlag verursachen oft Mißernten. Die
Zwetschkenernte wird in guten Jahren auf etwa 5,000.000 q ge
schätzt. Im Jahre 1908 wurden 490.418 q Dörrpflaumen und
148.983 q Mus größtenteils nach Österreich-Ungarn und Deutsch
land ausgeführt. Zum Vergleich sei auch die Dörrpflaumenausfuhr
Bosniens angeführt, die 1911 über 300.000 q betrug 1 )- Die Äpfel
ernte Serbiens beträgt nur etwa den zehnten Teil der Zwetschken
ernte und das übrige Obst, wie Birnen, Nüsse, Kirschen, Pfirsiche,
Quitten, Aprikosen und Weichsein, spielt eine noch geringere
Rolle. Während der Besetzung wurden die Zwetschken und die
daraus hergestellten Erzeugnisse beschlagnahmt.
Viehzucht.
Infolge der fortschreitenden Umwandlung von Weideland in
Ackerboden war der serbische Viehbestand, der aber vor dem
Krieg noch immer den Hauptreichtum des Landes bildete, im
steton Abnehmen begriffen; auch trug der Zollkrieg mit der öster
reichisch-ungarischen Monarchie, namentlich zur Verminderung der
Schweinezucht bei. Im Jahre 1910 besaß Serbien fast eine Million
Rinder, darunter aber nur sehr wenig Kühe, so daß im Gegensatz
zu unseren Alpenländerm die Gewinnung von Milch und Erzeug
nissen daraus (Butter, Käse) ganz unbedeutend ist und kaum den
Eigenbedarf der Bevölkerung deckt. Das Vieh bleibt fast das
ganze Jahr hindurch auf der Weide, auch bei Nacht. Die Ställe
für die Winterzeit sind von sehr mangelhafter Beschaffenheit.
Das serbischo Rind gehört einer kleinen, aber infolge seiner halb-
wilden Lebensweise widerstandsfähigen und ausdauernden Rasse
an; das Gewicht beträgt nur 3 bis 4 q. Das Fleisch ist von vor
züglicher Güte. Nur in Nordserbien findet sich hauptsächlich ein
aus Ungarn stammender großer Schlag. Selbstverständlich ist der
Rinderbestand durch den langen Krieg ai'g mitgenommen worden,
rj Prof. S. F eitler, Einiges über bosnisch - hercegovinische Industrie.
Jahrbuch der Exportakademie 1907/08.