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nannten Hanfspinnereien. 1911 betrug Serbiens Ausfuhr an Roh
hanf I&.400 q und an verarbeitetem ITanf 8700 q.
Die größten industriellen Anlagen Serbiens befanden sieh
bekanntlich in Kragujevac, wo anfangs der Vierzigerjahre des
vergangenen Jahrhunderts das Kriegsarsenal und die Waffenfabrik
gegründet wurden. Es gibt oder gab da unter anderm eine Kanonen
gießerei, eine Lafettenfabrik, eine Munitions- und eine Gewehrfabrik.
Ferner befinden sich in Kragujevac auch Eisonbahnwerkstätten..
Über die gegenwärtigen Verhältnisse ist nichts Näheres bekannt..
Eine sehr gut eingerichtete staatliche Pulverfabrik ist in Obilicev»
bei Krusevac. Als Staatsanstalt wäre auch noch die kgl. Staats
druckerei in Belgrad zu nennen.
Die Verarbeitung des im Lande erzeugten und eingeführten
Tabaks bildet in Serbien wie bei uns ein Staatsmonopol, das aber
an ein privates Unternehmen verpachtet ist. Da die betreffende
Fabrik in Belgrad fast ganz zerstört ist, wurde von der k. u. k.
Militärverwaltung in den Räumen einer früheren Strohhutfabrik
eine Zigarettenfabrik eingerichtet. Sie verarbeitete außer den ser
bischen und mazedonischen auch türkische und kleinasiatische
Tabaksorten, hat zwei Schneidemaschinen und zwei „Exzelsior”-
Zigarettenmaschinen im Betrieb und kann täglich eine halbe Million
Zigaretten und 1 (-0.0.00 Pakete Pfeifentabak erzeugen.
Ziemlich günstige Bedingungen findet in Serbien die Leder
fabrikation; die Schlachthäuser liefern die Häute und Felle, der
Wald die Gerbstoffe (Eichen- und Fichtenrinde, Galläpfel und
Knoppern) und auch der notwendige Kalk ist leicht zu beschaffen.
Die älteste Lederfabrik mit Maschinenbetrieb wurde 1880 bei
U/.ice errichtet, eine ist in Jagodina, eine kleine Handgerberei
in Krusevac und die jüngste bei Belgrad, Da diese der Firma
Gerlach, M. Flesch A.-G. gehörige Fabrik ganz zerschossen ist,,
wurden die Maschinen mit Bewilligung des k. u. k. Militär-General
gouvernements ins Hinterland gebracht. Während der Besetzung
war jedwedes Gerben verboten und nur die k. u. k. Lederfabrik
in Kragujevac in Betrieb, die ausschließlich für den militärischen
Bedarf Sohlen- und Oberleder erzeugte.
Wie die anderen Balkanländer hat auch Serbien versucht,,
sich durch eigene Rübenzuckerfabriken von der Einfuhr unab
hängig zu machen. Eine befindet sich im bulgarischen Ver
waltungsgebiet in Öuprija (an der Morava), die zweite in Belgrad.
Auch diese Fabrik ist durch die Beschießung stark mitgenommen
worden. Doch ist es gelungen, die mit Raffineriebetrieb ver
bundene Rohzuckerfabrik für die Kampagne 1918 wieder herzu
stellen.
Die in Belgrad bestehenden Anlagen zur Verarbeitung der
hauptsächlich aus den Schlachthäusern stammenden Knochen sind
durch die Beschießung der Festung größtenteils zerstört worden.
Man erzeugte durch Dämpfen der Knochen oder durch Extraktion
mittels Benzin das für technische Zwecke viel verwendete Knochen-